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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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schlug ihn auf. »Von Toni und Anke war?«
    »Also, das weiß ich nun nicht«, ruderte der Hafenmeister zurück, »aber ich weiß, dass Simone öfter mal mit Männern Arm in Arm am Strand entlanggelaufen ist. Hab sie selbst schon gesehen. Und Alwine, unsere Dorfklatschtante, die gegenüber der Pension wohnt, kann nachts nicht richtig schlafen. Die kriegt 'ne Menge mit, mehr, als den meisten hier lieb ist. Immer sitzt sie mit dem Kissen am Fenster. Das gab schon oft böses Blut, das kann ich Ihnen aber sagen. Simone hat da kein Blatt vor den Mund genommen. Alwine solle sich um ihren eigenen Kram kümmern, hat sie gesagt, aber Alwine hat sich umso mehr einen Spaß daraus gemacht zu beobachten, was bei Simone vor sich geht. Und das war nicht wenig, wenn man Alwine glauben mag. Wie gesagt, mir ist das eigentlich schnurz, aber jetzt ist Simone tot, und wir alle wollen wissen, wer es war. Und warum. Immerhin hat sie sich in den letzten Jahren kaum von der Insel wegbewegt. Nur wenn sie Sophie ins Krankenhaus gebracht und sie dort besucht hat, ist sie aufs Festland geflogen. Sonst war sie immer hier. Da kommt schon Angst auf, dass es einer von uns gewesen sein könnte.« Er zog vernehmlich die Nase hoch.
    »Denken Sie dabei an Toni?«
    »Ich denke an gar keinen. Ich weiß nur, dass Simone mit Peter verheiratet war, eine schwer kranke Tochter hatte und nicht wirklich zu uns gehörte. Von allem anderen hab ich keine Ahnung.«
    »Danke. Das war's fürs Erste. Sie melden sich, wenn Sie etwas hören?« Christine steckte den Lederblock wieder in die Tasche, und Oda ergänzte: »Ganz egal, was Ihnen einfällt, mag es auch noch so unwichtig erscheinen. Für uns ist derzeit alles wichtig.«
    »Klar. Mach ich. Ist doch Ehrensache.«
    ***
     
    Es hieß immer, die Träume der ersten Nacht im fremden Bett gingen in Erfüllung. Und obwohl es für Ilka nicht die erste Nacht in diesem Haus war, hatte sie sich so fremd gefühlt wie selten zuvor. Nichtsdestotrotz war sie froh, sich nicht an ihren Traum erinnern zu können, denn er hatte ein schales Gefühl in ihr hinterlassen. Dabei gab es wunderbare Erinnerungen an ihre Kindheit in diesen Räumen. Ab vier Uhr in der Früh jedoch hatte sie sich von links nach rechts gewälzt, sich aber nicht getraut, in der Küche oder im Wohnzimmer Ablenkung zu suchen. Stattdessen hatte sie gierig die Flasche Mineralwasser ausgetrunken, die noch von der Überfahrt in ihrem Gepäck gewesen war.
    Als sie danach, noch immer schlaflos, an die Decke gestarrt hatte, war ihr klar geworden, dass sie eine Fremde in der eigenen Familie war. Seit sechzehn Jahren hatte sie Langeoog nicht mehr betreten, ihrer Schwester war sie das letzte Mal bei der Beerdigung der Eltern auf dem Festland begegnet. Ihre Nichte Sophie kannte sie bislang nur von den Fotos, die Simone einmal jährlich in der Jahreszusammenfassung allen verbleibenden Familienmitgliedern wie entfernten Tanten und Onkeln geschickt hatte.
    »Möchtest du noch einen Kaffee?«, fragte sie Peter, der ihr gegenüber am Küchentisch saß. Eine eigenartige Situation. Peter und sie. Allein. Irgendwie fühlte sie sich für ihn und alles hier verantwortlich, hatte den Eindruck, sie sei mehr zu Hause in dieser Küche als er. Das mochte daran liegen, dass Simone auch in diesem Raum nichts verändert hatte. Alles war noch genau so wie zu den Zeiten ihrer Großmutter.
    »Gerne.« Peter sah sie an, das erste Mal heute. Wahrscheinlich hatte auch er den gestrigen Abend gebraucht, um sich mit der Situation zurechtzufinden. »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Na, hör mal, das ist doch selbstverständlich.« Ilka stand auf, nahm die Kaffeekanne von der Warmhalteplatte und goss sowohl ihrem Schwager als auch sich selbst ein. »Wir sind …« Sie verbesserte sich. »Immerhin bin ich Simones Schwester.« »Wir sind doch eine Familie« war ihr dann doch nicht über die Lippen gekommen.
    »Ich hab von der Polizei Simones Buchungsliste bekommen. Die Gäste, die in den nächsten Tagen anreisen wollen, hab ich gestern über Simones Tod informiert und gesagt, ich würd mich melden, sobald ich weiß, wie es weiterläuft. Die waren alle voller Verständnis. Ich muss jetzt die Buchungsverträge raussuchen. Ich hab überhaupt keine Ahnung, ob wir von uns aus eine Art Regress eingehen. Gibt's für Vermieter so was wie eine Rücktrittsversicherung?«
    »Die brauchst du nicht. Ich kümmere mich darum. Ich kann 'ne Weile hierbleiben, wenn du möchtest. Das geht. Ich lasse euch doch nicht im

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