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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Warren wies mit seinem Arm zum Horizont. »Schöne Aussicht, nicht wahr?«
    »Ist mir schon aufgefallen.«
    »Sie standen am Rande der Klippe, so wie wir jetzt auch. Er legte die Kamera ab und nahm sie in die Arme. Anstelle eines Ringes gab Thomas ihr den silbernen Anhänger, den sein Vater aus dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht hatte. Er bat sie, seine Frau zu werden. Sie wurde ganz still und ruhig, hat er mir erzählt, und stieß ihn dann mit beiden Händen gegen den Brustkorb, so fest sie nur konnte. Sabrina war nie ein zierliches Mädchen. Wenn sie zustieß, hatte das wahre Schubkraft. Er sagte, er würde sie immer noch lieben, obwohl sie ihn verlassen hätte und obwohl sie ihn in den Abgrund gestoßen hatte. Das ist eine Liebe, die ich nie verstehen werde. Ich dachte immer, dieser Silberanhänger sei da unten im Geröll verlorengegangen. Anscheinend doch nicht.«
    »Sabrina hat ihn«, sagte ich.
    »Du hast doch gesagt, du hast ihn.«
    »Ich vermute, ich fühle mich jetzt wie ein Arsch, daß ich gelogen habe.«
    »Ich wollte ihn an Thomas’ Mutter schicken.«
    »Ich schicke ihn dir«, versprach ich.
    »Lügna-in.«
    Ich schaute auf die Uhr. »Ich fahre dich beim Sender vorbei.«
    Er stieg ins Auto. Er sprach kein einziges Wort mehr mit mir. Schließlich fuhren wir in den Parkplatz von WNER ein — New England Rules gab das Anagramm für die Senderkennung her. Er stieg aus. Ich kurbelte mein Fenster runter und sagte: »Es tut mir leid.« Und es tat mir auch leid, daß ich den Anhänger nicht gestohlen hatte, als die Chance dazu bestand.
    Warren sagte nicht mal mehr auf Wiedersehen, ehe er im Gebäude des Senders verschwand. Ich fuhr noch tanken, kaufte mir etwas zu essen bei Dan and Witts und machte mich auf den Rückweg nach New York. Uhrencheck: zwanzig Minuten nach zwölf.
    Ich bekam ein Strafmandat über dreihundert Dollar in Connecticut. Ich fuhr achtzig Meilen die Stunde statt der vorgeschriebenen fünfundfünzig. Das würde ich Sinclair Singer auf die Rechnung setzen. Trotzdem schaffte ich es, um fünf Minuten nach fünf auf das Gelände des polizeilich bestellten Auktionators zu rollen. Ralph hatte einige graue Haare mehr bekommen. Es stand ihm gut, er sah sehr distinguiert aus.
    Auf der Atlantic Avenue stieg ich in die U-Bahn. Party Girls ging in drei Stunden live auf Sendung. Ich nahm die Subway D in die Forty-second Street und machte mich von dort schleunigst auf in mein Büro. Ich fragte mich, wieso Patty zugelassen hatte, daß Sabrina mich anheuerte, vor allem, wenn Warren das Landei die Wahrheit sagte. Ich sah auch keinen Grund, warum er lügen sollte. Das gleiche galt für Buster. Lola hatte sich wohl auch nicht zu sehr anstrengen müssen, Sabrina davon zu überzeugen, daß sie mich anrufen sollte. Wollte sie etwa, daß diese Fragen in bezug auf ihre Vergangenheit endlich auftauchten?
    Ich nahm den Aufzug hoch zu Do It Right. Ich schloß die Bürotür auf. Das letzte, woran ich mich später erinnern konnte, war der Schatten eines Totschlägers, der sich wie eine Sonnenbrille über mein Hirn legte.

Tote Frau spielen

    Ich wachte auf dem Rücksitz eines Polizeiautos wieder auf. Bucky Squirrely saß neben mir. Er tätschelte mir mit dem Handrücken die Wange. Ich hob meinen Arm, um ihn abzuwimmeln, und stellte fest, daß meine Hände in Handschellen steckten.
    »Polizeiliche Brutalität!« schrie ich, was den brüllenden Schmerz in meinem Nacken nur verstärkte.
    »Hast noch Glück, daß wir dir nur eins übergebraten haben, Schätzchen«, wurde mir vom Vordersitz gemeldet. Detective Dick O’Flanehey beobachtete mich mit eindeutigem Wohlgefallen. »Ich habe uns dein Kopfbild aus dem Verbrecheralbum heraussuchen lassen, von damals, als wir dich wegen der Erschießung dieses Rechtsanwalts festgenommen hatten.« Bei dem Fall hatte ich eine äußerst lehrreiche Zeit im Knast verbracht, aber das ist eine andere Geschichte. »Wir haben von einem Zeugen eine positive Identifizierung von dir bekommen. Der zweite, der dich gleich mal in Augenschein nehmen wird, sollte mittlerweile auch bei uns eingetrudelt sein.« »Weswegen werde ich denn angeklagt?« fragte ich.
    »Erster Anklagepunkt: Mord«, zischte Bucky.
    »Keine Leiche, ihr Lümmel«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Auch das tat weh.
    »Oh doch, Schätzchen, wir haben sehr wohl eine Leiche. Paßt genau auf die Beschreibung, außer ein paar winzigen Nebensächlichkeiten.«
    »Als da wären? Daß die Leiche tot ist?«
    »Daß sie keinen Kopf, keine

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