Mord zur Bescherung
Mittagessen hierherfahren und anschließend wieder zurück?«
»Er hat in Ilfracombe ein All-inclusive-Paket gebucht. Das hat er anscheinend jedes Jahr so gehalten.«
Honey schaute nachdenklich. Je mehr sie über das Leben von Clarence Scrimshaw herausfanden, desto mehr fragte sie sich, ob er die Reservierung im Green River wirklich selbst vorgenommen hatte.
Doherty dachte offensichtlich ähnlich. »Warum sollte er bei dir buchen, wenn er schon woanders reserviert hatte? Bist du sicher, dass tatsächlich Mr. Scrimshaw bei dir angerufen hat?«
Honey strich sich über die Stirn und versuchte sich an das Telefonat zu erinnern. »Ich kannte ihn ja nicht, aber seine Stimme war ziemlich unverwechselbar. Sie ähnelte ein wenig der von Laurence Olivier – vielleicht war er Laienschauspieler. Mich hat nur interessiert, dass seine Kreditkartenangaben stimmten, und die waren in Ordnung, als ich sie überprüft habe. Was ist mit einem Testament? Wer erbt?«
»Der Schatzkanzler Ihrer Majestät. Scrimshaw hat kein Testament gemacht, also fällt alles an die Krone. Ich nehme an, er war zu geizig, um zu sterben – oder hat sich eingebildet, er würde ewig leben.«
»Was für ein Idiot! Ein sehr toter Idiot!«, fügte sie etwas leiser hinzu.
Doherty strich ihr zärtlich über den Nacken. »Es ist gut, dass ich am ersten Feiertag bei dir im Hotel bin. Ich muss Longborough und den anderen noch ein paar weitere Fragen stellen. Die haben schon zu Protokoll gegeben, dass ihr Chef nicht gerade der Typ war, der große Feiern schmeißt und mit Geld um sich wirft. Und wenn ich mir das hier ansehe, dann glaube ich ihnen«, sagte er und deutete auf die uralte, dunkle Eichentäfelung und die vielen Türen, die von einem unaufgeräumten Flur abgingen.
»Immer noch keine Spur von dem Geschenk, das erwähnt wurde. Es muss doch irgendwo sein! Samantha Brown hat es ja sehr genau beschrieben. Es war so und so groß und schwer – vielleicht ein Buch?«
»Ob es oben in seiner Wohnung ist? Auf den ersten Blick habe ich nichts von der Art entdecken können. Vielleicht schauen wir noch mal nach«, antwortete Doherty.
Er sah müde aus. Sie versprach ihm, dass er Weihnachten Gelegenheit zum Ausruhen bekommen würde.
»Du bist dann zwar immer noch im Dienst, aber du bekommst ein feines Essen und darfst ein Nickerchen vor dem Fernseher machen, wenn du versprichst, während der Weihnachtsansprache der Königin nicht zu schnarchen. Das zeugt von mangelndem Respekt.«
»Ihre Majestät wird es nie erfahren, ob ich einschlafe oder nicht. Und du? Wirst du einschlafen?«
»Nein. Und ich serviere den besten Kognak.«
»Dann bin ich dabei.«
»Anschließend hast du das Vergnügen, an Mary Janes Stunde mit Gespenstergeschichten teilzunehmen. Ach, komm schon«, sagte sie, als er das Gesicht verzog, »in dieser weihnachtlichen Zeit freut sich doch jeder über eine gute Gruselgeschichte.«
»Wie könnte ich da widerstehen?«
Sein Lächeln war vielversprechend. Aber sie ließ sich nicht täuschen. Sobald ein Fall ihn gepackt hatte, war Doherty wie ein Hund mit einem saftigen Knochen. Er verbiss sich darin, schlief nachts kaum mehr als ein paar Stunden. Das wusste sie. Schließlich hatte sie schon bei ihm geschlafen. Ihr war klar, dass er am ersten Feiertag genauso sehr wegen der Angestellten von Mallory und Scrimshaw wie ihretwegen im Hotel sein würde.
Sechzehn
Honey hatte sich gerade von Doherty verabschiedet und wollte vom Cobblers Court nach Hause aufbrechen, als sie ein Schild bemerkte: Hummeln unterm Hut – Wiedereröffnung unter neuer Leitung.
Eine dicke Hummel schien mit einem schwarzgelben Bogen zu schießen. Der Pfeil deutete eine schmale Treppe hinauf.
Honey konnte ihre Aufregung kaum unterdrücken. Ein Weihnachtswunsch war in Erfüllung gegangen. Sie hatte einen ziemlich neuen und versteckt liegenden Frisörsalon gefunden! Hummeln unterm Hut , das musste doch ein Frisör sein! Ihr Herz setzte nicht gerade aus, aber ihre Haare schienen sich vor Aufregung aufzustellen.
Nachdem sie im Salon ihr Problem erklärt hatte, antwortete eine junge Frau mit glattem schwarzem Haar, man habe zufällig einen Termin für sie frei. »Sie haben wirklich Glück. Ariadne wird Sie bedienen.«
Ariadne hatte harte Augen und geflochtene blonde Zöpfchen mit Holzperlen an den Enden, die ihr um die Schultern klapperten.
»Was für ein Problem haben Sie denn?«, fragte sie, ohne sich die Mühe zu machen, guten Tag zu sagen.
Honey zog ihren Hut vom Kopf.
»Ein
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