Mord zur Bescherung
strengte seine grauen Zellen an. »Ja, da muss ich Ihnen recht geben. Wir konnten das Ding kaum zu zweit hochheben. Ein alter Mensch würde das gar nicht schaffen.«
Er schrie auf, als Honeys Mutter ihm den Zauberstab der guten Fee um die Ohren schlug, den sie irgendwie in die Hände bekommen hatte.
»So klapperig bin ich nun auch wieder nicht!«
»Madam, ich warne Sie …«
Die Sache geriet außer Kontrolle. Honey wandte sich an Doherty. »Also? Willst du nicht was sagen?«
Doherty richtete sich auf und nahm die Hand vor dem Mund weg. Genau wie sie erwartet hatte, konnte er sich das Lachen kaum verkneifen.
»Schauen Sie mal, Adge«, sagte er und sprach den schwitzenden Mann mit seinem richtigen Namen an. »Sie werden ganz schön blöd dastehen, wenn bekannt wird, dass Sie sich von einer alten Dame haben ins Bockshorn jagen lassen. Sie werden das Gespött von Manvers Street sein, und abgesehen davon könnten Sie hier mit meiner zukünftigen Schwiegermutter zu tun haben.«
»Ach ja?«, erwiderte Dumpty, der Mann mit dem schmerzenden Rücken und dem leidgeplagten Gesichtsausdruck. Seine Augenbrauen verschwanden fast unter seinem Haaransatz. Er schaute Honeys Mutter an, als beneidete er Doherty nicht um diese potentielle Verwandtschaft.
Honey schloss verzweifelt die Augen. Doherty schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, deine Mutter wusste bis jetzt auch nicht Bescheid?«
»Hm.«
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass ihre Mutter schockiert war und ihr Zauberstab nicht mehr wie eine tödliche Waffe wirkte. Er war in der Mitte durchgebrochen, und der Stern baumelte traurig nach unten.
»Abrakadabra«, sagte Doherty lächelnd, während er den Stern mit der Fingerspitze anstieß. »Also, Jungs. Kann das nicht bis nach den Feiertagen warten?«
Die beiden Uniformierten schauten sich an. Doherty wusste, dass Humpty niemals seine Meinung änderte, wenn es um eine Verhaftung ging – sogar wenn es sehr wahrscheinlich war, dass der Täter – oder die Täterin – sich als unschuldig erweisen würde. Humpty ließ sich nicht beirren.
Honey stellte sich gerade vor, dass ihre Mutter die Weihnachtstage hinter Gittern verbrachte, auf einer harten Matratze schlief, unter einer dünnen Wolldecke anstatt unter ihrem rosengeschmückten, mit feinster Nottingham-Spitze verzierten Plumeau. Es würde auch kein Hauch von Chanel No. 5 in der Luft liegen. Stattdessen würde sie den Gestank von gedünstetem Kohl und widerlich süßer Vanillesoße aushalten müssen.
Honey ging im Geist die verschiedenen Optionen durch. Sie könnte eine Feile in einem gebratenen Kapaun in die Zelle schmuggeln, wenn auch das Versteck vielleicht ein bisschen offensichtlich war. Es musste bessere Möglichkeiten geben.
»Schauen Sie mal, Constable. Können wir nicht wie vernünftige Menschen über die Sache reden?«, versuchte sie es.
Normalerweise nahm sie keine Zuflucht zu den sogenannten weiblichen Waffen, aber Gloria und der Knast, das passte einfach nicht zusammen. Also klapperte sie mit den Augendeckeln und strich dem Polizisten über den Arm.
Nach Dohertys Miene zu urteilen, war das keine guteIdee. Der Mann, den sie so umgarnte, mochte seinen Gefallen daran finden, Doherty jedoch nicht.
»Adge, wir wollen alle nach Hause«, sagte Steve zu dem Polizisten.
»Klar doch, Sir, aber wir hatten eine Beschwerde, und wir müssen uns darum kümmern.«
»Selbstverständlich.«
»Wir müssen herausfinden, wieso der fragliche Gegenstand auf dieser Bühne hier gelandet ist und nicht auf der des Theatre Royal.«
Alle Augen wandten sich zu Gloria.
Honey entschied, dass nun die Zeit für einen Verteidigungsversuch gekommen war. »Sie hat das Kostüm neulich in meinem Hotel liegen sehen und gefragt, ob die Seniorentheatergruppe es für die Aufführung von Cinderella ausleihen dürfe …«
Die beiden Uniformierten schauten sie an. »Stimmt das?«, fragte Adge.
Doherty rieb sich die Augen. »O Gott! Jetzt geht’s los.«
Honey war ganz aufrichtig. »Es ist doch nur ein Theaterkostüm. Wir schaffen es wieder ins Theatre Royal zurück, und alles ist gut.«
Humpty wandte Honey nun seine Aufmerksamkeit zu. »Also haben Sie das Ding geklaut?«
»Ach, hören Sie doch auf!«, schrie Honey. »Sehe ich so aus, als würde ich ein gelblila getupftes Pferdekostüm brauchen? Sehe ich aus, als könnte ich das Ding tragen? Ich bin eine schwache Frau, wunderbar, das ja, aber schwach! Bleiben Sie doch mal auf dem Teppich!«
»Du keifst«, sagte Doherty zu ihr,
Weitere Kostenlose Bücher