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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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wahren. Möchten Sie wirklich hier draußen meine Fragen beantworten?«
    Samtbraune Augen, so groß und schmelzend wie die ihres Sohnes, schauten ihn fragend an.
    »Nun … von mir aus. Sie müssen die Unordnung entschuldigen. Ich backe gerade.« Als wollte sie das unterstreichen, wischte sie ihre Hände an der Schürze ab. Ihre Bewegungen waren fahrig. Honey vermutete, dass die Scheidung ihr Selbstvertrauenuntergraben hatte. Die Verantwortung dafür, das Zuhause und die Familie zusammenzuhalten, schien schwer auf ihr zu lasten.
    »Hier riecht’s aber gut«, sagte Doherty, dessen Bewegungen ein wenig an die eines Roboters aus Krieg der Sterne erinnerten.
    »Cottage Pie 2 «, sagte Mrs. Rolfe.
    Sie marschierte in die Küche voraus, schaltete den Backofen aus und bat sie, Platz zu nehmen. Ein großer Kiefernholztisch und dazu passende Stühle nahmen ein Ende des Raumes ein. Dominic blieb stehen, lümmelte sich mit dem Hinterteil an einen Heizkörper. Hinter ihm bot ein großes Fenster einen schönen Blick auf den Garten.
    Honey und Doherty lehnten dankend den Tee ab, den Mrs. Rolfe ihnen anbot.
    Nachdem sie Doherty beim Hinsetzen unterstützt hatte, fragte Honey, ob sie die Toilette benutzen dürfe.
    Susan Rolfe nickte. »Sie müssen allerdings mit dem Badezimmer im ersten Stock vorliebnehmen. Die Toilette unten ist nicht in Ordnung.«
    Honey dankte ihr. Die Frage nach der Toilette war Teil der Strategie, die sie mit Doherty vorab ausgemacht hatte. Er stellte Fragen, sie schaute sich um. Ein Angriff auf zwei Flanken.
    Auf der Treppe entdeckte sie allerlei Anzeichen einer ganz gewöhnlichen Familie – achtlos weggelegte Spielsachen, ein schwarzer Schuh, der sehr weit von seinem Pendant entfernt dalag.
    Sonst wies nichts weiter auf Kinder hin. Honey nahm an, dass die beiden Jüngsten in der Schule waren.
    Das Badezimmer war groß, die Garnitur und die Armaturen waren ein wenig altmodisch, der Bodenbelag an den Ecken schon etwas hochgebogen. Honey wusch sich die Hände mit einem Stück Seife, das aus Seifenresten geformt war, ein sicheres Zeichen für einen ziemlich frugalen Lebensstil.
    Das Handtuch war rau, die Farbe bereits leicht verblasst. Alles deutete darauf hin, dass Susan Rolfe finanziell mächtig zu kämpfen hatte. Honey fragte sich, wie viel Unterhalt Adam Rolfe wohl seiner Exfrau und den Kindern zahlte. Ein so großes Haus war sicher nicht billig. Und drei Kinder auch nicht.
    Eine Zimmertür stand ein wenig offen. Honey schob die Tür vorsichtig auf.
    Mit einer Schablone gemalte Feen tanzten über violett gestrichene Wände. Die Vorhänge und Bettdecke passten dazu, und ein großes Puppenhaus nahm eine gesamte Zimmerecke ein. Alles war makellos sauber, ganz anders als der Rest des Hauses.
    Wenn man nach dem Poster eines Popstars im Teenageralter urteilte, das an der Wand hing, dann gehörte dieses Zimmer der älteren der beiden Töchter. Honey versuchte, sich an den Namen des Popstars zu erinnern, leider vergeblich. Diese Bubis kamen jung zu ihrem Ruhm, verloren ihn aber auch früh. Ihre Fans wurden älter, heirateten und bekamen Kinder. Die nächste Generation stürzte sich auf die nächste Verrücktheit.
    Es war unschwer zu erkennen, dass das nächste Zimmer Dominics war. Der junge Mann, der nun bald auf die Universität gehen würde, hatte alles: einen iPod, einen Computer, einen Fernseher und das neueste Handy. Letzteres klingelte und hörte dann wieder auf. Honey hatte nichts zu verlieren und schaute auf dem Display nach. Sie sah, dass ein neuer Anruf auf der Mailbox war, und rief ihn ab. Nicht nett, aber es musste sein.
    Dominic, hier ist die Nanna. Wenn du noch mal bei mir übernachten möchtest, ruf einfach an. Und mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut. Jetzt geht’s auf zur Uni. Ich hab dich lieb, mein Junge. Tschüs.
    Eine Nachricht von der Großmutter an ihren Enkel eben: liebevoll, beinahe ein bisschen besorgt. Nanna, das konnte für eine Großmutter stehen oder für eine Nanny, ein Kindermädchen. Irgendwann einmal war diese Familie wahrscheinlichwohlhabend genug gewesen, um sich ein Kindermädchen zu leisten.
    Dann war da noch eine zweite Nachricht.
    Ich bin’s. Papa. Ich möchte dich nur bitten, dich um deine Mutter zu kümmern. Nichts von alldem ist ihre Schuld. Nur meine. Ich hab dich lieb.
    Laut der Aufzeichnung war dieser Anruf vor zwei Tagen am Vormittag um elf Uhr eingegangen. Den musste man doch zurückverfolgen können! Honey war ganz aufgeregt bei dem Gedanken, dass sie Adam

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