Mord zur besten Sendezeit
Arme und keine Beine hat.«
»Ihr habt einen Torso gefunden.« Keine Fingerabdrücke, keine zahnmedizinischen Unterlagen.
»Im East River«, bestätigte Dick.
»Zweiter Anklagepunkt: Mutilation einer Leiche.« Das war Bucky.
Ich faßte es einfach nicht. »Ihr Jungs kennt mich doch schon seit Jahren.«
»Leider«, kommentierte Bucky.
»Wir kennen die Auswirkungen von diesem Khat-Scheiß nicht«, sagte Dick. »Nach allem, was wir wissen, kann einen dieses Zeug auch zu einem mörderischen Wahnsinnigen werden lassen.«
Da dämmerte mir, daß die möglicherweise tatsächlich glaubten, ich sei in der Lage, eine Leiche auseinanderzuschneiden und sie in den Fluß zu schmeißen. Ich spürte eine Welle von frustrierten Tränen aufsteigen, kämpfte sie aber nieder. Die Zeitungen würden garantiert als Titelfrage schreiben: »Wie konnte es nur mit diesem netten Mädchen aus Short Hills so weit kommen?«
Auf dem Revier angekommen, zerrte Bucky mich aus dem Auto wie eine gewöhnliche Kriminelle, oder eher wie eine ungewöhnliche Kriminelle. Mord nebst Verstümmelung der Leiche machten mich sozusagen zu einer überdurchschnittlichen Verdächtigen, haha. Ich stolperte durch die Tür, und das erste Gesicht, in das ich blickte, war das des pickeligen Khatlutschers Benjamin Savage. Als seine Augen meinen Blick trafen, kreischte er wie der kleine Hosenscheißer auf, der er ja war, und verbarg sein Gesicht an der Schulter seiner Mammi. Es war genauso, wie wenn ich mit Otis zum Tierarzt ging. Ich sagte: »Mrs. Savage, Gottseidank sind Sie hier!«
»Lassen Sie mich in Ruhe!« kreischte sie. »Rühren Sie meinen Jungen nicht an!«
»Sagen Sie bitte den Herren hier, was passiert ist«, sagte ich.
»Kaum auszudenken, daß ich Sie dafür bezahlt habe, einen Ihrer Gangster umzulegen! Und das vor den Augen meines Jungen.« Sie rieb so heftig an seinem Kopf, um ihn zu streicheln, daß ich Haarbüschel in ihren Fingern bemerkte. »Sie wirkten ja schon damals gestört. Das habe ich gleich gespürt, als ich Sie kennenlernte. Wie konnte ich nur einen so schrecklichen Fehler machen?« klagte sie den Himmel an.
»Es ist doch nichts passiert«, rief ich über meine Schulter, während die Bullen mich an den Handschellen wegzerrten. »Ich bin kein Transvestit!« Ich wurde in einen Raum geführt, an dessen Wand sich ein Gegensehspiegel befand. Auf der anderen Seite stand bestimmt der Obdachlose, auf den ich fünf Dollar verschwendet hatte. Sie würden jetzt Benjamin Savage und sein Mütterchen dazubringen. Ich trat an den Spiegel heran und legte meine Stirn gegen das kühle Glas. Alles, was ich sehen konnte, war ich selbst, die Frau im Spiegel. Ich sah gar nicht so schlecht aus dafür, daß man mir gerade eins übergezogen hatte. Ich fuhr mir durch die Haare. Man hatte mir meine Handtasche weggenommen, und so hatte ich weder eine Pistole noch einen Lippenstift. Arschlöcher. Ich schaute auf die Uhr: sechs Uhr abends. Party Girls würde in zwei Stunden auf Livesendung gehen.
Eine Uniformierte kam, um mich herauszuholen. Sie nahm mich in ein Befragungszimmer mit. Dort wartete ich geschlagene zwanzig Minuten. Endlich kam Dick O’Flanehey herein und machte eine bedeutsame Miene. Er sagte: »Nun, Schätzchen, es sieht so aus, als ob wir auch von unserem zweiten Betrachter eine Bestätigung bekommen haben. Ich muß zugeben, daß ich dich nie für einen Killer gehalten hätte. Ich werde dich jetzt wegen Mordes anklagen müssen.«
Ich stand unter Schock. Ich sagte: »Fünf Minuten mit dem Obdachlosen.« Ich wollte ihm die Lunge durch den Hals hochziehen. Ich wollte an seiner Nase lutschen, bis sein Gehirn zusammenbrach. Ich wollte meine fünf verdammten Dollar zurückhaben.
»Du kannst dir einen Rechtsanwalt nehmen, und der Rechtsanwalt kann so lange mit dem Obdachlosen reden, wie er oder sie das will. Ich werde dir jetzt deine Rechte vorlesen, und dann werden wir dich einbuchten.« Er schien aufrichtig enttäuscht zu sein über die Tiefen, in die ich mittlerweile gesunken war.
»Okay. Ich sag dir, was wirklich passiert ist. Es war alles ein Gag, verstehst du. Ich hab das Ganze inszeniert. Die Mutter hat mich beauftragt, verstehst du.« Ich begann ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Er hörte zu, nickte und machte sich hin und wieder eine Notiz.
Als ich den Teil erzählte, in dem der Obdachlose die < Pizza von Alex erbat, sagte er: »Die Geschichte kenne ich schon, Mallory. Die Mutter hat mir auch erzählt, daß sie dich angeheuert hat. Aber
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