Mordgier
nicht rötlich braun war.
Zum größten Teil rötlich braun.
Kleckse der gleichen Farbe waren oben auf dem Nachttisch, liefen an den Schubladen hinunter, breiteten sich auf dem Teppichboden aus.
An einer der Hände fehlten zwei Finger. Die abgetrennten Glieder lagen in ihren eigenen Blutlachen, verschrumpelt und weiß, vertrocknete Larven. Eine Blutspur führte zu der schäbigen Kochnische.
Milo ging näher an die Türschwelle heran, ließ die Füße im Flur, steckte aber den Kopf in das Apartment.
Ich hörte einen scharfen Atemzug. Spähte um ihn herum.
Auf der Anrichte stand neben einer Schachtel Advil eine leere Zweiliterflasche Diät-Tonicwater. Links von der Flasche lag ein kugelförmiges Ding auf einem Tafelteller.
Ein Ding mit schlaffen blonden Haaren.
Tony Mancusis Augen waren offen, aber sein Mund war geschlossen.
Der Teller machte es schlimmer. Er war serviert worden. Ein kannibalisches Hauptgericht.
»Oh mein Gott«, sagte Milo.
Dem hatte ich nichts hinzuzufügen.
31
Milo zog sich Handschuhe an, klemmte Mancusis Wohnungstür fest, verließ das Haus, rauchte, sammelte sich. Holte das gelbe Absperrband aus seinem Kofferraum.
Eine Wolkenbank gab die Sonne frei. Der Rodney Drive sah fast hübsch aus.
Ich setzte mich auf den Bordstein und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Zeitverschwendung; kein Trick in der Kiste meiner Branche war dieser Aufgabe gewachsen.
Tony Mancusi war der erste Mord des Jahres in Hollywood, und Milo rief Detective Petra Connor an. Weil sie Urlaub in Griechenland machte, bestellte ihr Partner Raul Biro die Spurensicherung und den Coroner an den Tatort.
Biro war jung, als Soldat in Afghanistan gewesen, aufmerksam, scharfsinnig und hatte ein irres Durchhaltevermögen. Er war unbewegt aus Mancusis Apartment herausgekommen, machte sich Notizen, als Milo die Vorgeschichte zusammenfasste, zupfte an einer hellblauen Brokatkrawatte, deren Sitz nicht korrigiert werden musste. Dickes dunkles Haar, das vorzeitig grau zu werden begann, wurde durch Spray an Ort und Stelle gehalten. Sein Anzug war marineblau, maßgeschneidert, makellos. Papierüberschuhe schützten blank polierte Halbschuhe.
Als Milo fertig war, sagte er: »Lassen Sie mich das mal in eigenen Worten formulieren: Sie nehmen an, Bright, Heubel, egal wie Sie ihn nennen wollen, ist schon mal hier gewesen und weiß, dass die Hintertür normalerweise nicht verschlossen ist. Oder er knackt das Schloss, weil er weiß, wie man das macht. Dasselbe gilt für den Zugang zu Mancusis Apartment. Sobald er drin ist, zieht er sein Ding durch. Auf dem Weg nach draußen begegnet er der Nachbarin, gibt vor, nach Mancusi Ausschau zu halten, macht die Fliege … klingt logisch.«
»Aber?«
»Ich glaube, es könnte eine andere Möglichkeit geben, Loot. Nachdem Mancusi den Transvestiten abgesetzt hatte, traf dieser sich mit Bright, und sie kamen zusammen hierher.«
Milo kratzte sich seitlich an der Nase. »Könnte sein. Obwohl Mancusi sich vielleicht vor ihm in Acht genommen hat.«
Raul sagte: »Falls Bright und Mancusi vorher richtig gute Kumpel gewesen sind, könnte Mancusi ihm einen Schlüssel gegeben haben. Vielleicht ist Bright in normalen Klamotten hier gewesen. Wenn ich zurückkomme, werde ich nachschauen, ob es ein Foto aus jüngerer Zeit gibt, und die anderen Mieter befragen.«
»Egal wie Bright sich Zutritt verschafft hat, den zeitlichen Rahmen können wir ziemlich genau bestimmen. Wir haben Mancusi gegen Viertel vor drei von Gordito’s wegfahren sehen, und die Nachbarin sah die falsche Mom hier um halb sieben. Fast vier Stunden ist Zeit genug für ihn, sein Ding durchzuziehen und sich sauberzumachen.«
»Er verstaut sein Werkzeug in dieser großen Lederhandtasche, die die Nachbarin beschrieben hat, und schlüpft am helllichten Tag aus dem Haus. Kein Problem, weil er eine tolle Tarnung hat.« Biro schloss seinen Notizblock. »Klamotten ohne jeden Schick, von dem Schultertuch abgesehen. Jede Menge Blut dort hinten, aber ich habe keine Schlagaderspritzer gesehen. Und Sie?«
Milo schüttelte den Kopf.
»Also nehme ich an, dass Mancusi wahrscheinlich tot war, als er aufgeschnitten wurde, Loot. Bright könnte das Tuch benutzt haben, um ihn zu erwürgen, damit er es mit einem passiven Leichnam zu tun hatte, den er sezieren konnte.«
»Bei Shonsky hat er das Schultertuch als Requisite benutzt. Er hat sie erstochen. Bei all seinen Opfern, die wir kennen, war ein Messer die Tatwaffe. Aber was seine Identität betrifft,
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