Mordgier
ihm einen echten Kick verschafft haben.«
»Er macht einen auf erschrockenen Bürger, und ich fühle mich bemüßigt, ihn zu beruhigen.« Stirnrunzeln. »Ich hab mir Sorgen gemacht, dass er den Bürgermeister kennen könnte.«
»Das wäre möglich. Rosalynn Carter hat mit John Gacy gefeiert.«
»Oh Mann«, sagte er.
Er zog drei weitere Kreise.
»Das Arschloch pirscht sich an Kat mit seinem eigenen fahrbaren Untersatz heran, erfindet eine Geschichte von Diebstahl und Wiedererlangung, hinterlässt einen Blutfleck im Auto. Alles, um uns an der Nase rumzuführen.«
»Seinen eigenen Wagen zu benutzen war die perfekte Tarngeschichte«, sagte ich. »Der Bentley ist ein auffälliges Auto, selbst um diese Uhrzeit musste er damit rechnen, dass irgendjemand es sehen könnte. Aber was soll’s? Er wäre der Letzte, auf den der Verdacht fiele. Falls er die Schwestern nicht nervös gemacht hätte, wäre er vielleicht nie mit irgendwas davon in Verbindung gebracht worden.«
»Das stimmt«, sagte er. »Und was sollte diese Geschichte mit dem Familiengrab?«
»Arroganz.«
»Warum sollte er den Schwestern einen Schrecken einjagen, wenn er wollte, dass ihre Männer bei ihm Geld anlegen, Alex?«
»Zu dem Zeitpunkt wusste er vermutlich schon, dass die Männer nicht anbeißen würden, und ihre Frauen zu verspotten war eine subtile Form der Aggression. Oder er hatte einfach Lust dazu, besonders unartig zu sein. Was ihn zu einem harten Brocken macht, ist, dass schwer zu sagen ist, was er will. Ich bin mir nicht sicher, ob er es immer weiß.«
»Was meinst du damit?«
»In meinen Augen ist sein Gehirn ein Schlachtfeld, auf dem es dauernd zu Scharmützeln zwischen Logik und innerem Zwang kommt. Sein Lebensstil - seine Fähigkeit, sich anzupassen, einfach zu leben, wenn es sein muss - spricht dafür, dass die Logik dominiert. Dann wiederum gibt es Zeiten, in denen er ein bisschen Energie abarbeiten muss und Menschen sterben.«
»Dieser Lebensstil wurde dadurch ermöglicht, dass er sich den Weg zu einer Erbschaft von mehr als einer Million mit dem Messer freigeräumt hat.«
»Die meisten Psychopathen hätten das Geld schnell durchgebracht. Er hat es geschafft, daran festzuhalten und es in Reichtum zu verwandeln. Ich wäre nicht überrascht, wenn er wirklich an der Warenbörse handelt. Das ist ein Job für Einzelgänger mit einer hohen Erregungsfähigkeit.«
Er rieb sich das Gesicht. »Acht Jahre zwischen den Safrans und Kat ist viel zu gelegentlich.«
»Da stimme ich dir zu. Es muss noch ein paar Leichen geben.«
»Bis jetzt gibt es keine weiteren Morde mit schwarzen Autos, aber das hat nichts zu bedeuten«, sagte er. »Viele Sachen kommen gar nicht erst in die Nachrichten.«
»Die Autos sind Requisiten«, sagte ich, »nicht seine Signatur. Er benutzt sie auf Schauplätzen, wo alle fahren. Er ist anpassungsfähig. In New York hat er nie ein Fahrzeug angemeldet.«
»Er geht mit den Safrans irgendwohin, wo er sie abmurkst … und was dann? Ab nach Europa? Etwas, worüber er tatsächlich die Wahrheit gesagt hat?«
»Gute Lügner vermischen Dichtung und Wahrheit. Er hat seinen eigenen Namen in New York benutzt, aber eine neue Identität angenommen, als er nach Kalifornien zurückkehrte. Das könnte daran liegen, dass er seine Spuren wegen der Verbrechen verwischen möchte, die er in der Zwischenzeit begangen hat.«
»Nick St. Heubel, der unartige europäische Junge … Wie er wohl an den Namen gekommen ist?«
»Vielleicht auf die altmodische Art.«
*
Er gab Heubel in die Kriminaldatenbanken ein, ohne Erfolg. Eine Suche im Internet erwies sich als nicht fruchtbarer.
»Okay«, sagte er, »dann eben die antiquierte Art.«
Die Sekretärin des Chiefs sagte, der Boss sei in Sacramento, wo er mit dem Gouverneur Zigarren rauche, sie gäbe die Nachricht weiter.
Ich rief Sal Polito an, und er schmierte den Zugang zu seinem Schwager, dem Deputy Chief von Manhattan. Dessen Sekretärin notierte sich die Information, und zehn Minuten später rief ein Angestellter der Stadtverwaltung von Albany an.
Nicholas Heubel, im selben Jahr wie Ansell »Dale« Bright in Yonkers geboren, war im zarten Alter von fünf Jahren an Meningitis gestorben. Bis vor fünfundzwanzig Monaten war für ihn keine Sozialversicherungsnummer ausgegeben worden.
Milo lieferte sich einen halbstündigen Ringkampf mit dem IRS und erfuhr schließlich, dass Heubel in den letzten zwei Jahren Steuererklärungen eingereicht hatte.
»Sechs Jahre ist er im Ausland«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher