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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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geladen wurde. Nur wenige Sekunden später starrte er verblüfft auf den Bildschirm. Der Account war leer. Keine Mails im Posteingang, keine Mails im Ordner »Gesendet«, keine Mails im Papierkorb oder anderen Ordnern. Ein Account, jungfräulich und frisch wie ein grad geputzter Kinderpopo. Sein Blick fiel auf das Datum der letzten Aktivität: Dienstagvormittag. Da war Simone Gerjets bereits tot gewesen.
    ***
     
    Toni Surwold zu finden war während der Saison keine schwere Aufgabe. Dirks hatte ihnen erzählt, dass Surwold direkt hinter dem Übergang von der Hauptpromenade zum Strandabschnitt G im Häuschen der Strandkorbvermietung saß, wenn er nicht gerade auf Überprüfungsrundgang war. Denn es gab doch eine Menge Tagesurlauber, die die offen stehenden Körbe gern unentgeltlich für einige Zeit nutzten. Dem einen Riegel vorzuschieben war Surwolds zweite Aufgabe. Als Oda und Christine jetzt über den Holzweg auf das weiße Häuschen zuliefen, hatte sich der erste Andrang gelichtet, lediglich drei Touristen warteten auf die Vergabe einer freien Strandkorbnummer.
    Christine ließ ihren Blick über den Strand und die Nordsee schweifen, während die Wartenden vor ihr abgefertigt wurden. »Ist schon ein Wahnsinn, diese Natur. Man wird jedes Mal wieder demütig, wenn man das sieht. Die Weite, die See, dieser irre lange Sandstrand.«
    »Das geht mir genauso«, sagte Oda zu Christines Überraschung. »Da ist man kaum angekommen und schon erholt.«
    Das amüsierte Christine. Konnte es tatsächlich sein, dass Oda und sie mal ganz ohne Kontroversen einer Meinung waren? Aber natürlich. Oda war bekennende Ökologin, fuhr kein Auto, also, privat nicht, da lag die Liebe zur Inselnatur entsprechend nahe.
    »Als Jürgen und ich auf Norderney waren, gab es da Wellen, das kannst du dir nicht vorstellen. Da ist das hier reines Badewannenwasser. Aber es war auch ablandiger Wind, und wir sind an der Wasserkante zur Weißen Düne gelaufen. Den Surfern dort zuzusehen war ein wahres Vergnügen. Ich hab später, als wir vor der Weißen Düne im Strandkorb beim Milchkaffee saßen, gesehen, dass der eine sogar ein professioneller Surfer war, mit Sponsor und allem, die hatten ihm einen Wagen beklebt und zur Verfügung gestellt, daher weiß ich das. Echt, das war absolut genial, wie der über die Wellen hoch- und wieder runtergeflitzt ist auf seinem Surfbrett, als hätte die Schwerkraft für ihn überhaupt keine Bedeutung.«
    »Das wäre hier sicher etwas schwieriger«, sagte Christine mit Blick auf das sacht schaukelnde Nordseewasser.
    »Du siehst das jetzt ja auch bei absolut perfektem Sommerwetter. Warst du schon mal bei richtigen Stürmen hier?« Oda zog sich die Jacke aus und stopfte sie in ihren Rucksack.
    »Das letzte Mal im Oktober. Als der Lorentzen-Fall begann.«
    »Ach ja. Als Frank dir gleich zu Anfang schrieb, dass er Vater geworden ist.«
    »Ja.« Christine konnte nicht verhindern, dass sich eine gewisse Bitterkeit in ihren Ton schlich.
    »Da war das Wetter aber doch gut, nich?« Oda schien überhaupt nicht gemerkt zu haben, dass sie da gerade mitten in einen großen Fettnapf gestiegen war.
    »Ja. Da war das Wetter gut.« Nun hatte auch der vor ihnen stehende Tourist endlich die Nummer seines Strandkorbes, und Christine und Oda standen vor Toni Surwold. Christine warf Oda einen kurzen Seitenblick zu, um zu verabreden, wer von ihnen die Polizeiausweiskarte zücken würde, aber die zog sie bereits aus der Gesäßtasche ihrer Jeans. Manchmal beneidete Christine Oda um die Lässigkeit, mit der sie so viele Dinge handhabte. Sie selbst würde nie auf die Idee kommen, ein so wichtiges Dokument einfach in die Hosentasche zu stecken. Aber sie musste zugeben, dass das auch gar nicht so einfach wäre, denn sie trug keine Hosen mit Gesäßtaschen, sie bevorzugte Kostüme. Und, seit sie in Wilhelmshaven war, Anzüge. So wie heute auch.
    »Polizei?« Toni Surwold guckte ungläubig auf den Ausweis. »Hier ist nichts gemeldet worden.«
    »Es geht auch um keinen Diebstahl, Herr Surwold, dann nämlich hätten die hiesigen Kollegen die Sache übernommen. Es geht um Mord, und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie Ihr Häuschen für dieses Gespräch verlassen und sich zu uns gesellen könnten.«
    »Mord? Ich … ähhh …« Toni Surwold blickte sich in der klitzekleinen Bude suchend nach etwas um, was ihm eine Ausrede bieten würde, und hob dann resigniert die Schultern. Wenige Sekunden später stand er vor ihnen. Auch wenn er einen leichten

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