Mord zur besten Sendezeit
und flauschig wie ein Plüschhäschen, das kleine Kinder mit ins Bett nehmen …«
Honey dachte an einige Herren in reiferem Alter, die Arabella wahrscheinlich gern mit ins Bett genommen hätten, verkniff sich aber jeden Kommentar.
»Und?«, meinte sie zu Milly, und die plapperte fröhlich weiter.
»Arabella Neville hat ja nun ihre verdiente Strafe bekommen, nicht? Niemand kann behaupten, dass sie die nicht verdient hätte. Und wissen Sie was?«, fügte sie noch hinzu, und ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Ich glaube, ich weiß, wer es getan hat.«
Sie tippte sich vielsagend an die Nase und blinzelte Honey zu.
Die schnappte nach Luft. »Wirklich? Wie faszinierend!«, flüsterte sie zurück. »Raus damit!«
Milly trank ihr Glas leer, schenkte sich selbst neu ein und beugte sich zu Honey herüber.
»Ich habe gehört, wie jemand gedroht hat, sie um die Ecke zu bringen. Ich war gerade auf dem Klo – äh, auf der Toilette. Klo ist so gewöhnlich, finden Sie nicht?«
»Egal«, sagte Honey, der völlig gleichgültig war, wie man diese Örtlichkeit bezeichnete, solange Milly mit dem rausrückte, was sie wusste. »Wo waren Sie also, als Sie das mit angehört haben?«
»Ich saß natürlich in einer der Kabinen.«
Honey war wie vom Donner gerührt. Wieso hatte sie gedacht, dass sie die Einzige war, die das alles mit angehört hatte? Milly war auch dort gewesen!
»Diese Person, die Arabella bedroht hat, haben Sie die Stimme erkannt?«
Milly nickte weise. »Petra Deacon. Sie heißt Petra Deacon. Sie ist Schauspielerin und Moderatorin. Glenwood kennt sie auch, nicht wahr, Liebling?«
Glenwood war gerade zurückgekehrt. Milly, die schon reichlich angeheitert war, beäugte ihn voller Bewunderung. Seiner Miene nach zu urteilen, hatte er die letzten Worte vernommen.Seine Mundwinkel waren nach unten gebogen. Seine samtbraunen Augen glänzten hart.
Honey lächelte ihn an. »Milly glaubt, dass sie mit angehört hat, wie eine gewisse Petra Deacon neulich abends Arabella Neville bedroht hat. Sie kennen sie auch. Stimmt das?«
Honey bemerkte, wie sich sein ohnehin straffes Kinn noch mehr anspannte. »Ich glaube nicht.«
»Natürlich kennst du sie«, gurrte Milly, die wirklich ziemlich beschwipst war. »Er hat sie gebumst. Nicht wahr, Glenwood, Schätzchen? Du hast sie gebumst, und jetzt bumst du mich.«
Siebenundzwanzig
Ehe Honey Doherty mitteilte, dass jemand die geheimnisvolle Stimme auf der Toilette des Römischen Bads erkannt hatte, ging sie in die Küche und ermahnte Smudger, in Zukunft besser nicht mehr so heißblütig zu reagieren. Das wäre eigentlich alles gewesen, wenn nicht gerade Clint Spüldienst gehabt hätte. Er hatte sich ein Seidentuch um den Kopf gebunden. Das Seidentuch. Es bedeckte beinahe ganz die Tätowierung mit der Spinne im Netz, die Clint an Stelle von Haaren trug. Lediglich die Spinne lugte unter einem Steigbügel auf dem Tuch hervor.
Doherty war sehr beeindruckt von ihrer Neuigkeit. Das konnte Honey an seinem Schweigen erkennen. Aber sie brauchte etwas mehr Reaktion. Es war schließlich so, als hätte sie mit ihrem Pferd bei der Gala in Badminton eine Rosette gewonnen.
»Na? Was ist? Wie findest du das?«
»Wer ist diese Petra Deacon?«
»Eine Schauspielerin und Moderatorin beim Fernsehen. Anscheinend waren sie und Arabella bittere Rivalinnen. Das konnte ich ja auch aus dem Verlauf des Gesprächs schließen.«
»Und unser Freund Glenwood Halley hat sie beide flachgelegt.«
»Wir haben nur einen sturztrunkenen Studenten, der dafür bürgen würde – vielmehr seine Mutter. Die hat ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt.«
Doherty hatte sich inzwischen zu einem Sessel vorgearbeitet. Das Telefon, ein Drink und Essen waren in Reichweite. Er hatte viel Zeit, über die Dinge nachzudenken, und seine Einschätzung der Situation machte Honey nervös. Bei ihm war Adam Rolfe immer noch der Hauptverdächtige. Die Neuigkeitenüber Glenwood Halley hatten daran nichts geändert, trugen aber dazu bei zu erklären, warum Adam seine Frau umgebracht haben könnte.
»Wir haben bei alten Freunden und bei Verwandten nachgefragt. Niemand weiß, wo er ist. Oder wenn sie es wissen, dann sagen sie es nicht.«
Besonders beim letzten Satz fühlte sich Honey ziemlich unwohl. Sie sollte Doherty von ihrem Verdacht gegenüber John Rees erzählen, brachte es aber nicht über sich.
John Rees besaß viele Bücher. Und Leute mit so vielen Büchern waren doch über jeden Verdacht erhaben.
Doherty hatte verlangt, dass
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