Mord zur Bescherung
legte ihr eine Hand auf den Unterarm und schob sie sanft ein wenig zur Seite. Er baute sich zwischen Honey und den Uniformierten auf. »He, Adge. Lassen Sie sich ein bisschen vom weihnachtlichenGeist anstecken. Bringen Sie das Pferd zurück, und die Sache ist erledigt. Okay?«
Es war schwer auszumachen, was der Polizist dachte, aber seine Augen wanderten unruhig von links nach rechts und wieder zurück, als wäre er Zuschauer bei einem Tennismatch.
»Sie wissen doch, was Sache ist, Steve. Es ist ein Verbrechen begangen worden. Diese Frau hier hat zugegeben, dass der gestohlene Gegenstand in ihrem Hotel war. Sie hat ein Geständnis abgelegt. Sie könnte dafür in den Knast wandern.«
Honey sah, wie sich Dohertys Gesichtszüge verhärteten. Er würde bald die Geduld verlieren.
»Die Frau, die Sie da bedrohen, ist meine Verlobte.« Seine Stimme war eiskalt. »Und es ist Weihnachten.«
Humpty schüttelte den Kopf. Sein Bauch wabbelte mit.
»Tut mir leid, Sir, aber im Theater waren sie nicht gerade erfreut, dass man das Pferd gestohlen hat. Es ist neu, und das alte ist völlig von Motten zerfressen. Das liegt daran, dass sie es nur einmal im Jahr benutzen, wenn überhaupt, haben Sie gemeint … Au!«
Der Polizist, dem die Rolle des Humpty wie auf den Leib geschrieben war, machte einen Sprung nach vorn. Honey bemerkte, dass ihre Mutter dem Polizisten den Stern des Zauberstabs in eine Pobacke gerammt hatte.
»Gemein«, sagte Honey, obwohl sie ihrer Mutter im Stillen Beifall zollte.
Doherty warf sich dazwischen. »Gloria, das geht nun wirklich nicht … Also, jetzt entschuldigen Sie sich bitte bei dem Beamten. Er hat nur seine Pflicht getan.«
Der Uniformierte, der Honeys Mutter verhaften wollte, schüttelte traurig den Kopf. »Und das wird einmal Ihre Schwiegermutter?«
»Wir haben alle unser Päckchen zu tragen«, antwortete Doherty und gab eine ziemlich gute Parodie des leidgeplagten Schwiegersohns ab. Der Polizist griff das sofort auf.
»Mein Beileid, Steve, obwohl, ehrlich gesagt, schlimmer als meine könnte sie auch nicht sein«, erwiderte er und schaute drein wie ein trauriger Bluthund. »Sie ist Witwe und hat gesagt, sie wäre einsam, und meine Frau hat sich solche Sorgen gemacht. Und jetzt ist die alte Schachtel bei uns eingezogen. Ich habe mich über Weihnachten freiwillig zum Dienst gemeldet. Alles, um mir nicht ihr ständiges Genörgel anhören zu müssen. Damit hat sie schon ihren Mann unter die Erde gebracht. Und jetzt versucht sie es mit mir, das schwöre ich Ihnen! Ich wünschte mir nur, sie wäre noch jung genug, um wieder zu heiraten. Aber in ihrem Alter?«
Gloria Cross war schnell am Ball. Dass man sie des Diebstahls bezichtigt hatte, war auf einmal nicht mehr so wichtig. Sie witterte eine mögliche neue Kundin.
»Ihre Schwiegermutter ist Witwe?«, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. »Das ist aber sehr interessant. Kleinen Augenblick … hier ist meine Karte …«
Sie zog eine Visitenkarte aus ihrem Dekolleté und reichte sie ihm. Der Mann las sie, und auf seinem nüchternen Polizistengesicht zeichnete sich ungläubiges Staunen ab.
»Schnee auf dem Dach?«
»Es ist eine Partnerschaftsbörse für die Generation sechzig plus«, erklärte Gloria Cross. »Sie kennen doch den Spruch, nicht? Nur weil Schnee auf dem Dach ist …«
Er nickte. »Ich weiß, ich weiß. Ist doch immer noch ein Feuer im Kamin.«
»Oder im alten Kessel«, fügte Doherty hinzu. Er konnte sich gerade noch ein Grinsen verkneifen. Honey gab ihm einen Tritt vors Schienbein.
Der Polizist mit dem Schwiegermutterproblem wirktenachdenklich. »Und Sie meinen, Sie könnten der Alten wirklich einen Mann verschaffen?«
Gloria Cross nickte energisch. »Sehen Sie nur zu, dass sie sich online anmeldet. Sie haben doch einen Computer zu Hause?«
»Ja. Na ja, mein Sohn hat einen, für die Hausaufgaben. Aber die können mir gestohlen bleiben, das hier ist wichtiger.« Er steckte die Visitenkarte in seine Brusttasche. Seine Laune schien merklich besser geworden zu sein. Er stand aufrechter, und seine Miene war nicht mehr schmerzverzerrt.
Sein Kollege wirkte resigniert. »Wir verhaften sie also nicht. Macht nichts. Morgen haben wir vielleicht mehr Glück. Da werden wir sicherlich ein paar Besoffene einbuchten, die sich danebenbenehmen.«
Sein Partner sah ziemlich verdutzt aus. »Machst du Witze? Ich muss mein Leben wieder auf die Reihe bringen. Je früher ich Dienstschluss habe und sie da registriere, desto besser.«
Sein
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