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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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sie tat.
    Heinrich hatte ihre beiden Hände, die unruhig auf dem Tisch herumgekrochen waren, mit den seinen umschlossen und hörte ihr aufmerksam zu.
    Nachdem die Schleusen einmal geöffnet waren, schritt Theklas Bericht klar und zügig fort. Präzise erläuterte sie, was Hilde bei Frau Kaltenbach erlebt hatte und unter welchen Umständen Wallys Mutter gestorben war. Sie erzählte von Babett Zankl, näherte sich über die Zankls der Birnensaftspur und erwähnte den Getränkelieferanten der Maibiers. Letztendlich kam sie noch auf Lores Unfall zu sprechen und berichtete von Hildes Spekulation, es könne sich dabei um einen Mordanschlag gehandelt haben. Und ganz zum Schluss gestand sie, wie der Täter sie, Hilde und Wally davor gewarnt hatte, seine Spur zu verfolgen.
    Während Thekla redete, konnte sie beobachten, wie Heinrichs Gesichtsausdruck mehrfach wechselte. Verwirrung löste sich mit Begreifen ab, Verblüffung mit Erkenntnis, Schock mit Angst. Ja, ganz am Ende stand Furcht in seinen Augen. Er unterbrach sie kein einziges Mal. Auch als Thekla schließlich sagte: »Nun wissen Sie, was vor sich geht«, blieb er stumm.
    »Verstehen Sie jetzt, warum wir mit niemandem darüber sprechen können?«, fragte sie. »Anfangs hatten wir ja nichts in der Hand als seltsame Flecken, die nicht einmal etwas zu bedeuten haben mussten. Unser Argwohn nährte sich von nebulösen Beobachtungen, seltsamen Vorfällen, eigenartigen Zusammenhängen, die genauso wenig etwas zu bedeuten haben mussten …« Ihre Stimme versandete.
    Weil Heinrich auch daraufhin schwieg, entzog sie ihm ihre Rechte und klopfte mit dem gekrümmten Zeigefinger auf die Tischplatte. »Die Ereignisse, von denen ich gerade erzählt habe, ergäben einen gewissen Sinn, wenn sie auf eine Person hinweisen würden, die hinter all dem stecken könnte.« Sie streckte den Finger aus und reckte ihn hoch. »Aber das tun sie nicht. Im Gegenteil, sie führen insofern in eine Sackgasse, als die Kandidaten, die als Täter in Frage kommen, aus unterschiedlichen Gründen ausscheiden.«
    Thekla holte den Finger wieder ein, und ihre Rechte schlüpfte in den Schutz von Helds gewölbten Händen zurück. Mit einem kleinen Seufzer fügte sie hinzu: »Meiler, der Hersteller des Birnensafts, sitzt hinter Gittern. Lanz, der den Saft vermutlich von ihm bezogen hat, ist tot. Meilers Halbbruder, der rechtmäßig an Barbiturat gelangen kann, ist noch nie in Erscheinung getreten. Damit endet die Fährte.« Sie machte eine kleine ablehnende Bewegung mit dem Kopf, als wolle sie Heinrich daran hindern, ihr zu widersprechen, was er eindeutig nicht beabsichtigte.
    »Natürlich haben wir auch versucht«, fuhr sie angesichts seines erneuten Schweigens fort, »den Täter über mögliche Motive aufzuspüren. Aber dabei ist die Angelegenheit geradezu peinlich geworden.« Sie machte ein betretenes Gesicht. »Hilde ist nicht davor zurückgeschreckt, ihren Neffen zu bespitzeln. Wir hatten ihn verdächtigt, weil er einerseits sozusagen vom Tod lebt und andererseits ein Faible für die nordischen Heldensagen hat. Als ob diese Vorliebe auf eine Gesinnung schließen ließe, die ihn zum Mörder macht. Aber jeder Strohhalm war uns ja recht. Hilde hat seine Wohnung durchsucht, was ihm nicht verborgen geblieben ist. Daraufhin haben sie sich ausgesprochen. Kurzzeitig hat Hilde sogar den jungen Mann als Täter in Erwägung gezogen, der Kitschbilder auf Urnen malt und angeblich auf Friedhöfen damit hausieren geht …« Thekla verstummte.
    Es blieb wieder eine Weile still, dann sagte sie kühn: »Aber jetzt musst du mir erzählen, was dich so oft in meine Nähe führt, oder willst du als Stalker bezichtigt werden?«
    Heinrich Held rührte sich nicht. Er wirkte wie in einem Wachtraum gefangen.
    »Heinrich?«
    Plötzlich breitete sich auf seinem Gesicht ein riesiges Lächeln aus, und seine Finger griffen so fest zu, dass sie scharf die Luft einsog. »Du?«
    Thekla merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Herrgott, sie war doch keine siebzehn. Und ja, sie hatte ihn absichtlich geduzt. Es war einfach an der Zeit gewesen.
    Heinrich hob seine Hände, legte sie um ihr Gesicht, beugte sich über den Tisch und drückte einen Kuss auf ihren Mund. »Das gehört sich so.«
    Theklas Verlegenheit ließ als Antwort nur ein läppisches »Aha« zu.
    Daraufhin machte Heinrich Anstalten, Elisabeths Vertretung an den Tisch zu winken. »Womit wollen wir anstoßen?«
    Wenn er Prosecco bestellt, sieze ich ihn wieder, dachte

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