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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zwischen dem zweiten und dem dritten Durchgang einen Scherz darüber machte, dass es wie bei einer dieser Spurensicherungsserien im Fernsehen sei, wenn man durch Saubermachen die Beweismittel vernichtete, fand Nick das irrsinnig komisch.
    *
    Am zweiten Tag kam der Bus zu spät und sie damit auch, aber Nick machte das nichts aus. Er tätschelte Emilio den Kopf und ließ Felicia noch mal durch das Esszimmer gehen. Dann zeigte er ihr das große Schlafzimmer, den einzigen Teil des Hauses, in dem sie noch nicht gewesen war.
    Dies war etwas anderes.
    Überall lagen stapelweise Klamotten herum - auf dem Bett, dem Boden, im Wandschrank -, abgesehen von einem Teil des Zimmers, wo jede Menge zusammengefaltete Umzugskartons standen und darauf warteten, auseinandergefaltet zu werden.
    Als ob der Inhalt des gesamten Hauses in einem Raum konzentriert worden wäre.
    »Bitte falten Sie alle Kartons und packen Sie sie, aber nicht zu eng«, sagte er zu ihr. »Falls Sie alles locker nach Farben ordnen könnten, wäre das toll, aber machen Sie sich keine Gedanken, wenn es nicht perfekt ist. Wissen Sie, wie man diese Dinger faltet, um Kartons draus zu machen?«
    »Natürlich.«
    »Dann sind Sie ja startklar.« Breites Lächeln. »Ich muss für eine Weile weg. Ich habe ein paar Getränke und eine Kleinigkeit zum Essen im Kühlschrank gelassen... Es ist wirklich nett, dass Sie mir helfen, Felicia.«
    »Finde ich auch«, sagte sie. Mann, hörte sich das blöd an. »Ähm, danach - wenn das Essen verschwunden ist - muss ich den Kühlschrank dann noch mal saubermachen?«
    Nick dachte darüber nach. »Nein. Das wird nicht nötig sein.«
    *
    Es dauerte nicht lange, bis sie begriff, dass alles für eine Frau war. Für eine große Frau. Teure Sachen, eine Menge davon hervorragend.
    Morgenmäntel und Kleider, Seidenblusen und Röcke. Tweedkostüme - eine ganze Sammlung von denen. Seidige Negligees und Strumpfhosen und echte Seidenstrümpfe, für die man Hüftgürtel und Klammern brauchte, die hatte sie tatsächlich bisher noch nie gesehen. Viele BHs, Körbchengröße vierundvierzig C.
    Am Fuß eines Stapels fand sie einen Haufen niedlicher kleiner Lederschatullen, die mit Modeschmuck gefüllt waren. In einer Ecke waren coole alte Hutschachteln verstaut, runde und sechseckige, die mit Federn besetzte Topfhüte, Filzmelonen, Baskenmützen und feine Strohhüte mit falschen Holzkirschen im Hutband enthielten. Eine blaue karierte Kappe, die aussah, als wäre sie für einen Mann gedacht, aber Frauen mit Hutgesichtern sahen auch mit denen süß aus.
    Sie probierte sie an, setzte sie sich in einem flotten Winkel auf den Kopf und grinste den Spiegel an.
    Manche Leute hatten ihr gesagt, sie hätte ein Hutgesicht.
    Als sie zwei andere Haufen in der Ecke auseinanderschob, kamen einige Plastiktüten zum Vorschein, die Tuben und Töpfe erstklassiger Kosmetika enthielten. Einiges davon war eingetrocknet, aber sie packte es trotzdem ein, Nick war der Boss.
    In einer wahnsinnig großen Plastiktüte fand sie ein Dutzend Perücken mit Seidenpapier dazwischen. Alle in verschiedenen Farben und Stilen. In einer dazu passenden Tüte waren die kleinen Schaumstoffdinger, auf die man Perücken aufzog.
    Der absolut coolste Fund waren dreiunddreißig der schönsten Schultertücher, die Felicia je gesehen hatte. Vuitton und Armani, Chanel und Escada und ein paar andere, von denen sie noch nie gehört hatte. Sie zählte sie, weil sie noch nie so viele herrliche handbemalte Seide an einem Fleck gesehen hatte.
    Keine Männersachen, nicht eine einzige Socke.
    Felicia fragte sich, ob Nick Modedesigner war. Oder vielleicht mit einer Schauspielerin verheiratet, die viel unterwegs war und diese ganzen Sachen zum Umziehen brauchte.
    Eine große Frau, vielleicht eine Charakterdarstellerin. Sie entwarf vor ihrem inneren Auge ein Bild von ihr: hochgewachsen, drall, musste eine Blondine sein. Groß, aber straff und wohlproportioniert.
    Felicia war früher sehr schlank gewesen. Sie hatte zwar ihr Schwangerschaftsübergewicht verloren, aber fünfundzwanzig Monate später war sie vorne immer noch ein bisschen füllig und bevorzugte ausgebeulte Sweatshirts.
    Keine Konkurrenz für Nicks glamouröse Frau.
    Was für ein blöder Gedanke!
    Wie die Fantasien, die sich seit gestern Abend in ihrem Kopf breitgemacht hatten.
    Sie hatte im Bett gelegen und gehofft, dass Emilio die Nacht durchschlafen würde. Hatte an Stuart in Falludscha gedacht. Es war drei Wochen her, dass sie von ihm gehört hatte,

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