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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dieselbe freundliche Stimme sagte: »Es ist offen, kommen Sie rein.«
    Nick war persönlich genauso nett, ein bisschen schlaksig, richtig gut gebaut.
    Gut aussehend, wie diese älteren reichen Männer eben gut aussehen können.
    Er gab ihr einen Hundertdollarschein. »Das ist Ihr Vorschuss, behalten Sie Ihre Stunden im Blick und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Anspruch auf mehr haben.«
    Das Haus war sogar noch größer, als es von außen den Anschein gehabt hatte, mit Kathedralendecke und weißen Wänden. Richtig hell, selbst wenn das Licht nicht eingeschaltet war. Wahrscheinlich heiter, wenn Möbel darin standen.
    Jetzt war es zu Felicias Überraschung vollkommen leer. Und sah wirklich sehr sauber aus. Aber es war Nicks Geld, und es gefiel ihr, wie sich die hundert Dollar in ihrer Jeanstasche anfühlten.
    Emilio machte immer noch sein Nickerchen. Felicia sah sich nach einem Platz um, wo sie den Kinderwagen parken könnte.
    Nick lächelte, flüsterte: »Süß«, und führte sie zu einem Zimmer im hinteren Bereich, wo er einen Laufstall und ein paar Spielsachen aufgebaut hatte. Unglaublich.
    Als sie versuchte, ihm zu danken, zuckte er mit den Achseln, nahm den Kinderwagen und schob ihn in eine Ecke.
    Sonnenlicht fiel durch ein großes, makellos sauberes Fenster und verfärbte das Eichenparkett stellenweise golden. Kein grelles Licht auf Emilio; Nick hatte den Wagen in eine kühle, schattige Ecke gestellt - so ein aufmerksamer Mann. Durch die Fensterscheibe sah Felicia einen üppigen, fast tropischen Garten und einen blauen Swimmingpool. Sie fragte sich, was Stuart wohl von den Anpflanzungen halten würde. Für sie sahen sie okay aus, aber sie war nicht pingelig.
    Prima Spielzeug, einiges davon noch in der Verpackung. Nick grinste.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Sir.«
    »Nicht der Rede wert, Felicia.«
    Er benutzte ihren Namen, als würden sie sich schon lange Zeit kennen.
    »Für mich auf jeden Fall«, sagte sie. »Die Sachen müssen ein Vermögen -«
    Nick legte einen Finger auf ihre Lippen. »Die Hauptsache ist, dass er sich schrecklich freut, wenn er aufwacht.«
    »Das wird er mit Sicherheit, das sind genau die Sachen, die er mag - haben Sie Kinder, Sir?«
    »Noch nicht. Ich bin zu Toyland gefahren und hab die Verkäuferin gefragt.«
    »Das ist so -«
    »Felicia, wenn niemand sich ein bisschen Mühe gäbe, wäre die Welt ein ziemlich trauriger Ort - kommen Sie, ich will Ihnen Ihren Job zeigen. Wenn Sie sich irgendwann um den kleinen Mann kümmern müssen, tun Sie das bitte jederzeit.«
    Felicia fühlte, wie ihr das Wasser in die Augen stieg.
    Vielleicht spürte Nick, wie ihr zumute war. »Ich helfe gern«, sagte er. »In Wirklichkeit ist das egoistisch. Dabei fühle ich mich gut.«
    *
    Als Emilio wach wurde, war seine Stimmung okay. Von den Spielsachen war er überwältigt, so dass er ein bisschen hektisch wurde, aber dann beruhigte er sich wieder und konzentrierte sich auf ein paar Plastikautos. Dabei machte er dieses ernste, zerknautschte Altmännergesicht, das Felicia an ihren Dad in Florida erinnerte.
    Das einzig Merkwürdige war, dass Emilio Nick offenbar nicht leiden konnte und ganz weinerlich wurde, wenn Nick mit ihm zu reden versuchte. Aber ihr Sohn war ein schüchterner Junge und an den Umgang mit Fremden nicht gewöhnt.
    Die Hauptsache war, er war beschäftigt, und Felicia konnte ohne Unterbrechung arbeiten.
    Ihr »Job« war etwas Besonderes; man konnte sich keine leichtere Arbeit wünschen.
    Felicia fragte sich, warum Nick bereit war, jemand dafür zu bezahlen, dass er in der eindeutig unbenutzten Küche jeden Quadratzentimeter Wand und Fußboden mit einem Mopp wischte und Arbeitsplatten aus Granit und Haushaltsgeräte abschrubbte.
    Als Nick sie ein zweites und ein drittes Mal über die Wände gehen ließ, ihr frisch zerrissene T-Shirts und eine Sprühdose Ammoniak gab, damit sie sich die Ecken »richtig vornahm«, hielt sie es für ein bisschen merkwürdig, aber es war sein Geld, und die Thaigerichte, die er in einem Restaurant im County Mart bestellte, waren köstlich, von den Süßigkeiten für Emilio ganz zu schweigen.
    Irgendwie wusste er, dass sie Thaiküche für ihr Leben gern mochte.
    Sie würde eine Zahnbürste und eine Lupe nehmen, falls es das war, was er wollte.
    *
    Während sie putzte, beschäftigte sich Nick in dem großen Schlafzimmer und kam von Zeit zu Zeit heraus, um sich zu erkundigen, ob sie und Emilio irgendetwas brauchten.
    Als sie

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