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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Flaschenträger an die Längsseite der Ladefläche.
    »Da ist Limo drin. Sinalco, kommt von der Vertriebsgesellschaft.«
    »Aber die Sinalcoflaschen sind ja aus Glas«, Wallys Stimme überschlug sich fast vor Aufregung, »aus Glas wie früher.«
    Der Getränkeausfahrer warf Sepp Maibier einen fragenden Blick zu und machte mit der flachen Hand eine schnelle Wischbewegung vor der Stirn. Es war kaum misszuverstehen, was er damit ausdrücken wollte.
    Dann sagte er an Wally gewandt mit besänftigender Stimme: »Sie haben ja recht, Frau Maibier. Heutzutage werden so gut wie alle Softdrinks in Plastikflaschen gefüllt, aber an die Gastronomie liefern wir nach wie vor Glasflaschen mit Kronkorken aus.«
    Sepp Maibier reichte dem Getränkelieferanten darauf eilig einen Zettel, auf dem die Bestellung für den Privatverbrauch notiert war. »Du weißt ja eh Bescheid. Scheint so, als müsste ich mich dringend um meine Frau kümmern. Steht wohl unter Schock, meine arme Wally, weil sie und ihre Freundin vorhin an eine Unfallstelle geraten sind.« Damit griff er sich Wally, nahm sie in den Schwitzkasten und schleppte sie weg.
    An der Haustür musste er sie notgedrungen loslassen, um aufzuschließen.
    Wally war schwindelig, sie schwankte und suchte Halt an der Hausmauer. Nichtsdestotrotz setzte sich der hartnäckige Gedanke von zuvor noch einmal durch und ließ sie zum Getränkewagen zurückblicken. Der Fahrer war auf der Ladefläche des Lasters zu einem Denkmal erstarrt, und in seinen Augen – darauf hätte Wally schwören mögen – stand Erschrecken und Furcht.
    Im nächsten Moment fühlte sie sich von ihrem Mann am Genick gepackt, als wäre sie ein Kaninchen.
    Er zog sie in den Flur, und dort begann er, sie zu schütteln. »Bist du völlig plemplem?«
    Wally hätte gern geschwiegen und stumm darauf gehofft, er würde sie irgendwann loslassen. Doch drückend wurde ihr bewusst, dass sie Hildes Plan, durch ein unverfängliches Gespräch mit Sepp Maibier etwas über die Herkunft des Fläschchens mit dem gelben Saft herauszufinden, vereitelt hatte, indem sie öffentlich die Sinalcoflaschen-Frage gestellt hatte. Was unverzeihlich war, denn statt eine nützliche Auskunft zu beschaffen, hatte sie nur die Pferde scheu gemacht. Sie hatte es vergeigt. Durch ihre Schuld war es unmöglich geworden, diskret Informationen aus Sepp Maibier herauszuholen. Dafür würde ihr Hilde den Hals umdrehen.
    So gesehen hatte Wally keine Wahl. Sie musste es zu Ende bringen, musste ihren Mann – selbst auf die Gefahr hin, dass er sie dafür zu Tode schüttelte – zur Rede stellen.
    »Genau so ein Sinalcofläschchen hast du der Mama gebracht«, sagte Wally, wobei sie sich bemühte, ihrer Stimme Stabilität zu verleihen.
    Sepp Maibier ließ sie dermaßen abrupt los, dass sie taumelte. »Was? Was redest du denn da?«
    »Du wirst doch nicht vergessen haben«, erwiderte Wally mit dem Mut der Verzweiflung, »was du der Mama zu trinken gebracht hast – an dem Abend, bevor sie gestorben ist.«
    Ihr Mann erschrak sichtlich und lehnte sich an die Flurwand, als sei er plötzlich zu schwach zum Stehen.
    »Hast du das Fläschchen von unserem Getränkelieferanten gekauft gehabt?«, hakte Wally nach.
    Maibier antwortete nicht. Er war still und blass geworden.
    »Sepp«, bettelte Wally. »Sag mir doch, wo du das Fläschchen hergehabt hast. Bitte sag’s mir.«
    Maibier schwieg so lange, dass sich Wally schon von ihm abwenden und in die Wohnung gehen wollte, weil sie annahm, auf ganzer Linie versagt zu haben. Nichts würde sie von ihm erfahren, absolut nichts. Stattdessen hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht. Denn jetzt wusste ihr Mann haargenau, worum es ging.
    Himmelmutter, warum hast du mich ins Verderben laufen lassen?
    Sie hätte beinahe nicht mitbekommen, dass ihr Mann plötzlich sagte: »Gerlinde Lanz hat mir das Fläschchen eigens für deine Mutter gegeben.«
    »Gerlinde Lanz – die Frau vom Dichter?«, fragte Wally überrascht und verbesserte sich eilig: »Die Witwe vom Dichter?«
    Auf Sepp Maibiers Nicken hin dachte Wally eine Weile nach, was jedoch zu nichts führte.
    Deswegen erkundigte sie sich arglos: »Was hat dich denn mit der zusammengeführt?«
    Daraufhin rieb sich ihr Mann mit beiden Handflächen übers Gesicht, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, massierte seinen Nacken. Wally sah ihm dabei zu und schöpfte kein bisschen Verdacht.
    Auch als Sepp »Ähem« und »Na ja« machte und ihr unbehagliche Blicke zuwarf, stand sie nur da und

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