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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Scheinwerfer an meinem Arm wirkte, der die Luft zwischen uns zerschnitt. Ich hielt ihn hoch, damit alle ihn bewundern konnten. »Es ist jetzt offiziell«, sagte ich und hielt Lola den Ring unter die Nase.
    Santina kreischte: »Mazel tov!«
    Lola warf ihre Arme um mich und drückte mich fest. »Du alte Ziege«, sagte sie voller Zuneigung.
    Sie hatten mir geglaubt. Ich sagte: »An dieser Stelle sollt ihr doch merken, daß ich lüge!«
    Santina hörte das nicht. Sie hüpfte auf ihrem Hocker hin und her, und ihre blonde Hochfrisur schwankte im Rhythmus mit. Sie hatte die Hände vor Freude zusammengefaltet und sprudelte hervor: »Ich stehe unter Schock. Kann man das glauben? Ich glaube es nicht. Ich glaube, ich werde hier mitten in der Küche vor Freude platzen.«
    Lola saß still da und war von dem Ring wie in Bann geschlagen. Winzige Prismen und bunte Flecken wurden von der Reflektion verstreut und blitzten über unsere Wangen. Santina sprudelte weiter, was langsam peinlich wurde. Also sagte ich schließlich: »Ich habe ihn geklaut.«
    Das durchdrang Santinas ewige Freude. »Was?«
    Ich sagte: »Du glaubst mir aber auch nie, wenn ich mal die Wahrheit sage.«
    »Du brichst mir das Herz«, beschuldigte mich Santina.
    »Scheiße«, sagte Lola. »Du alte Ziege.«
    »Schau ihn dir mal an«, sagte ich zu Santina. »Und sag mir den ungefähren Wert.« Sie hob ihre blond gefärbte Augenbraue in meine Richtung. »Ich will ihn nicht verkaufen. Es ist ein Indiz.« Wenn irgendjemand es verdiente, diesen Ring zu haben, dann war es Buster. Und außerdem würde es sicherlich eine hübsche Belohnung geben.
    Lola sagte: »Und warum willst du dann einen Schätzwert wissen?«
    »Jetzt sieh dir einfach den verdammten Ring an.« Ich streckte meine Hand zu Santina aus.
    Santina nahm sich meinen Ringfinger. Sie hielt ihn unter die Lampe und beugte sich vor. Ich beugte mich dazu. Santina begutachtete ihn ganz genau. Sie drehte meinen Finger in alle Richtungen, um ihn von allen Seiten zu sehen. Sie spritzte Wasser darauf. Sie bat mich, den Ring noch dichter ans Licht zu halten. Sie blickte tief und lange in seine Mitte.
    »Halbe Million.« Meine Worte waren halb Frage und halb Feststellung.
    Santina sagte: »Wie ich feststelle, hast du den ganzen Abend keine Zigarette geraucht. Ich kann auch nicht das geringste bißchen Zigarettenrauch riechen. Gottseidank nimmst du endlich Vernunft an.«
    »Dafür stinke ich aus allen Poren nach Knoblauch.« Das taten wir alle.
    »Und was gibt es dagegen einzuwenden?« fragte sie und fuhr in ihrer Begutachtung des Diamanten fort. »Ich glaube, ich habe mich gerade in die Idee, daß du und Max euch verlobt, verliebt. Ich finde sie wunderbar. Das ist mein neuer Daseinsgrund. Wenn du glaubst, daß ich Spaß mache, irrst du dich — ich meine es ernst.«
    Lola sagte: »Ihr Daseinsgrund ist es auch.« Sie räumte die Teller ab, ohne gebeten worden zu sein.
    »Das ist doch absurd«, widersprach ich.
    Santi sagte: »Lola ist eine sehr scharfsichtige junge Dame, Wanda. Teenager leben das Leben noch wirklich ursprünglich, offen und abgerissen. Wie ein wundes Nagelhäutchen.«
    Lola ließ Wasser in den Spülstein laufen. Sie sagte: »Ehe ist beschissen. Es ist so, als würdest du der Welt kundtun, daß du hiermit nun offiziell zum Loser geworden bist. Keine Abenteuer mehr, keine Überraschungen. Kein Leben mehr. Es ist vorbei, das Ende der beschissenen Fahnenstange. Sabrina sagt das auch.«
    »Noch etwas, was wir gemeinsam haben«, sagte ich. Santina drehte meinen Finger, um eine Seitenansicht vom Diamanten zu bekommen. »Aua. Paß doch auf, Mensch.«
    »Könnten wir vielleicht mal über etwas anderes sprechen?« Das war Santina, die eindeutig etwas im Schilde führte.
    »Als ob du nicht darüber sprechen wolltest«, entgegnete ihr Lola.
    »Über was?« fragte Santina. »Über die Tatsache, daß Wanda in gebärfähigem Alter ist und daß es ein großer Fehler wäre, wenn sie nicht bald Kinder bekäme?« Santina hatte nie Kinder bekommen. »Und das hat nichts mit der Tatsache zu tun, daß ich nie Kinder bekommen habe.«
    »Gute Sache, daß wir darüber auch nicht reden.«
    Sie schnalzte mit der Zunge. »Hier haben wir einen fast lupenreinen runden weißen Diamanten von mindestens dreißig Karat.«
    »Und dessen Wert ist...?«
    »Hunderttausend?« meinte sie. »Zweihundert?«
    »Mehr nicht?« fragte Lola. Sie schien enttäuscht zu sein. Ich war es auch.
    »Mehr nicht«, bestätigte Santi und ließ meine Hand

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