Mord zur besten Sendezeit
vielleicht finden könnten, und ging die Liste der empfangenen Anrufe durch. Eine unbekannte Nummer tauchte auf.
Das Telefon mitzunehmen, um diesen Anruf zurückzuverfolgen, das war ganz bestimmt illegal. Das wusste sie. Trotzdem schaute sie das Ding nachdenklich an. Es schrie einfach danach, dass sie es in die Tasche stecken und nichts sagen sollte. Niemand würde es vermissen. Besonders Teenager verloren doch ständig ihre Handys.
Honey wog das Für und Wider ab, warf dem Telefon noch einen strengen Blick zu, steckte es in die Tasche, zog es aber dann wieder heraus. Sie musste es machen, wie es sich gehörte. Und sie würde es machen, wie es sich gehörte. Keine Sorge.
Unten saß Doherty und schaute grimmig, während Susan Rolfe ihm bis ins Kleinste erklärte, was sie von Arabella Rolfe hielt.
»Ich weine dieser Frau keine Träne nach. Arabella hat meinen Mann, mein Leben und meine Familie ruiniert. Ich bin wirklich froh, dass sie tot ist. Aber ich glaube nicht, dass Adam es war. Genauso wenig glaube ich, dass irgendwas, das mein Sohn zu seinem Vater gesagt haben könnte, den aus seiner Blödheit herausgerissen hätte. Er war völlig besessen von der Frau.«
»Haben Sie in letzter Zeit etwas von Ihrem Vater gehört?«, fragte Honey Dominic. Gleichzeitig warf sie Doherty einen vielsagenden Blick zu. Wenn sie wirklich auf einer Wellenlängelagen – und davon war sie überzeugt –, dann würde er diesen Punkt in seine Befragung aufnehmen und ihn weiter vorantreiben.
Dominic schüttelte den Kopf, aber sein verstohlener Blick war nicht zu übersehen.
Doherty wandte sich an ihn. »Haben Sie ein Handy?«
Dominics bleiches Gesicht wurde noch bleicher. »Ja.«
»Dann holen Sie es bitte.«
»Hören Sie mal, meine Anrufe sind privat …«
»Muss ich mir einen Durchsuchungsbefehl ausstellen lassen?«
Dominic begriff schnell, dass es wenig Sinn hatte, mit einem wild entschlossenen Polizisten zu argumentieren, und ging sein Mobiltelefon holen.
Inzwischen erklärte Doherty Honey ein paar Dinge.
»Mrs. Rolfe versichert mir, dass die Gerüchte über Arabella alle stimmen. Sie hat auch gesagt, dass ihr Sohn nichts mit dem Tod dieser Frau zu tun hatte und dass sie nichts davon wusste, dass er seinen Vater angerufen hat, um ihm von den geheimen Liebhabern seiner Frau, ich meine von Mrs. Arabella Rolfe, zu erzählen.«
Susan Rolfe mischte sich ein. »Geheim waren die nicht gerade. Nehmen Sie nur Glenwood Halley. Das ist ein solcher Speichellecker, der ist so geil auf die Reichen und Berühmten. Er sammelt sie wie Trophäen, wissen Sie, schreibt auf, wann und wo er sie kennengelernt hat, wann er sie ins Bett gezerrt oder sie zu irgendeiner Veranstaltung begleitet hat. Ehrlich gesagt, ich denke, er hat ihnen wahrscheinlich auch auf einer Skala von eins bis zehn Punkte gegeben.«
Honey schaute zu Doherty herüber. Der blickte nicht auf, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er genau das Gleiche dachte wie sie.
»Geht er mit all seinen Klientinnen ins Bett, Mrs. Rolfe?«
Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Finger trommelten auf die Ellbogen, und ihr Busen wogte.
»Ich glaube schon.«
»Woher wissen Sie das?«
Sie errötete. »Ich weiß es einfach«, blaffte sie beleidigt.
»Haben Sie und Ihr Mann Ihr Haus mit Glenwoods Vermittlung verkauft?«
Sie wurde noch röter im Gesicht. »Ja. Na und?«, knurrte sie.
»Und dieses Haus? Haben Sie das auch über ihn erworben?«
»Nein. Das hat mein Mann gemacht. Ich wollte mit dem Kerl nichts mehr zu tun haben.«
»Wegen Ihrer vorherigen Erfahrungen?«, erkundigte sich Doherty. »Hat er auch versucht, Sie ins Bett zu kriegen, Mrs. Rolfe?«
»Nein«, erwiderte sie ein wenig zu rasch, um glaubwürdig zu wirken. »Ich war nicht berühmt genug. Oder reich genug? Nicht wie damals, als wir …«
»… Ihr voriges Haus gekauft haben? Sie und Ihr Mann?«
Susan Rolfes Widerstand brach zusammen. »Er kann sehr charmant sein.«
Da musste Honey ihr recht geben, obwohl Glenwood seinen Charme bei ihr noch gar nicht zum Einsatz gebracht hatte. Das war eben der Preis des Ruhmes – beziehungsweise in ihrem Fall des Mangels an Ruhm. Oder an Reichtum. Glenwood, überlegte sie, wilderte auf einer anderen Ebene der Hackordnung.
Dominic kam aus seinem Zimmer zurück und erschien mit dem typischen Gesichtsausdruck des Teenagers, dem alles völlig egal ist. Er schmollte im besten Mick-Jagger-Stil. Seine Mundwinkel hingen mürrisch nach unten. Er gab Doherty sein
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