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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Notarztes umgehend wieder entlassen werden.
    Bevor Thekla auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben wurde, hatte ihr Hilde noch zugesagt, sogleich mit dem Wagen, der noch immer am See parkte, zum Krankenhaus zu fahren, um sie dort abzuholen.
    Hilde sah sich in ihren Gedankengängen abrupt gestört, als Wally sie fragte: »Meinst du, Herr Held hat den Oskar Pfeffer glattweg erschossen?«
    Hilde zuckte die Schultern. »Versucht hat er es jedenfalls. Aber womöglich war die Entfernung viel zu groß, als dass die Kugeln hätten treffen können. Es könnte aber auch sein, dass einer der Steine, mit denen ich nach ihm geworfen habe, Pfeffer so aus dem Gleichgewicht gebracht hat, dass er sich nicht mehr halten konnte und der Ruck, mit dem sich Thekla von ihm befreit hat, genügte, ihn über die Felskante zu befördern. Aber wir werden sicherlich bald Genaueres darüber erfahren. Die Zeitungen werden gar nicht mehr aufhören, über die Sache zu berichten und ganz bestimmt auch die genaue Todesursache bekannt geben, sobald der Gerichtsmediziner mit dem Kerl fertig ist.«
    »Ich kann es einfach nicht fassen«, sagte Wally, »dass Oskar Pfeffer der armen Lore aufgelauert hat und sie umbringen wollte. Hast du nicht mal erwähnt, die beiden seien befreundet?«
    Hilde gab ein Krächzen von sich, das ein Lachen hätte sein sollen. »Glaubst du, Mörder halten sich an Freundschaften?«
    »Ich hätte geschworen, dass unser Getränkelieferant Lores Unfall verschuldet hat«, sprach Wally weiter, ohne auf Hildes Bemerkung einzugehen. »Das schlechte Gewissen war ihm damals richtiggehend anzusehen.«
    »Ich glaube dir ja, dass er ein schlechtes Gewissen hatte«, erwiderte Hilde. »Aber bei der Ursache hast du dich getäuscht. Ihm ging es nicht um Lore, sondern um den Schutzpatron von Hinterkirchen. Hast du den Zeitungsartikel einen Tage später nicht gelesen? Unter ›Lokales‹ stand, dass am Mittwoch, dem 22. Juni – das war der Tag, an dem Lore verunglückt ist –, der heilige Dingsbums, der seit Jahrhunderten über Hinterkirchen wacht, von einem schweren Wagen gerammt wurde und in den Dorfteich gestürzt ist.«
    Wally warf Hilde einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Schon gut«, sagte Hilde schnell. »Aber ich weiß wirklich nicht, welcher Heilige dieses Kaff beschützt.«
    Zwischen Hilde und Wally wurde es daraufhin eine Weile still, während beide gedankenversunken über den See schauten, an dessen Ufer sie noch immer standen.
    Ein ganzes Stück von den Frauen entfernt startete Rudolf soeben den Motor des Leichenwagens und fuhr mit Oskar Pfeffer im Transportraum und Egon Pfeffer auf dem Beifahrersitz davon. Rudolf würde Oskar Pfeffer noch heute ins gerichtsmedizinische Institut nach München bringen, und Egon Pfeffer würde dieser Tage das Grab für seinen Cousin ausheben.
    Hilde fragte sich, warum sie nie darauf gekommen war, Oskar Pfeffer zu verdächtigen. Lag es daran, dass er mit Egon Pfeffer verwandt war, den sie – trotz all seiner Wichtigtuerei – immer als integer eingeschätzt hatte? Hatte Egon aufgrund dieser verwandtschaftlichen Beziehung unwissentlich und ungewollt seinem Cousin zu einem honorigen Image verholfen?
    Was sicherlich nicht seine Absicht war, dachte Hilde, als sie sich erinnerte, wie distanziert sich Rudolfs Gehilfe seinem Cousin gegenüber stets verhalten hatte.
    Hat Egon, dieser Hemdfurzer, etwa geahnt – oder gar gewusst –, was sein Verwandter für eine Kanaille war?, überlegte sie. Hatte er eine tief sitzende Abneigung gegen ihn, die auch der Grund dafür war, dass die beiden privat offenbar kaum Kontakt hatten? Oder rührte Egons Aversion einfach daher, dass Oskar nach dem frühen Tod seiner Mutter vom Vater aufgenommen wurde, den Egon womöglich irgendwie dafür verantwortlich machte?
    Aufgenommen, dachte Hilde, jedoch nicht adoptiert, weshalb er den Namen Pfeffer behielt, was uns dummerweise daran hinderte, ihn in den richtigen Kontext zu bringen.
    »Er muss doch ständig Angst gehabt haben, dass Lore aufwacht und ihn verrät«, sagte Wally.
    Hilde brauchte ein paar Sekunden, bevor ihr klar wurde, wovon Wally sprach.
    Dann antwortete sie: »Das war wohl der Grund, weshalb er sich unentwegt nach ihrem Befinden erkundigt hat.«
    »Meinst du, Lore wacht jemals wieder auf?«, sagte Wally.
    Hilde brachte ein Lächeln zustande. »Ich denke, sie ist heute Mittag aufgewacht. Kurz bevor ich weggefahren bin, hatte Rudolf einen Anruf aus der Klinik. Daraufhin hat er sich in seinen Wagen gesetzt und ist

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