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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ich aber schon ganz andere Sachen gehört!«
    Honey spürte Doris’ massige Gestalt hinter sich und hörte dann ihre Stimme. »Alles klar. Maureen? Kaufst du die Unterhosen für deinen Alten immer noch im Second-Hand-Laden am Wühltisch?«
    Maureen wich die Farbe aus den Wangen. Sie wusste offensichtlich nicht, ob sie sich wieder hinsetzen oder zum Ausgang rennen sollte.
    »Ed«, flüsterte sie und zupfte ihren Mann am Ärmel.
    Entweder war Ed schwerhörig oder übermäßig streitlustig. Er wankte leicht, wich aber nicht.
    »Und noch was …« Er deutete mit seinem Wurstfinger auf Honey und Doris.
    Doris drängte sich an Honey vorbei. »Edward, verpiss dich.«
    Er schaute sie an. Sein Kiefer und seine Lippen bewegten sich wie in Zeitlupe, ohne dass er ein Wort von sich gab.
    Doris stemmte die Fäuste in die Seiten und rückte noch ein bisschen näher. »Du hast mich gehört. Verpiss dich.«
    Das andere Ehepaar, das bisher eingeschüchtert und reglos am Tisch gesessen hatte, sprang nun plötzlich auf.
    »Es tut mir wirklich leid.« Die Stimme des Mannes klang, als sei ihm alles furchtbar peinlich. »Hier ist das Geld, das wir Ihnen schulden. Ungefähr jedenfalls.«
    Honey nahm die Scheine im Empfang. Sie verzog keine Miene. Innerlich blubberte ihr bereits ein gurgelndes Lachen in der Kehle.
    Doris begleitete die vier zur Tür und warf ihnen noch die Mäntel nach. »Und beehren Sie uns bitte nie wieder!«
    Die übrigen Gäste im Restaurant schienen die Show genossen zu haben. Die meisten applaudierten.
    Honey konzentrierte sich darauf, den Tisch abzuräumen. Dann fiel ihr auf, dass Doris lange nicht zurückkam. Sie verrenkte sich den Hals und machte einen Schritt zur Seite, um besser |297| in den Eingangsbereich schauen zu können. Da stand Doris reglos und beobachtete etwas, das jenseits der Eingangstür geschah.
    »Ihre Mutter ist gekommen«, sagte sie über die Schulter hinweg zu Honey. »Und sie ist nicht allein.«
    Doris trat einen Schritt zur Seite. Dann streckte Gloria Cross den Kopf ins Restaurant. »Ich bin mit Mary Jane hier draußen. Sie will alle bösen Geister vertreiben, die in unseren Geschäftsräumen womöglich noch herumspuken. Margaret hat gesagt, dass sie der Laden völlig nervös macht.«
    Honey überlegte blitzschnell.
    »Ich möchte auch mitkommen.«
    Das hatte nichts mit Mary Jane und ihrem indianischen Hokuspokus zu tun, eher mit Erpressung und dem Untergang der
Titanic
.
    Honey ließ einen geübten Blick über ihr Restaurant schweifen. Es war nach zehn Uhr, und langsam wurde es ruhiger.
    »Okay. Ich brauche nur eine Minute. Ich muss noch mal mit dem Chefkoch sprechen.«
    Sie schaute vorsichtig in die Küche. »Smudger, ich muss kurz weg. Kommt ihr hier so lange klar?«
    »Ich bin ja kein inkompetenter Vollidiot!« Mit diesen Worten ließ er ein Hackebeil schwungvoll niedersausen und trennte sauber ein Lammkotelett ab.
    Am Empfang wartete auch bereits Lindsey. Sie hatte sich den Mantel übergezogen. »Ich komme mit. Großmutter hat gesagt, das ginge in Ordnung.«
    Sie schaute trotzig. Honey war nicht nach Wortgefechten zumute. Langsam wurde die Sache richtig aufregend.
    »Ich hole noch schnell meinen Mantel. Um diese Tageszeit ist es da ganz bestimmt ziemlich kühl – es sei denn, Mary Jane steckt alles in Brand …«
    Dumpy Doris und Anna vom Empfang beteuerten, es würde ihnen nichts ausmachen, die Aufräumarbeiten zu übernehmen, falls Honey und Lindsey nicht rechtzeitig wieder zurückkämen.
    |298| Mary Jane, heute eine zarte Erscheinung in rosa Chiffon, schwebte auf die Hoteltür zu. »Ich habe das Auto draußen stehen.«
    Honeys schwungvoll erhobener rechter Fuß stockte auf halbem Weg zur Willkommens-Fußmatte aus Sisal in der Luft. Ihre Mutter packte sie rasch beim Ellbogen.
    »Hab ich dir eigentlich schon von dem interessanten Mann erzählt, den ich kennengelernt habe? Er ist Witwer, und ihm gehören einige Unternehmen, sogar landesweit. Nun werde nicht gleich wieder aufmüpfig. Ich will dir nur sagen, dass er eine Frau etwa in deinem Alter sucht …«
    Honeys Füße begannen auf einmal wie von selbst nach draußen zu laufen. Bei einer Autofahrt mit Mary Jane dem Tod ins Auge zu blicken, das war immer noch besser, als den begeisterten Lobhudeleien ihrer Mutter über passende Ehekandidaten zu lauschen.
    Ein paar Fußgänger konnten ihr gerade noch ausweichen, als sie zu dem rosa Coupé sprintete, die Tür auf der Beifahrerseite aufmachte und blitzschnell einstieg.
    Mary Jane saß

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