Mord zur besten Sendezeit
Tür, die neben dem Badezimmer war. Keine Antwort. Ich ging hinein. Das Messingbett verriet, daß dies Sabrinas Zimmer sein mußte, und Alex’ Pullover, der auf der Rückenlehne eines Stuhles hing, bestätigte das nur. Ich hatte ihm den geschenkt, als wir noch zusammen waren. Ich fühlte mich einen Moment lang dadurch verwirrt, konnte es aber schnell verwinden. Ich fing an, in den herumliegenden Sachen zu suchen. Ich hoffte, Sabrina führte ein Tagebuch oder so etwas. Vielleicht hatte sie ja ihr Erlebnis mit Buster darin festgehalten und sogar die Wahrheit gesagt. Ich hielt inne. Sie konnte ja bisher durchaus die Wahrheit gesagt haben, trotz der Art, in der sie so erfolgreich andere Leute manipulierte, und trotz ihrer merkwürdigen Selbstverliebtheit und ihres mit Drogen vollgepumpten Zustandes. Ich schaute in ihren Schubladen nach — eine war voller Spitzendessous. Ich fragte mich, ob sie wohl gestern mit Alex welche getragen hätte, oder in früheren Nächten mit Buster. Ich überprüfte das sorgfältig unter dem Bett und unter der Matratze.
Ich schaute in den Schrank, wo ich alle Taschen all der Kleidungsstücke durchging, die Taschen hatten. Ihre Garderobe war beeindruckend. Es freute mich, daß
Sabrina meine Kleidergröße trug. Dann schaute ich in die Schubladen ihres Nachttischchens. Dort lagen die üblichen Sachen-Tütchen mit M&M-Schokolinsen, ein Stift und ein Notizblock, Kondome, eine Wachskerze, Handschellen, ein Dildo, Massageöl. Ich schloß die Schublade wieder und sah mich nach weiteren möglichen Entdeckungen um. Auf ihrer Kommode bemerkte ich ein handbemaltes Schmuckkästchen. Ich öffnete es vorsichtig, wobei ich inständig hoffte, es handelte sich hier nicht um eine Spieluhr. Dem war nicht so. Ich durchwühlte die dicken Klunkerohrringe und Armreifen und Ketten. Unter den gewundenen Strängen von Perlen und Nippes lag dann die Überraschung.
Er hatte tatsächlich die Größe eines Eiswürfels. Busters Verlobungsring war weiß Gott etwas, das einen Blick lohnte. Ich probierte den Dreißigkaräter an. Er paßte lose auf meinen linken Ringfinger. Es freute mich, daß meine Hände kleiner waren als Sabrinas. Ich versuchte, meine nunmehr beringte Hand in meine Hosentasche zu versenken, aber der Türgriff-große Edelstein hakte immer dagegen. Ich nahm ein paar Tempotaschentücher von Sabrinas Schreibtisch und wickelte den Ring fest ein. Ich ließ ihn in meine Handtasche fällen. Wenn Buster ihn identifizieren konnte, dann hätte ich immerhin den Beweis, daß er ihr tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Gerade, als ich den Ring in meine Handtasche gesteckt hatte, öffnete sich die Tür. Der Luftzug ließ mir das Haar vor den Augen wehen. Ich wirbelte herum, wobei ich in meinem Hirn verzweifelt nach einer Erklärung suchte. Während ich mich umdrehte, sagte ich: »Ich dachte, das hier wäre das Badezimmer.«
Heiße Steine
»Was machst du denn hier?» fragte sie. »Ich meine, Scheiße.« Lola trug ihre zerfledderte Lieblingsjeans, ein zu kleines T-Shirt und ziemlich abgelatschte Schuhe aus glattem Leder. Ihre Haare wirkten wie ein Nest und waren so unförmig, als hätte sie gerade auf ihnen gelegen.
»Ich dachte, das hier wäre das Badezimmer«, wiederholte ich.
»Bullshit.« Lola ging an mir vorbei zu Sabrinas Schmuckkästchen. Sie stocherte darin herum. »Hast du die beiden da draußen gesehen?« fragte sie angeekelt. »Am liebsten würde ich kotzen, wenn ich sie sehe. Auf die beiden drauf, richtig viel. Aber ich bin ganz schön cool in dieser Sache. Soweit Sabrina das überhaupt noch merkt, ist mir das total scheißegal.« Lola hob einen silbernen Ball an einem dünnen Lederband hoch. Sie ließ ihn wieder in das Kästchen fallen und suchte weiter.
»Heißt das jetzt, daß du mich wieder am liebsten von allen magst?« fragte ich.
Sie mußte gegen ihren Willen grinsen. »Scher dich zum Teufel«, sagte sie und zog eine lange, vielfarbige Hippie-Perlenkette aus Sabrinas Schmuckkästchen. »Die gehört mir«, sagte sie, »und die nehme ich mir zurück.« Lola wand sich die Kette um den Hals. »Hier geht’s lang«, sagte sie, drehte sich um und verließ Sabrinas Zimmer. Sie ging in das Zimmer nebenan — wo sie nächtigte, nahm ich an. Wie befohlen folgte ich ihr. Das Zimmer gab ein beeindruckendes Zeugnis von wirklich billiger Innenausstattung. Die Möbel erinnerten mich an das Wartezimmer eines Kinderzahnarztes, wie es in den siebziger Jahren ausgesehen haben mochte. Das Kopfbrett
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