Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
Vom Netzwerk:
erblickte, wurde sie blass:
    »Wieso… wieso Polizei?«, stammelte sie.
    Nechyba machte »Pssst!« und fragte leise, wo er den Herrn Direktor Friedmann finden könne.
    »Der is’ in seinen Privatgemächern. Im ersten Stock. Können ihn jetzt net stören…«, flüsterte die Frau. Nechyba grinste böse und zischte: »Und ob ich das kann!« Dann stürmte er mit langen Schritten die Stiege hinauf. Zwei seiner Männer folgten ihm, ein weiterer gesellte sich zu der Frau und deutete ihr, sich niederzusetzen. Im ersten Stock sah Nechyba rechter Hand eine repräsentative Flügeltür, auf der das Schild ›Privat‹ prangte. Vorsichtig drückte er die Schnalle herunter und versuchte sie zu öffnen. Sie war versperrt. Nechyba ging einige Schritte zurück, nahm einen kurzen Anlauf und rammte mit der Schulter die Tür, die krachend aufsprang. Er stolperte in ein luxuriös eingerichtetes Vorzimmer, von dem zwei Türen wegführten. Er riss die linke auf und blickte in einen dunklen Salon. Mit wenigen Schritten war er bei der rechten Tür und stieß sie auf. Hier war es auch dunkel, es roch aber nach Schlafzimmer. Im selben Moment wurde vom Bett aus Licht gemacht. Das bleiche Gesicht György Friedmanns starrte Nechyba mit großen, kohlrabenschwarzen Augen an. Das ebenfalls schwarze Haar– wahrscheinlich gefärbt, schoss es Nechyba durch den Kopf– stand wirr zu Berge.
    »Sind Sie meschugge? Wos suchen Sie in meinem Schlafzimmer?«
    »György Friedmann?«, knurrte Nechyba.
    »In Person! Aber wer, zum Kuckuck, sind Sie?«
    Nechyba zückte seine Polizeiagenten-Kokarde und erwiderte:
    »Inspector Nechyba, k.k. Polizeiagenteninstitut. Ich habe einen richterlichen Haftbefehl, ausgestellt auf Ihren Namen. Also: Kräulln S’ ausse aus der Harpfn 128 und kommen S’ mit!«
    »Wie reden S’ mit mir? Das ist mein Haus. Ich wünsche einen anderen Ton…«
    Das hätte Friedmann nicht sagen sollen. Nechyba fauchte: »Kusch, du Kinderverzahrer 129 !«, packte ihn beim Haar und zog ihn splitternackt, wie er war, aus dem Bett. Mit einem Stoß beförderte er ihn in die Arme des Polizeiagenten Pospischil, der Friedmann mit dem Gesicht voran unsanft an die nächste Wand drückte. Nun griff Nechyba nach der Decke, unter der sich ein weiterer menschlicher Körper abzeichnete. Behutsam lüftete er sie und blickte in ängstlich aufgerissene Kinderaugen. Vorsichtig suchte er unter der Decke die Hand des Mädchens und zog es zu sich. Immer darauf bedacht, ihren ebenfalls nackten Körper so weit wie möglich bedeckt zu lassen, hüllte er es in die Decke und hob es mit beiden Armen hoch. Die Kleine zitterte fürchterlich. Und plötzlich sagte der riesige Inspector ganz sanft:
    »Brauchst keine Angst haben, Mäderl. Ich bin Polizist. Ich tu dir nix. Im Gegenteil: Jetzt wird alles gut. Wirst sehen…« Und damit trug er die Kleine ins angrenzende Badezimmer, wo sich ihre Kleidung, an einem Haken fein säuberlich aufgehängt, befand. Vorsichtig setzte er sie am Wannenrand ab und sagte:
    »Ich geh jetzt hinaus und du ziehst dich an. Wennst fertig bist, kommst zu mir raus. Hast mich verstanden?«
    Das Mädchen nickte und Nechyba schloss die Badezimmertür von außen.
    »Ich protestiere, das Kind ist meine Tochter…« Weiter kam Friedmann nicht, denn Pospischil schlug ihm mit einem Schlagring auf den Hinterkopf. Mit einem kieksenden Geräusch sackte Friedmann seitlich am Boden zusammen. Nechyba brummte:
    »Wenn er aufwacht, der Schweinkerl, soll er sich anziehen. Ich ruf’ inzwischen einen Arrestantenwagen. Und die Kleine soll zu mir ’runterkommen.«
    Von der Portiersloge aus telefonierte Nechyba. Als er das erledigt hatte, fragte er die junge Frau, wer sonst noch im Hotel logiere. Wortlos reichte sie ihm das Hotelbuch.
    »Und? Gibt’s noch andere Kinderverzahrer im Hotel da?«
    Die junge Frau blickte ihn wortlos an und tippte dann auf den Namen eines Gastes, der im zweiten Stock logierte. Nechyba winkte einem seiner Agenten zu und beide stiegen noch einmal die Treppen empor. Beim Zimmer 201 klopfte Nechyba. Nach einiger Zeit näherten sich zögernde Schritte, eine Kinderstimme fragte:
    »Wer ist denn da?«
    Nechyba antwortete:
    »Wir sind vom Hotel, wir bringen eine kleine Erfrischung…«
    Der Schlüssel wurde umgedreht, die Tür geöffnet. Ein etwa zwölfjähriges, dunkelhaariges Mädchen sah ihn erwartungsvoll an. Er nahm es bei der Hand und zog es aus dem Zimmer heraus. Dann trat er ein. Es war eine zwei-Zimmer-Suite, wobei im ersten Zimmer auf

Weitere Kostenlose Bücher