Mord zur besten Sendezeit
lieber mal zu einem anständigen Friseur, wie wäre es damit? Sieh dir doch mal diese Haarwurzeln an. Hörst du mir zu, kannst du mir vielleicht einmal zuhören?« Sie gab mir einen Stoß in die Rippen.
»Mußt du gerade sagen«, sagte ich und registrierte Santis (gefärbte) blonde Hochfrisur, deren Haaransatz den kalifornischen Mammutbäumen alle Konkurrenz machte.
Santi hieb mir auf das Knie. »Schau dir mal dieses doofe Kleid an«, monierte sie und winkte zur Mattscheibe. »Mach mal eine Diät, Mädel.«
Im Fernsehland sagte Sabrina: »Darren? Wie war das mit Linda und kotzen?«
»Das habe ich doch nur gesagt, damit ich mit beiden knutschen kann.« Er wandte sich den anderen Männern zu. Sein gegeltes Haar bewegte sich dabei nicht. »Ist doch wahr, oder, Jungs? Die Frauen erwarten doch, daß man sie anlügt. Das ist ein Teil des Paarungsrituals.«
»Zum Teufel ist es das«, platzte Leopardenmuster heraus. Heute war wirklich ein schwerer Tag für sie. Sie mußte geglaubt haben, daß Darren sie wirklich mochte. »Ich meine, oops. Wen muß ich hier denn noch alles oopsen, bevor ich einen heterosexuellen, gutaussehenden, intelligenten Typen finde, der keine Lügen erzählt, um irgendeiner anderen Tucke unter den Rock zu kommen?« ;
»Ist das eine rhetorische Frage?« fragte Sabrina und rauchte weiter ihre Zigarette.
»Ich kann die Antwort darauf geben«, unterbrach der ruhigste von allen das Gespräch, Tony, der Auf- und Zusammenklapper von Stühlen im Madison Square Garden, der, den ich favorisierte. »Ich werde all das für dich sein und noch mehr. Ich werde gut zu dir sein, ich werde dich nett behandeln. Ich bin derjenige, den du suchst.«
»Du bist überhaupt nicht derjenige, den ich suche«, schoß das Leopardenmuster zurück. Sie wandte sich an Sabrina und sagte: »Dieser Trottel tanzt wie ein Idiot und hat sein ganzes Bier über mein Kleid gekippt.«
»Ich bin angerempelt worden«, protestierte er.
Eric und Darren gönnten sich ein geheimes Grinsen unter Komplizen.
»Ich finde dich dafür einfach traumhaft«, sagte Sandra zu meinem Lieblingskandidaten. »Du hast mir ganz süß einen Dessertteller gebracht und ihn gehalten, damit ich davon essen konnte. Und« — sie wandte sich Sabrina zu — »als wir uns geküßt haben, war er sehr aufgeregt.« Die Menge flippte aus.
»Gab es eigentlich einen Typen auf der Fete, den du nicht mochtest?« fragte Sabrina.
»Es gab einige Kerle, die totale Ekelpakete waren. Aber diese Typen hier mochte ich alle. Vielleicht mag ich Eric am meisten, weil er die größten Muskeln hat.«
»Wie steht es mit dir?« fragte Sabrina das Leopardenmuster.
»Ich mochte Darren gut leiden, aber er hat mich ja angelogen wie ein totales oops loch. Ich kann mir vorstellen, daß Tony gar nicht so schlecht ist, aber leider tanzt er wie ein totaler Trottel.«
Sabrina sah Tony an. Sie sagte: »Musik bitte.« Die Metal-Melodie dröhnte aus meinem Fernseher. »Laß mal sehen, wie du abhottest, Tony.«
Der arme Tony, von der Menge angefeuert, stand auf und hottete sich ab. Es war eigentlich gar nicht so furchtbar. Er bewegte nur seine Füße nicht. Er zuckte herum, sprang gelegentlich in die Luft und machte juchzende Geräusche. Nach ein paar Sekunden kam die Stewardess dazu und schob eine Tanznummer, passend zu ihrem Lambadakleid. Dann sprangen Eric und Darren auf und rieben sich an der Stewardess. Leopardenmuster fand auch ihren Rhythmus. Gerade, als ihr Eric den Rock über das Höschen zog (schwarz und seidig) wurde das Bild aus- und eine Reklame für Tampons eingeblendet.
»Selbstverständlich werden die Zuschauer die nuttige Stewardess nach Jamaika schicken,« sagte Santi voraus. »Diese Linda ist einfach zu aggressiv. Das erschreckt die Männer. Die wollen ihre Frauen zart haben, geheimnisvoll, wie Sabrina. Hörst du mir überhaupt zu? Du könntest selber auch ein bißchen zarter sein.« Vielleicht würde Sabrina mir ja später noch ein paar gute Tips geben.
»Leopardenmuster könnte immerhin die Ferien gebrauchen.«
»Wie auch immer. Wie geht es Max, und warum sitzt du an einem Freitagabend allein zu Hause rum?« Santi änderte mit atemberaubender Geschwindigkeit das Thema.
Da ich mich darauf nicht einlassen wollte, ignorierte ich die Frage einfach. »Ich bin für Tony. Er ist so nett. Er wird auch nie gewinnen.«
»Also willst du nicht über Max reden. Irgendwas muß mit eurer Beziehung passiert sein. Hör mir mal zu, Fräulein Beziehungszerstörerin, untersteh dich, das
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