Mord zur Bescherung
von Mallory und Scrimshaw würde am ersten Feiertag wiederkommen.
»Ich bin mir nicht sicher …«, fing sie an, und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Er meinte keinen menschlichen Fahrgast.
»Ah ja, kommen Sie bitte mit. Hier entlang. Da brauchen Sie Hilfe.«
Sie führte ihn in die Bar, wo Gary, der Barmann, zusammen mit dem Mann das Sofa vorrückte. Das schrillbunte Theaterpferd rutschte auf den Boden.
Der Taxifahrer schaute leicht belustigt. »Das ist der Fahrgast?«
Lindsey nickte. »Gary hilft Ihnen.«
Das Pferdekostüm war groß und unhandlich und schwer durch die Tür zu bugsieren.
»Es will wohl nicht aus der Bar raus«, meinte der Taxifahrer.
Gary verzog das Gesicht. »Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Zwei Bier, und manche Leute machen sich zum Affen. Das gehört einfach dazu.«
Lindsey war klar, dass dieses Pferdekostüm wohl das Thema der Woche sein würde. Mindestens bis Neujahr.
Das Theaterpferd wurde hinten in das Taxi gestopft, die Vorderbeine hinter dem Kopf verschränkt.
Lindsey bot der Kälte die Stirn und schaute zu, wie das Taxi davonfuhr. Das Pferd schien ihr mit einem bemalten Huf zuzuwinken und schaute mit seinem dämlichen Grinsen und den schwarzen Knopfaugen aus dem Rückfenster des Taxis.
Da sie die Augen auf die entschwindenden Rücklichter des Taxis gerichtet hatte, bemerkte sie nicht, dass Jake Truebody sie von seinem Zimmerfenster aus beobachtete.
Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Er war sich sicher, dass sie seine Geschichte geschluckt hatte, und plante seinen nächsten Schritt.
Ihre Einladung, ihn durch Bath zu führen, war ihm höchst willkommen. Nicht dass er immer an ihrer Seite bleiben würde. Er hatte ein paar Dinge in dieser Stadt zu erledigen, bei denen er lieber allein sein wollte. Doch, überlegte er, sie war ein schlankes, hübsches Ding, und wenn er nur zum Vergnügen hier wäre, würde er es darauf angelegt haben, sie zu verführen. Aber er hatte ja andere Pläne. Er hatte eine alte Schuld zu begleichen, obwohl weder Lindsey Driver noch ihre Mutter das wussten.
Zwölf
Lindsey Driver war sich darüber im Klaren, dass sie zu ihrer Verabredung mit dem Professor ein bisschen spät dran war, aber der sollte ruhig warten.
Im Augenblick saß sie in ihrem Zimmer am Laptop und starrte auf das Ergebnis, das Google ausgespuckt hatte.
Es gab einige Einträge unter dem Namen Truebody, wenn auch nur einen Professor, auf den Jakes Beschreibung passte. Was Lindsey stutzen ließ, war die Tatsache, dass Professor Jacob Truebody 1969 geboren war, vor zwei Monaten verschwunden und mutmaßlich verstorben war.
Sie beugte sich näher zum Bildschirm, tippte sich nachdenklich mit einem Bleistift an die Oberlippe, während sie diese Neuigkeit verarbeitete.
»Seltsamer und seltsamer, sagte Alice, als sie in den Brunnen fiel. Wenn du also nicht bist, wer du zu sein behauptest, Professor Jake Truebody, wer bist du dann und was machst du hier?«
Sie redete oft mit dem Computerbildschirm, wenn es Fragen gab, meist, wenn sie allein war, und im Allgemeinen mitten in der Nacht.
»Soll ich der Schlossherrin davon erzählen oder sollte ich es für mich behalten?«
Sie dachte über diese Frage nach und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, ehe sie wieder den Bildschirm befragte.
»Meine Mutter sagt, dass sie den Mann nie gesehen hat. Na gut, sie hat ihn vielleicht nicht kennengelernt, aber erinnert sie sich daran, dass mein Vater je den Namen dieses Herrn erwähnt hat?«
Normalerweise hätte sie ihre Mutter gefragt, aber aus einem unerfindlichen Grund zögerte sie.
»Nein, ich glaube, dass ich damit allein fertig werden kann. Ich bin kein Kind mehr«, erklärte sie dem Bildschirm.
Auf dem Monitor leuchtete eine Seite voller Informationen nach der anderen auf.
»Aber ich will wissen, wer er ist, und ich denke, ich bin alt genug, um das selbst herauszukriegen. Wir schaffen das, ich und mein Computer, stimmt’s?«
Der Bildschirm konzentrierte sich weiter auf nähere Angaben zu dem vermissten Mann. Professor Jake Truebody war tatsächlich Geschichtsprofessor gewesen, obwohl seine Amtszeiten an der staatlichen Universität und anderswo nur kurz schienen.
Trotzdem gab es begeisterte Berichte über ihn, über seine ehrenamtliche Arbeit im Gefängnis, seine Mitgliedschaft in Kirche vor Ort und seinen Einsatz für die Armen und Verzweifelten. »Insgesamt ein feiner Kerl«, sagte Lindsey leise vor sich hin. »Laut Internet ist er so was wie der gute König Wenceslas. Doch
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