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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Rauch.
    Mary Jane begann auf und ab zu gehen.
    Gloria runzelte die Stirn und schloss rasch die Tür zwischen dem Hinterzimmer und dem Laden.
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie mit diesem Zeug nicht im Laden herumwedeln würden. Das setzt sich ja in den Kleidern fest. Räuchersalbei, das mag ja schön und gut sein, aber niemand will doch danach riechen!«
    Sie einigten sich darauf, dass der obere Treppenabsatz der beste Ausgangspunkt wäre. Mary Jane schritt mit hocherhobenem Salbeibüschel voran.
    Die Treppenbeleuchtung war schummrig. Kerzenförmige Glühbirnen in gusseisernen Halterungen spendeten ein trübes Licht. Der obere Treppenabsatz war am schlechtesten beleuchtet. Hier verschwand die Decke völlig hinter den Balken eines riesigen Mansardendaches. Schräge Wände und Eichenbalken warfen Schatten, wo keine sein sollten.
    Angst haben, das ist was für kreischende Teenager in dusseligen Filmen, sagte sich Honey. Sie vermied es trotzdem sorgfältig, länger zu den immer verdächtiger wirkenden Schatten hinzuspähen.
    |302| Mary Jane begann mit ihrem Hokuspokus, schwenkte die Salbeizweige und skandierte gleichzeitig feierliche Worte in einer Sprache, die niemand verstand. Wie in Trance wanderte sie herum und wäre um ein Haar die Treppe hinuntergefallen.
    »Vorsicht, Mary Jane.«
    Lindsey packte sie an einem ihrer weiten Ärmel und zerrte sie zurück.
    Mary Jane bestand darauf, alle Treppenabsätze zu »reinigen«.
    Honey schaute sich gründlich um. Es war wenig zu sehen. Die Sterne standen am Himmel. Das konnte sie durch das Oberlicht gut erkennen. Im Laden nebenan hatte ja in der Mordnacht eine Plane den Ausblick verdeckt. Hatte Lady Templeton-Jones nach oben geblickt und war nervös geworden, als sie nicht, wie erwartet, Sterne sah?
    Traurigkeit überkam Honey, gleichzeitig beschlich sie eine ungute Vorahnung. Sonst ahnte sie eigentlich nie etwas voraus. Derlei Dinge überließ sie nur zu gern Mary Jane. Aber sie musste ihre Bedenken jetzt trotzdem äußern.
    »Ich habe ein ziemlich mulmiges Gefühl im Magen.«
    »Aber natürlich«, antwortete Mary Jane sachlich. »Das hier ist ein uraltes Gebäude voller Geister.« Für sie waren derlei Dinge so normal wie Luftholen.
    »Und voller uralter Türen«, fügte Honey hinzu. Sie hatte bemerkt, dass unter einem Türbogen entweder eine Tür oder eine zugemauerte Wand zu sehen war. »Ich denke, dieser Laden und der nebenan, die waren früher ein Geschäft.«
    »Ich muss mal auf die Toilette«, verkündete Honeys Mutter. »Die ist unten.«
    »Hier entlang.« Lindsey war schon vorausgelaufen. Nun folgten ihr die anderen die letzten paar Stufen hinunter. Lindsey kam von der Eingangstür zurück und steckte den Kopf um die Ecke in die winzige Küche.
    »Überraschung! Wir haben ein Problem.«
    »Sag bloß nicht, die Toilette ist verschwunden!« Gloria Cross schaute entsetzt.
    »Nein, die ist wohl noch da drüben.« Lindsey deutete mit einer |303| Handbewegung die Richtung an. »Aber die Eingangstür ist abgeschlossen. Wir kommen nicht raus.«
    Mary Jane schlug vor, man könnte ja eine Scheibe einschlagen.
    Da dröhnte Glorias Stimme aus der Toilette: »Untersteht euch!«
    Honey war der gleichen Meinung. Wenn man schon so früh im Mietverhältnis anfing, die Räume zu ramponieren, riskierte man sicherlich, dass der Vertrag nicht verlängert wurde – und das wollte Honey auf jeden Fall vermeiden.
    Die Spülung rauschte, und dann tauchte Gloria wieder auf. Honey schlug vor, dass sie es noch einmal an den anderen Türen versuchen sollten. »Ladentüren haben doch meist alle möglichen Riegel und so. Hinterausgänge mit Gittern muss man doch von innen aufmachen können. Wenn wir an einen der Hinterausgänge kommen, können wir da raus.«
    Das erschien allen vernünftig. Die Suche konnte losgehen. Die Tür auf dem obersten Treppenabsatz, das war genau das, was sie brauchten.
    Lindsey versuchte es dort. Sie riss mit aller Kraft an der Klinke und wäre beinahe rückwärts hingefallen, weil die Tür so leicht aufging.
    »Die war gar nicht abgeschlossen.«
    »Irgendjemand muss hier gewesen sein!« Honey war fest davon überzeugt.
    Lindsey, diese unerschöpfliche Quelle historischer Informationen, hatte ungeheuer vielseitige Interessen. Alte Gebäude bildeten da keine Ausnahme. »Wenn ein Gebäude in zwei unterteilt wurde, hat man sich oft nicht die Mühe gemacht, auch die Speicher abzutrennen.«
    »Das ist es!«, meinte Honey. »Genau das ist es!«
    Alle bedeuteten ihr, sie solle

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