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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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gefeiert werden, hatte Anna erwidert, Johan sei ohnehin nichts anderes als das Fallobst der Evolution. Vermutlich war es die unbewusste Gewissheit, dass Anna so reagieren würde, die Mari dazu veranlasst hatte, sie anzurufen. Die Luft vor dem Büro war irgendwie dünn gewesen, sie hatte tief eingeatmet, um den Druck auf ihrer Brust in den Griff zu bekommen. Ich ertrinke, hatte sie gedacht. Aber Anna wird das Böse schon mit ihrer guten Laune vertreiben.
    Anna. Mari pflegte ihre Freundschaft mit einem mathematischen Wunder zu vergleichen, da sie bewies, dass sich zwei parallele Linien kreuzen konnten. Gelegentlich dachte sie auch, sie sei minus und Anna plus, und dass deswegen überhaupt keine Notwendigkeit bestand, miteinander zu konkurrieren, da es nichts gab, worum sie konkurrieren konnten.
    Anna und sie hatten noch zu Schulzeiten in einem von Stockholms Sommercafés gearbeitet und rasch gelernt, dass sie zusammenhalten mussten, wenn sie den Cafébesitzer überleben wollten, über den Anna auf die Wand in der Toilette des Cafés geschrieben hatte: »Hitler is alive and running a café in
Stockholm.« Mari war dieser Vergleich unangenehm gewesen, aber Anna hatte gemeint, dass sie deutlich gemacht hätte, was alle dachten und dass man so überhaupt am besten durchkäme im Leben. Ehrlich und unkonventionell.
    Anna strotzte nur so vor Weiblichkeit. Barfuß in Sandalen schritt sie durch die Welt, und um sie herum schienen die Blumen aufzublühen. Ihr braunes, meist verfilztes Haar funkelte. Es gab kein männliches Wesen, das von dieser weiblichen Brunst nicht vollkommen überwältigt wurde. Anna konsumierte Männer mit einem Appetit und einer Schonungslosigkeit, die zugleich Abscheu und Neid erweckten. Mari hatte Anna etliche Male am Telefon erklären hören, dass Liebe vor einer Woche nicht bedeuten müsse, dass man heute immer noch verliebt sei.
    Anna hatte im Ausland in Bars und Restaurants gejobbt, hatte in Berlin einen Laden besessen, hatte in Frankreich als Model gearbeitet, war nebenberuflich Konditorin gewesen, hatte jahrelang in Amsterdam auf einem Hausboot gewohnt und zwar zusammen mit dem Mann, einem Australier, den sie in einem Kibbuz in Israel kennengelernt hatte. Ihre Tochter Fanditha oder Fanny, wie sie selber genannt werden wollte, wohnte zurzeit in Stockholm und studierte BWL, ging abends früh zu Bett und trug Faltenröcke und Zweiteiler. Anna hatte sich oft darüber beklagt, dass sie nicht wisse, was sie bei ihrer Erziehung falsch gemacht habe.
    Um zu verhindern, dass Fanditha ganz hinter den undurchdringlichen Mauern der Konformität verschwand, hatte Anna den Australier verlassen, war nach Stockholm zurückgekehrt und hatte ein eigenes Café eröffnet. Fristaden war ein nettes Lokal auf Södermalm, das Anna in ihrem ganz eigenen Stil eingerichtet hatte. Hier wurden Suppe, Quiche und Backwaren zu den vielleicht günstigsten Preisen in ganz Stockholm angeboten. Folglich hatte das Café eine treue Stammkundschaft, die stundenlang auf den Sesseln vom Trödler saß,
vorsichtig Annas Suppe schlürfte und manchmal auch einen Schnaps, zu dem die Inhaberin einlud. Anna war eine fantastische Köchin, vielleicht deshalb, weil sie es mit den Zutaten nicht allzu genau nahm. Es hielt sich das hartnäckige Gerücht, jemand habe einmal einen Spitzenschlüpfer in seiner Suppe gefunden. Doch Anna meinte dazu nur, das sei nichts anderes als Wunschdenken.
    Als Mari das Fristaden betrat, hatte Anna bereits Licht gemacht, um die Vorboten des Oktoberabends, fallendes Laub, Dunkelheit und Kälte, zu vertreiben. Mari bemerkte, dass Anna bereits ohne sie angefangen hatte zu feiern, und dachte bei sich, dass das Einzige, was Anna einmal unterkriegen könnte, der Alkohol sei. Annas Schwäche für Wein hatte mehr als einmal dazu geführt, dass Mari ihre Freundin nach Hause und ins Bett hatte bringen müssen. Vor zwanzig Jahren konnte Anna das nicht daran hindern, morgens aufzustehen und – frisch geduscht – trotz der nächtlichen Eskapaden wie neugeboren auszusehen. Heutzutage verhielt sich das anders. Anna war zwar immer noch eine ungewöhnlich attraktive Frau, doch manchmal trug sie jetzt schwarze Ringe unter ihren müden Augen. Dennoch würde das Alter Anna nicht daran hindern, weiterhin das Leben zu führen, das sie immer gelebt hatte.
    »Eher verzichte ich darauf, morgens in den Spiegel zu schauen«, hatte sie einmal erklärt. »In vielerlei Hinsicht sehe ich jetzt besser aus als je zuvor.«
    Das mochte stimmen. Ihre

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