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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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meine Lieblingsköchin…«, streute ihr der Fischhändler Rosen. »Was darf es denn heute sein? Wir hätten einen frischen Schill oder auch einen ganz wunderbaren Angler. Für ein gutes Fischbeuschlsupperl könnt’ ich Ihnen Gräten, Flossen, Köpfe und diverses anderes Kleinzeug von den Fischen zu einem besonders guten Preis geben. Und was wir heute noch haben, sind Karpfen aus dem Waldviertel. Ganz frisch und net so groß wie sonst. Darum schmecken s’ auch äußerst delikat. Nicht so sumpfig und ledrig wie die großen. Also die Karpfen kann ich Ihnen wärmstens empfehlen…«
    Aurelia ließ sich die Karpfen zeigen, die wirklich noch jung und schlank waren und wunderbar frisch aussahen. Ursprünglich wollte sie ja einen ›Fogosch au gratin‹ machen, aber der Fischhändler hatte sie nun auf eine andere Idee gebracht: Heute Mittag würde es im Hause Schmerda ›Schwarzfisch‹ geben. Ein Rezept, das sie nun schon längere Zeit nicht mehr zubereitet hatte, da ihr die Qualität der Karpfen nicht wirklich zugesagt hatte. Auf dem Rückweg kaufte sie am Naschmarkt Wurzelwerk, Zwiebeln, Zitronen, Orangen, Nüsse, Mandeln und Dörrzwetschken. Plötzlich sah sie vis-à-vis auf der anderen Seite der Linken Wienzeile den eleganten Herrn von vorhin. Diesmal kam er, sein Spazierstöckchen schwingend, aus dem Café Dobner heraus. In seiner Begleitung befand sich ein ebenfalls gut gekleideter, bulliger Mann, der ein ausgesprochen verlebtes Gesicht hatte und heftig auf Ersteren einredete. Aurelia erschrak über den brutalen Ausdruck der Gesichtszüge dieses Mannes. Und plötzlich hatte sie ein Déjà-vu-Erlebnis: Genau dort vor dem Café Dobner hatte sie öfters den Mann der ermordeten Hausmeisterin Oprschalek herumlaufen sehen. Dieselbe Haltung, derselbe Gang. Und wenn sie sich jetzt den vollen, grauen Bart und die distinguiert wirkende Brille wegdachte, dann war das der Oprschalek, der einfach nur in einer feinen Schal’n steckte. Das durfte doch nicht wahr sein! Ihr Mann, der Nechyba, jagte diesen Verbrecher nun schon über ein halbes Jahr lang, und der spazierte am helllichten Tag elegant gekleidet und bester Laune unbehelligt in der Stadt herum. Voll bepackt, blickte sie den beiden nach. Nein, Nachlaufen hatte keinen Sinn. Außerdem musste sie schleunigst mit dem Kochen beginnen, denn die Zubereitung des Schwarzfisches brauchte einige Zeit. Auf den Weg in die Schmerda’sche Wohnung überlegte sie fieberhaft, wie sie den Nechyba möglichst rasch von ihrer Entdeckung verständigen könnte. Und als sie so geistesabwesend vor sich hin ging, rannte sie in den Planetenverkäufer Stanislaus Gotthelf, der gemütlich über den Markt schlenderte. Kreischend flatterte sein Papagei in die Luft und Aurelia rief:
    »Entschuldigen vielmals!«
    Gotthelf antwortete gut gelaunt:
    »Hoppala! Wohin so schnell des Weges?«
    Er zog eine geschälte Haselnuss aus der Rocktasche und lockte damit die Papageiendame auf seine Schulter zurück. »Ist schon gut, Hermi…Kannst dich wieder beruhigen.«
    Zu Aurelia gewandt, meinte er charmant:
    »Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein, liebe Frau Nechyba?«
    »Haben S’ vielleicht zufällig einen Bleistift und ein Zetterl?«, erwiderte die Köchin, die eine Idee hatte. Als der Planetenverkäufer nickte und beides aus seinem Bauchladen herauskramte, rief Aurelia den Dienstmann, der an der Ecke eines gemauerten Standes gerade gemütlich ein Zigaretterl rauchte, zu sich. Mit energischer Handschrift schrieb sie, auf Gotthelfs Bauchladen gestützt, folgende Botschaft:
    Nechyba!
    Ich habe den Oprschalek vorm Café Dobner gesehen. Heller, eleganter Anzug, Hut, goldgefasste Brille, grauer Vollbart. Ging Richtung Innenstadt.
    Aurelia
    Sie faltete das Zetterl zusammen und gab es dem Dienstmann mit dem Auftrag, es so schnell wie möglich dem Inspector Nechyba ins k.k. Polizeiagenteninstitut im Polizeigebäude an der Elisabethpromenade zu bringen. Dort würde er auch bezahlt werden. Der Dienstmann nickte und machte sich auf den Weg. Und Aurelia ließ sich, entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten, von Gotthelfs Papagei ein Horoskopzetterl aus dessen Bauchladen ziehen. Sie zahlte ihm zehn Heller dafür, bedankte sich für die Hilfe, schnappte ihre Einkäufe und eilte in die Schmerda’sche Wohnung. Die dicke Gerti hatte zum Glück schon das Feuer im Herd gemacht, sodass Aurelia umgehend eine Kasserolle aufstellen konnte, in der sie Zucker karamellisierte. Gerti wusch und putzte inzwischen das

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