Mord zur besten Sendezeit
sie ihn ständig über alles informierte. Also schickte sie ihm Nachrichten per SMS und rief regelmäßig an. Es war egal, ob sie zu Hause im Hotel arbeitete oder unterwegs war und Detektivarbeit machte. Er wollte seine Berichte haben. Und er wollte, dass sie sich im Bett zu ihm gesellte.
»Es ist ziemlich langweilig, hier so ganz allein rumzuliegen.«
»Du hast dir einen Muskel gezerrt. Du musst dich ausruhen, bis der geheilt ist.«
»Ich finde, ein wenig Bewegung würde mir guttun.«
»Diese Art von Bewegung sicher nicht.«
»Wieso nicht? Allemal besser als Joggen.«
Es war klar, dass er es nicht mehr lange aushalten würde. Ihr Bericht über Glenwood Halley war genau der Anschub, den er brauchte.
»Fahr mich hin«, sagte er, als sie mit zwei weiteren Schokoladenmuffins auftauchte.
Sie hielt ihm die Tüte hin. »Möchtest du einen Muffin?«
»Ich hasse Muffins.«
»Warum isst du sie dann?«
»Weil ich es mag, wie du die Krümel von mir runterleckst.«
Wenig später zwängte sich also Doherty umständlich auf den Beifahrersitz seines Autos, steif und sperrig wie ein Liegestuhl.
»Ich möchte mich mit der ersten Mrs. Rolfe unterhalten.«
Als sie angekommen waren, zog Honey den zusammengeklappten Doherty aus dem Auto und half ihm, sich zu entfalten. Leicht war es nicht, und sie überlegte, dass sich ein weiterer Muffin, der ihr neue Energie schenken sollte, bei dieser Schwerarbeit bestimmt nicht allzu verderblich auf ihre Fettpolster auswirken würde. Doherty, das musste man sagen, war nicht gerade pflegeleicht als Patient. Er winselte und stöhnte leise durch zusammengebissene Zähne.
»Es bringt nichts, wenn du hier herumjammerst. Du wolltest ja unbedingt mit«, tadelte sie ihn streng.
»Das gehört alles zum Heilungsprozess.«
Die erste Mrs. Rolfe machte ihnen die Tür auf, bat sie aber nicht herein. Sie hatte dunkles Haar und war recht schmal, bis auf ein kleines Pölsterchen, das die Jahre ihr um die Taille gelegt hatten.
Sie trug eine am Hals aufgeknöpfte Bluse, beige Jeans und eine blau-weiß gestreifte Metzgerschürze, die mit Mehl bestäubt war. Sie sah irgendwie gemütlich und ziemlich hübsch aus, war aber gewiss nicht in der Glamour-Liga wie die zweite Mrs. Rolfe. Das Haus war zwar verglichen mit Cobden Manor nichts Besonderes, aber es war ein Haus, hatte große Fenster, eine schöne Auffahrt und einen ziemlich großen Garten.
Dominic stand neben dem Haus. An seiner ausdruckslosen Miene konnte Honey ablesen, dass er seiner Mutter nichts von seinem Geständnis im Taxi erzählt hatte. Und auch nichts, vermutete Honey, von dem Anruf bei seinem Vater.
Trotzdem schien Susan Rolfe zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Sie schaute ihren Sohn stirnrunzelnd an. »Hast du immer noch nicht gepackt?«, fragte sie knapp.
»Ich muss erst noch mein Fahrrad fertigmachen. Aber ich glaube, die wollen mit mir sprechen. Die müssen da aber immer auch einen Erwachsenen dabeihaben. Das stimmt doch?«
Honey bestätigte, dass dem wohl so war. Doherty nickte undbat dann um einen Stuhl. »Ich habe mir einen Muskel gezerrt«, erklärte er.
Mrs. Rolfe ging ins Haus, und als sie herauskam, bugsierte sie einen Stuhl durch die Tür. Dominic stand einfach nur da und schaute schuldbewusst. Er hat jedes Recht dazu, dachte Honey. Er hatte wahrscheinlich mit seinem Anruf eine Menge Unruhe gestiftet. Besonders was seine Stiefmutter anging.
Doherty ließ sich umständlich auf dem Stuhl nieder, ehe er die erste Frage formulierte.
»Ihr Sohn hat gesagt, er sei für den Tod von Mrs. Arabella Rolfe verantwortlich. Wir möchten herausfinden, warum genau er das behauptet.«
Dominic versenkte die Hände tief in den Taschen seiner tiefhängenden Levi’s und schlurfte mit den Füßen. »Muss ich bleiben?«
Seine Mutter war wie vom Donner gerührt. »Das ist doch lächerlich. Er war in Leicester, als sie umgebracht wurde.«
»Dann braucht er sich ja keine Sorgen zu machen«, erwiderte Doherty. »Aber er hat zugegeben, dass er bei seinem Vater angerufen und ihm mitgeteilt hat, dass seine Stiefmutter, Mrs. Arabella Rolfe, eine Affäre hatte.«
Mrs. Rolfe schaute mürrisch. »Arabella war eine Schlampe ersten Ranges. Das wusste jeder – außer mein Exmann.«
»Das habe ich auch schon gehört«, antwortete Doherty, die Hand auf den Rücken gepresst, während er sich von seinem Stuhl erhob. »Dürfen wir ins Haus kommen?«
»Ich habe Ihnen doch gerade den Stuhl rausgebracht.«
»Ich weiß. Ich würde nur lieber Diskretion
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