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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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gewährleistet nämlich, dass sich alles nach den Wünschen desjenigen gestaltet, auf den es doch eigentlich ankommt.«
    Während er sprach, waren sie gemeinsam auf die Eingangstür der Apotheke zugegangen. Pfeffer öffnete sie, ließ Thekla eintreten und folgte ihr.
    Als Thekla sah, dass Martin mit einer Kundin beschäftigt war, die ihm einen auseinandergefalteten Beipackzettel vor die Nase hielt, wobei sie vehement den Kopf schüttelte, eilte sie hinter den Tresen und fragte Pfeffer, womit sie ihm helfen könne.
    »Hustensaft«, antwortete er, »und Lutschtabletten. Ich spüre schon den ganzen Tag so ein Kratzen im Hals.«
    Thekla streckte die Hand aus. »Dann wollen wir mal sehen, was Ihnen der Arzt dagegen verschrieben hat.«
    Pfeffer wirkte erstaunt. »Ich bin bei keinem Doktor gewesen.«
    »Halten Sie nicht ein Rezept in der Hand?«, fragte Thekla.
    Pfeffer warf einen Blick auf den gefalteten Zettel, grinste verlegen und ließ ihn in die Hosentasche gleiten. »Die Telefonnummer von dem neuen Bestattungsunternehmer in Deggendorf …«
    Nachdem Pfeffer bezahlt hatte, was Thekla ihm empfohlen und für ihn herausgesucht hatte, fragte er: »War das nicht die Frau Maibier, die letztens bei Krönner mit Ihnen am Tisch saß?«
    Thekla bejahte. »Wir haben auch heute wieder dort zusammengesessen. Aber Wally war sehr betrübt …«
    Bevor sie weitersprechen konnte, nickte Pfeffer und sagte: »Verständlich, ihre Mutter ist ja erst vor ein paar Tagen gestorben.«
    Auf Theklas erstaunten Blick hin fügte er hinzu: »Herr Maibier hat für seine Schwiegermutter einen sehr exquisiten Sarg bestellt.«
    »Und zwar bei Ihnen«, stellte Thekla mit einem wissenden Lächeln fest, aber Pfeffer schüttelte den Kopf.
    »Nicht direkt. Beim Moosbacher Bestattungsunternehmer, genau gesagt.«
    »Den Sie – wie alle anderen Bestattungsunternehmen im Landkreis – umfassend beliefern«, ergänzte Thekla.
    »Im Prinzip läuft das so«, stimmte Pfeffer zu, »aber es kommt auch vor, dass ein Bestatter die Herstellerfirmen selbst kontaktiert, um günstigere Bedingungen auszuhandeln. In diesem Fall stellt sich dann allerdings oft die Frage des Transports …«
    Er schien überlegen zu müssen, was er noch hatte sagen wollen. Im nächsten Moment fiel es ihm offenbar ein. »Andererseits mache ich manchmal Geschäfte, ohne den Bestatter als Zwischenhändler einzuschalten. In solchen Fällen handelt es sich aber meist um den Verkauf von kleinen Pietätsartikeln – um Beiwerk sozusagen.«
    »Oder um spezielle Urnen«, meinte Thekla augenzwinkernd.
    »Ja«, bestätigte Pfeffer. »Um Urnenunikate, handbemalt von einem strebsamen jungen Künstler.« Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, da sagte Thekla noch: »Sie sollten viel trinken, Herr Pfeffer. Wasser, Kräutertee, das schwemmt die Bakterien aus. Und zwischendurch gute Fruchtsäfte, die …« Sie verstummte unbehaglich, weil ihr jener Birnensaft in den Sinn kam, den Hilde für tödlich hielt.
    Pfeffer war stehen geblieben und wartete offenbar darauf, dass sie weiterredete.
    »Vitamine enthalten«, wollte Thekla den Satz beenden und Pfeffer noch gute Besserung wünschen. Stattdessen stieß sie hervor: »Haben Sie schon einmal Meilers Birnensaft probiert?«
    Oskar Pfeffer starrte sie verdattert an. »Meilers Birnensaft?«
    »Ich habe davon reden hören, dass der Saft aus eigener Herstellung stammen und außergewöhnlich gut schmecken soll«, beeilte sich Thekla zu erklären. »Ich würde ihn wirklich gerne selbst einmal kosten. Sie wissen wohl nicht, wo es ihn zu kaufen gibt?«
    Pfeffer zuckte die Schultern. »Meilers Birnensaft ist mir noch nirgends untergekommen.« Damit verabschiedete er sich und verließ die Apotheke.
    Thekla schaute ihm müßig nach, denn im Moment befand sich nur ein einziger Kunde im Geschäft, den Martin bereits bediente. Erstaunt bemerkte sie, dass er Pfeffer kameradschaftlich nachwinkte. Der ging auf seinen Lieferwagen zu, und dort stand – das Gefährt taxierend, als erwäge er, es zu kaufen – Heinrich Held.
    Thekla stieg das Blut in die Wangen. Heinrich (insgeheim nannte sie ihn seit einiger Zeit so) würde sicherlich gleich hereinkommen, um sich eine weitere Packung Anginosan zu holen, denn was sonst hätte ihn in diese Straße führen sollen? Hastig wandte sie sich um, öffnete eine Schublade und begann, die Cremetuben darin zu sortieren.
    Die Eingangstür machte »Bing, Bing«.
    Verbissen sortierte Thekla weiter. Erst nach einem dritten, geradezu verzweifelten

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