Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
zusammen etwas aufziehen würden. Stella hätte zwar kein Wort darüber verloren, aber ihr sei aufgefallen, dass sie schwanger sei. Vermutlich müsse sie deswegen jetzt ihre beruflichen Verpflichtungen einschränken. Es habe allerdings nicht den Anschein, als würde ihre Behinderung sie von irgendetwas abhalten.
Kleopatras Kamm . Ein Knochenstück und ein Vorgang. Mari warf einen Blick in das eigene Restaurant und hatte das merkwürdige Gefühl, die Düfte aus dem Fristaden seien in dem Brief herübergeweht. Der leichte Bierdunst an der Bar mischte sich mit Zimt- und Vanilleduft. Eigentlich bestätigte das alles nur, was sie bereits wusste. Ein Brief enthielt so viel mehr als Worte auf Papier. Stella Pfeil war Fredrik begegnet. Wo? Wann? Sie musste sie fragen, wenn sie Schweden besuchte. Irgendwann einmal. Sie wollten den Firmennamen Kleopatras Kamm übernehmen. Für ein Unternehmen welcher Art?
Sie schob die Hand unter die Theke und zog einen anderen Brief hervor, den sie einige Tage zuvor erhalten hatte. Die Handschrift war fremd, aber sehr deutlich. Lukas Karlstens Name hatte einen anderen Duft zu ihr herübergetragen. Den der Wärme einer alten Bibliothek auf dem Land. Den Duft von Gras an weichen Hundepfoten.
Er drückte sich sehr gewählt aus. Er bedankte sich für ihre nette Gesellschaft unter weniger netten Umständen. Er hoffe, dass es ihr in Irland gut gehe. Er erwäge, seine Ferien dort zu verbringen, und wolle wissen, ob sie Zeit habe, ihn zu treffen, wenn er nach Clifden komme. Er wolle auch berichten, dass es seiner Mutter unerwartet gut gehe, nachdem sie den Kontakt zu einem alten Freund, Martin Danelius, wieder aufgenommen habe. Sie sei dabei, ihr Haus zu verkaufen, die Möbel auf die Auktion zu geben und die Sammlung der von ihr mit so viel Hingabe ausgestopften Tiere zu verschenken. Vor allen Dingen wolle er ihr jedoch sein Beileid für Fredrik aussprechen. Er hätte sich sagen lassen, er sei einer ihrer ältesten Freunde gewesen. Seine Mutter habe erzählt, Fredrik, Anna und sie selbst seien ihr in einer sehr schweren Zeit eine große Hilfe gewesen und hätten wesentlich dazu beigetragen, dass sie jetzt in ihrer neuen Lebenssituation so gut zurechtkomme.
Mari fuhr sich über die Augen. Seit sie den Brief erhalten hatte, hatte sie darüber nachgedacht, was für eine Angst ihr der tote Hund eingejagt und was Anna über die ausgestopften Tiere in dem Karlsten-Haus gesagt hatte. Sie waren wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Hans Karlsten die Tiere präpariert hatte. Für sie waren sie ein Ausdruck dafür gewesen, wie Hans Karlsten seine Frau behandelt hatte. Diese Schlussfolgerung war falsch gewesen. Wieder eine Illusion. Aber die unglückliche Elsa Karlsten hatte alle Toten hinter sich gelassen, sie hatte ein Fenster zu einem neuen Leben geöffnet.
Der Brief enthielt wirklich viel mehr als nur die Worte auf
dem Papier. Vielleicht auch eine ausgestreckte Hand. Er war vielleicht jemand, der … mehr wollte. Was wollte sie mit den Briefen an David?
Sie verstand sehr gut, dass sie, wenn sie die neuen Farben, die neue Einrichtung und den Weinkeller beschrieb, auch die Illusion von Erfolg mitschickte. Vielleicht war es auch gar keine Illusion. Das Restaurant Murrughach lief sehr gut, und wer es besuchen wollte, tat gut daran, lange im Voraus einen Tisch zu bestellen. Trotzdem war es ihr gelungen, die Pubatmosphäre zu bewahren, und das, obwohl von dem Weinkeller bereits in den Broschüren des Fremdenverkehrsamtes die Rede war, manchmal sogar auf derselben Seite, auf der die Kunstwerke David Connollys beschrieben wurden.
David. Sie hatte nicht die Absicht, wieder mit ihm in Kontakt zu treten. Nie mehr. Als sie ihn am Renvyle Point zurückgelassen hatte und im Wolkenbruch zum Auto zurückgerannt war, hatte sie sich gelobt, nie wieder einen Gedanken an David Connolly zu verschwenden. Das war ihr teilweise sogar gelungen. Fast mechanisch, aber trotzdem energisch hatte sie wieder die Räumlichkeiten des Segelclubs übernommen und sie mit Hilfe des Geldes von Martin Danelius, das auf einem Konto auf den Kaiman-Inseln angelegt war, hergerichtet. Anna hatte ihr per Post eine Kreditkarte zugeschickt. Sie hatte dazugeschrieben, sie habe von Martin Danelius zwei Karten mit der Post erhalten. Für jeden eine. Martin Danelius habe erklärt, sie hätten mit den Karten ungehindert Zugriff auf ihr Geld, sollten sie aber lieber nur im Ausland benutzen. Das war für Anna und sie das kleinste Problem
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