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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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Christine in diesem Augenblick nicht deuten konnte.
    »Doch. Toni Surwold. Das ist ja ein Ding.« Oda rieb sich die Hände, und Christine runzelte die Stirn. Was führte Oda denn jetzt für ein Spiel auf? »Dann sind Ihnen die Gerüchte wohl nicht unbekannt. Dass der Toni mit der Simone und so?« Oda blieb begeistert.
    »Nein.« Ilka Friedrichsen klang sauer. »Ihre Kollegin sprach gerade davon. Und halten Sie mich nicht für dumm, nur weil ich ein paar Jahre nicht persönlich auf der Insel war. Es gibt Telefone. Und Kontakte, die man pflegen kann, ohne selbst ständig vor Ort zu sein.« Ilka Friedrichsen stand sichtlich erregt auf.
    »Ich verstehe gar nicht, weshalb Sie sich so aufregen«, sagte Oda, und Christine fand ihren Tonfall provozierend. Doch Ilka Friedrichsen hatte sich in der Gewalt.
    »Ich rege mich auf, weil Sie meiner Schwester Dinge unterstellen, ohne sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft zu haben. Sie platzen in ein Gespräch, das ich mit Ihrer Kollegin führe, und reiben mir auf eine Art, die ich ziemlich beschissen finde, unter die Nase, dass meine Schwester nächtliche Telefongespräche mit zwei Männern geführt hat.« Ilka Friedrichsens Tonfall schwoll an. »Wie prüde sind Sie denn eigentlich? Glauben Sie, wenn man abends mit Männern telefoniert, geht es zwangsläufig um Sex? Wenn meine Schwester sich auf diese Art amüsiert hätte, gäbe es sicher eine ganze Menge männliche Telefonpartner, da können Sie aber Gift drauf nehmen! Simone hatte eine Rauchstimme, die für Telefonsex wie geschaffen war.«
    »Frau Friedrichsen. Bitte«, versuchte Christine das Gespräch wieder auf normales Niveau zu bekommen.
    »Ach was! Bitte! Ich lasse doch nicht so am Andenken meiner Schwester herumkratzen. Simone war lebenslustig, ja. Simone hat sich gut mit Männern verstanden. Ja. Meine Schwester konnte zuhören, hatte ein Faible fürs andere Geschlecht. Auch das. Aber«, nun wurde Ilka Friedrichsen leiser, »meine Schwester war keine Hure.«
    ***
     
    Es war jedes Mal auf Neue langweilig und wieder nicht langweilig, an einem beschlagnahmten PC zu sitzen. Dieser hier bedeutete eine ganz besondere Herausforderung, denn die Verstorbene hatte intelligente Passwörter benutzt. In der Regel stellte das Knacken der Passwörter kein wirkliches Problem dar, denn in der überwiegenden Zahl der Fälle hatten sie mit den persönlichen Daten der Besitzer zu tun. Namen und Geburtstage, auch Haustiere waren eine beliebte Variante. Oft aber kam es auch vor, dass ein Computer überhaupt nicht geschützt war. In diesem Fall hatte Nieksteit sich von der Spurensicherung den Tischkalender der Toten geben lassen und versuchte nun, darin einen verschlüsselten Hinweis auf weitere Passwörter zu finden. Er hatte schon Stunden damit zugebracht und war bislang keinen Schritt weitergekommen, doch eben das bildete den größten Reiz. Das Messen der Kräfte. Wer wurde Sieger? Der Computer oder er? Nieksteit gab zu, es war schon vorgekommen, dass er mit seinem Latein am Ende gewesen war und den PC nach Hannover hatte schicken müssen. Aber diese Fälle waren selten.
    Die Gäste-Buchungen hatte Simone Gerjets in einer Excel-Datei geführt, die nichts Unerwartetes hergab, alles war normal. Es schien ein paar Stammgäste zu geben, aber da war nichts, was Nieksteits Argwohn weckte. An anderer Stelle jedoch schlug sein innerer Wachhund an.
    Im Browserverlauf war neben dem E-Mail-Server, über den Simone Gerjets die Angelegenheiten der Pension abgewickelt hatte und der für Nieksteit frei zugänglich gewesen war, Google Mail als Favorit vertreten, doch trotz intensiver Bemühungen war es ihm noch nicht gelungen, diesen Account zu öffnen. Er trank einen Schluck seines inzwischen lauwarmen Kaffees, verschränkte seine Finger ineinander und streckte die Arme nach vorn. Hatte er etwas übersehen?
    Seine Augen wanderten zu dem Tischkalender, den er gerade zum dritten Mal studiert hatte. Irgendetwas war da gewesen. Genau. Nieksteit schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Die Telefonnummern! Rasch blätterte er die letzte Seite auf, die vollgekritzelt war mit Rufnummern. Die meisten hatten unterschiedliche Vorwahlen, aber es gab auch ein paar ohne Ortskennung. Hinter »Apotheke« standen drei Zahlen, hinter »Doc« sechs, hinter weiteren Namen ebenfalls jeweils drei oder sechs Ziffern. Nur hinter den Buchstaben HS standen vier. Aufgeregt gab er diese Kombination ein.
    Bingo. Nieksteit stieß erfreut die Luft aus, während die Seite

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