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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Leitung«, erklärte Lore. »Wenn man, wie er, tagtäglich bei den Bestattern aus- und eingeht, kriegt man ja einiges mit. Oskar hat mir erzählt, dass die Tochter von unserem Bürgermeister mit dem Sohn vom Moosbacher Bestattungsunternehmer … Na ja, du weißt doch, wie so was läuft.«
    Hilde wusste es sogar ganz genau. Aber änderte dieses Wissen auch nur das Geringste daran, dass ihr letztlich die wichtigste Information verloren ging, nachdem sie alles so schön eingefädelt hatte?
    Ihre gestrige Aktion war also völlig umsonst gewesen. Sie wollte gerade entrüstet das Zimmer verlassen, da fiel ihr auf, dass Lore wieder ebenso nervös auf ihrem Bürostuhl herumrutschte wie tags zuvor auf dem Sattel ihres Rades.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Hilde.
    Lore sah auf, und Hilde glaubte, Sorge in ihrer Miene zu lesen.
    Sie beugte sich über den Tisch. »Sag, was ist denn?«
    Lore schüttelte den Kopf. »Nichts, nein, wirklich nichts.«
    Hilde glaubte ihr kein Wort, aber was sollte sie tun? Lore die Daumenschrauben ansetzen? Sie gab ein Schnauben von sich und wandte sich zum Gehen. Als sie schon fast aus der Tür war, hörte sie Lore sagen: »Wusstest du, dass Oskar die Bachwalder Halle als Sarglager gemietet hat?«
    Hilde machte sich nicht die Mühe, den Schritt zu verhalten. Sie hatte es nicht gewusst, kannte nicht einmal den Namen »Bachwalder Halle«. Aber eines war wohl klar: Irgendwo musste Oskar Pfeffer seine Ware ja einlagern.
    Sie querte gerade den Flur, da vernahm sie von draußen ein lautes Rumpeln und Scheppern. Aufgeschreckt eilte sie zum Fenster und blickte in den Hof, wo soeben der Urnenmaler mit seinem Gefährt vorfuhr.
    »Schon wieder dieser Schmierfink«, murmelte sie giftig. »Der hat mir heute gerade noch gefehlt. Urnenunikate!« Sie musterte seinen Pritschenwagen. »Das Fahrzeug scheint mir ein Unikat vom Schrottplatz zu sein. Erstaunlich, dass man damit überhaupt noch herumkurven kann.« Sie lächelte spöttisch. »Könnte gut sein, Freundchen, dass es bald aus ist mit dem Hausieren, wenn dein Karren streikt – was über kurz oder lang der Fall sein wird.«

Donnerstagabend und Freitag, der 17. Juni
    Im Wohnhaus der Tischlerei Maibier
    »Das muss doch hinzukriegen sein. Womit arbeiten denn die Konditoren bei Krönner? Doch auch bloß mit ganz gewöhnlichen Backzutaten«, sagte Wally energisch zu sich selbst.
    Sie würde es versuchen, und zwar noch heute Abend. Alles war dafür vorbereitet. Aber bevor sie loslegte, wollte sie noch kurz bei Hilde antelefonieren und sich erkundigen, ob es etwas Neues über jene Flecken gäbe, über die sie sich am Mittwoch im Krönner so aufgeregt hatte.
    Doch kaum hatte Hilde abgehoben, bereute Wally den Anruf. Hilde schien ihr noch schlechter gelaunt als an dem Tag, an dem sie beim Notar gewesen war und Rudolf das Bestattungsinstitut mit allem Drum und Dran überschrieben hatte.
    »Eben habe ich wieder versucht, Thekla zu erreichen«, polterte Hilde. »Aber die Dame ist ja immer anderweitig beschäftigt. Nachmittags war sie beim Zahnarzt, und jetzt schläft sie.«
    »Sie schläft schon?«, erwiderte Wally verwundert. »Aber es ist ja noch nicht einmal acht.«
    Aus dem Telefonhörer kam ein Stöhnen. »Sie hat es wieder einmal geschafft zu hyperventilieren. Nachmittags beim Zahnarzt, sagt Martin. Als sie die Betäubungsspritze gesehen hat, fing es wohl an.«
    »Aber sie weiß doch, dass sie die Augen zumachen muss, sobald der Zahnarzt mit der Behandlung beginnt«, sagte Wally.
    Hilde überging den Einwurf. »Nachdem sie sich beruhigt hatte, konnte er weitermachen – bis ein Abdruck genommen werden musste.«
    »Das ist aber auch wirklich unangenehm«, vermeldete Wally. »Man glaubt zu ersticken …«
    »Panikattacke«, stimmte ihr Hilde zu. »Und dann eben: hyperventilieren, bis es dem Zahnarzt wohl zu bunt wurde und er ihr Valium verpasst hat. Vor morgen Mittag wird mit Thekla nicht viel anzufangen sein, meint Martin.«
    »Hast du denn Martin nach der Herkunft der Flecken gefragt?«, erkundigte sich Wally. »Thekla sollte ihn doch bitten, etwas darüber herauszufinden.«
    »Was sie offenbar nicht getan hat«, beschwerte sich Hilde. »Und ich wollte am Telefon nicht näher darauf eingehen, zumal er auch den Eindruck machte, in Eile zu sein.«
    »Kein Wunder«, erwiderte Wally, »so ganz auf sich allein gestellt. Aber auf ein paar Stunden kommt es ja wohl nicht an. Morgen Mittag kannst du Thekla dann fragen.«
    Aus dem Hörer kam ein Geräusch wie von einem

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