Mord zur Bescherung
ich einige ihrer weisen Erkenntnisse in meinem Blog verwenden – sobald ich begriffen habe, was das ist. Ist sie da?«
»Nein. Sie ist mit dem Professor unterwegs.«
»Ist das ein neuer Verehrer?«
»Wohl kaum.« Honey quetschte es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Das ist gut. Professoren stehen ja auf der Verdienstskala nicht sonderlich weit oben. Und sie ziehen sich immer so schrecklich an.«
Honey schlug die Hände vor die Augen. Die Ansichten ihrer Mutter waren stets voraussehbar. Ihrer Meinung nach sollte ein Mann mit Bargeld und Geschmack ausgestattet sein, wenn er für eine Frau attraktiv sein wollte. Auch Charme kam ziemlich weit oben in den Top Ten. Andererseits konnte auch ein Mafia-Pate charmant sein und sich geschmackvoll kleiden, fand Honey.
»Mutter, ich habe ziemlich viel zu tun …«
»Habe ich denn gesagt, dass ich deine Hilfe gleich jetzt brauche? Wir unterhalten uns, wenn du wieder vorzeigbar aussiehst und keine Schokoladenflecken um den Mund hast. Du hast in letzter Zeit wahnsinnig viel Schokolade gegessen. Bist du sicher, dass du nicht schwanger bist?«
»Hundert Prozent.«
»Dann muss ich dich nicht von meiner Website ausschließen. Du bist nicht gebunden, und wer weiß, welche netten Männer da draußen auf dich warten.«
Honey wandte sich ab, damit ihre Mutter nicht sehen konnte, wie sie die Augen verdrehte. Jetzt war wirklich nicht die richtige Zeit für solche Gespräche. Sie musste Dessertportionen abmessen, Weingläser überprüfen und die letzten Geschenke einpacken. Komm schon, Neujahr.
Da ging Honey ein Neonlicht auf. Genau, das war’s!
»Wie wäre es, wenn wir die Sache eine Woche ruhen lassen? Neujahr, ein neuer Anfang! Dann sind wir alle in der richtigen Aufbruchsstimmung und können deinem Unternehmen viel mehr Energie widmen.«
Ihre Stimme klang begeistert, obwohl sie es, ehrlich gesagt, keineswegs war. Sie wollte nur den schrecklichen Augenblick ein wenig hinauszögern und hegte zudem die schwache Hoffnung, dass ihre Mutter mit ein bisschen Glück zwischen heute und Neujahr ein willigeres Versuchskaninchen finden würde. Möglich wäre es immerhin.
Nach dem Zucken der Augenbrauen ihrer Mutter zu urteilen – sie runzelte niemals die Stirn, weil sie glaubte, dass es Falten hervorrief –, dachte sie gründlich über diesen Vorschlag nach.
»Nun ja … Ich glaube, da hast du vielleicht nicht ganz unrecht … und ich habe ja schon ein paar Sachen ins Netz gestellt. Die müssen wir nur noch ein bisschen ausschmücken, glaube ich.«
Manchmal geschahen noch Zeichen und Wunder, und Weihnachten war sicherlich die beste Zeit dafür. Jetzt geschah so ein Wunder. Mary Jane hatte im Aufenthaltsraum ihre heiße Schokolade ausgetrunken. Honey war außerordentlich erfreut, ihr faltiges altes Gesicht zu sehen, das sie immer an einen Holzapfel aus dem Vorjahr erinnerte.
Mary Janes Augen strahlten. An den feinen Härchen auf ihrer Oberlippe klebte noch Schokoladenschaum.
»Ich wollte nur nachfragen, ob für meine Gespenstersitzungalles bereit ist«, sagte sie zu Honey und wandte sich dann an Honeys Mutter. »O hallo, Gloria.«
Honey bestätigte ihr, dass alles vorbereitet sei. »Du kriegst ein volles Haus.«
Mary Jane klatschte in die Hände. »Prima!«
»Sag mal«, fuhr Honey fort und nutzte die Gunst der Stunde, »legst du noch Tarotkarten und stellst Horoskope?«
Mary Janes Miene wurde ernst. »Für dich kostenlos, Honey. Du bist gut zu mir, ich bin gut zu dir.«
»Es soll für meine Mutter sein. Sie will ein neues Unternehmen gründen. Könntest du vielleicht für sie herausfinden, was das beste Datum für die Aufnahme ihrer Geschäftstätigkeit ist?«
Das Glück, Zeichen und Wunder und Michael und all seine Erzengel waren auf ihrer Seite. Die Sache war abgemacht. Gloria und Mary Jane wanderten zusammen fort, aufgeregt plappernd. Die eine umriss ihre Geschäftsidee, die andere versicherte, die Sterne wüssten alles am besten.
Dreiundzwanzig
Doherty kam am nächsten Tag um die Mittagszeit auf einen Sprung vorbei. Honey hatte es so eingerichtet, dass sie beide im Kutscherhäuschen zusammen essen würden.
»Nur traurige Reste«, sagte sie.
»Du oder das Essen?«
»Rasend komisch!«
Sie umarmten sich leidenschaftlich, sobald die Tür zu Honeys Privatbehausung zugefallen war.
»Ich hab nicht viel Zeit«, erklärte sie ihm. »Auf mich wartet ein ganzer Sack Rosenkohl.«
Er drängte sie nicht länger gegen den Küchenschrank, sondern suchte einen
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