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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kurbelbewegung.
    Das Beifahrerfenster wurde manuell heruntergedreht. Die Hand der Fahrerin blieb auf dem Griff liegen, als sie sich vorbeugte.
    Eine junge Frau, ungefähr dreißig, mit weit aufgerissenen, erstaunten Augen und kurzen braunen Haaren. Im hinteren Teil des Busses lagen Pappkartons in hohen Stapeln.
    »Wohnen Sie in dieser Straße, Ma’am?«
    »Hm-mhm. Etwas nicht in Ordnung.«
    »Kein Grund zur Beunruhigung. Kennen Sie die Bewohner des Hauses am Ende der Straße?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Nein?«
    »Ich - sie sind nicht da.«
    »Nicht oft in der Gegend?«
    Ihre Augen zuckten zum Rückraum des Busses. »Nein.«
    »Ist alles in Ordnung, Ma’am?«, fragte Milo.
    »Sie haben mich überrascht. Ich muss weiter, Officer. Muss mich um ein Kind kümmern.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, ließ den Motor aufheulen und die Gänge knirschen, fuhr mit einem Satz an und Milo fast über den Fuß.
    Er sprang zurück, bewahrte mit Mühe das Gleichgewicht.
    Wir sahen zu, wie der Bus die Altair hochtuckerte.
    Tasha sagte: »Vielleicht liegt es an mir, aber das ist ein verängstigtes Mädchen.«
    *
    Wir blieben im Schatten und beobachteten, wie der Bus zwischen dem hellen Haus und seinem nächsten Nachbarn parkte.
    Ich sagte: »Als du sie gefragt hast, ob sie hier wohne, antwortete sie: ›Etwas nicht in Ordnung.‹ Eine Feststellung, keine Frage.«
    Milo telefonierte wieder und gab flüsternd Anweisungen durch.
    *
    Der Bus stand mehrere Minuten da, bevor die Frau ausstieg und die Hecktür entriegelte.
    Sie schüttelte den Kopf, als ob sie einem unsichtbaren Fragesteller antwortete.
    Eine zweite Figur entstieg dem Bus. Größer, kurze Haare, Bluse und Hosenrock.
    Männlich.
    Er zeigte auf die Frau, und zu zweit zogen sie etwas aus dem Bus heraus.
    Etwas Rechteckiges. Ein Pappkarton, vielleicht etwas länger als ein Meter.
    Der Mann schob die Frau mit gestrecktem Arm weg, zog den Karton vollends heraus und ließ ihn zu Boden fallen.
    Der dumpfe Aufprall war hörbar.
    Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Der Mann legte ihr eine Hand auf die Schulter und brachte sie damit zum Schweigen.
    Sie griff nach dem Karton.
    Er schlug ihre Hand beiseite. Zeigte erneut auf sie. Sie entfernte sich ein kleines Stück. Stand da mit der Hand auf dem Mund.
    Der Mann begann, den Karton zu schaukeln.
    Ließ ihn los.
    Die Frau sprang nach vorn, fing den Karton ab, stellte ihn gerade hin.
    Der Mann legte die Hände auf die Hüften.
    Das Geräusch von Lachen sickerte die Altair hinunter.
    Die Frau versuchte, den Karton anzuheben, schaffte es nicht.
    Der Mann ergriff ein Ende, und zu zweit trugen sie ihn auf das helle Haus zu.
    Milo sagte: »Dann mach ich mal wieder Aerobic«, und lief auf großen, gummibesohlten Füßen los.

34
    Ich hörte das Handgemenge, bevor ich es sah.
    Tasha erschauerte, ergriff einen Zweig, um sich Halt zu verschaffen. Blätter raschelten.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, sagte ich.
    »Sie müssen mich nicht überzeugen, Sir.«
    Ich folgte Milos Weg die Straße hoch.
    Sieben Meter vor dem Haus waren die Einzelheiten zu erkennen.
    Milo stand breitbeinig da. Hatte seine 9mm in beiden Händen. Die Waffe zielte auf das lächelnde Gesicht des Mannes, der sich Nicholas Heubel nannte.
    Ein schneller Lauf bergauf, aber nicht die Spur eines Keuchens.
    Heubel trug eine Bauernbluse mit U-Ausschnitt, einen weißen Hosenrock, der haarige Knöchel freigab, rote Bakelit-Ohrringe, roten Lippenstift. Zwei Tage alte Bartstoppeln und eine Omabrille rundeten das Bild ab.
    Ein schlechter Scherz, wenn er nicht den Arm um den Hals der kurzhaarigen Frau gelegt und ihren Kopf nach hinten gezogen hätte, so dass sich ihr Rückgrat durchbog und ihre Augen in den Himmel schauten.
    In Heubels anderer Hand war eine kleine schwarze Pistole, die oben gegen den Karton gepresst war.
    Sie schien den Karton zu durchbohren - war in ein Loch auf der Oberseite eingebettet.
    Die Frau sagte: »Bitte, lassen Sie ihn raus. Er bekommt nicht viel Luft.«
    »Gute Idee, Dale«, sagte Milo.
    Heubel antwortete nicht.
    Die Frau sagte: »Mein Baby«, und Heubel drückte fester auf die Waffe, trieb sie tiefer in den Karton.
    Er sagte: »Vielleicht wäre es am barmherzigsten, dem Knirps das Gehirn wegzublasen.«
    »Bitte nicht!« , heulte die Frau.
    In einem Haus in der Mitte der Altair gingen Lichter an.
    »Nun sieh nur, was du angerichtet hast«, sagte Heubel und schob die Waffe so tief hinein, dass der Lauf in dem Karton verschwand. Pappe verbog

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