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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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alte Fehlschläge zu plaudern?«, fragte ich.
    »Oder der Lachs hat beschlossen, früher aufzutauchen, der aufgeblasene Trottel.«
    »Der Fisch?«
    »Hüpft stromaufwärts, als ob er damit jemanden beeindrucken könnte.«
    *
    Inzwischen war ich dreißig Meilen über die Stadtgrenze des Küstenorts hinaus, jenseits des Punkts, wo der 101 landeinwärts und nach Norden abbiegt und jede Ahnung von blauem Wasser sich in Luft auflöst. Die Ausfahrt Baca Station Road war in keiner Hinsicht bemerkenswert. Die nicht markierte Abfahrt lag eher sechs Meilen im Norden. Ein Bluthund hätte sie übersehen können.
    Über eine nachlässig instand gehaltene Straße holpernd, kam ich durch ein Pappelwäldchen, das so abrupt endete wie eine Hollywood-Ehe. Die Aussicht auf beiden Seiten der Straße bestand aus strohfarbenem, hüfthohem wilden Gras und einzelnen Gruppen grauer, verdrehter Baumstämme. Im Norden zeigten die Santa-Ynez-Berge ein bisschen Haut, wahrten aber Distanz wie ein ambivalentes Starlet.
    Die alte Kalksteingrube kam in Sicht, und ich wurde langsamer, um einen Blick darauf zu werfen. Ein Maschendrahtzaun, an dem verzogene Platten aus gewelltem Plastik hingen, verbarg die Ausgrabung zum größten Teil, aber durch Lücken zwischen den Plastikplatten konnte ich einen dunklen Schlund erkennen. Warnschilder mit Totenköpfen sorgten für ein freundliches Ambiente. Als ich wieder anfahren wollte, erregte eine Bewegung meine Aufmerksamkeit.
    Ein räudiger Kojote schlich sich durchs Gras davon, brachte die Halme zum Kräuseln und verschwand.
    Es bedurfte einiger Pappelgruppen und einer großen Menge Nichts, bis das Gras einem unbeaufsichtigten Schrottplatz und einem mit Vogelscheiße befleckten grünen Schild Platz machte, das verkündete, Ojo Negro habe 927 EINW. und liege 70 METER ü. M.
    Eine halbe Meile später erblickte ich eine dünne, schwarzhaarige Frau, die auf einer Straßenseite ging und einen großen Metallkäfig trug. Sie benutzte beide Hände, um ihn zu schleppen, und wandte mir den Rücken zu. So machte man es besser nicht.
    Beim Geräusch meines Motors drehte sie sich zu mir um, ging aber weiter auf einen braunen Jeep zu, der zehn Meter weiter geparkt war.
    Ich hielt langsam an und ließ das Beifahrerfenster herunter. Sie drehte sich abrupt um und hielt den Käfig vor sich. Eine Lebendfalle mit Federverschluss, die schwer genug war, um die Schultern der jungen Frau nach unten zu ziehen. Braune Flecken überzogen das Bodengitter.
    »Brauchen Sie irgendwas?« Sie war Anfang zwanzig, lateinamerikanischer Herkunft, trug ein weißes Westernhemd, Jeans und Stiefel. Dicke, glänzende Haare waren von einer breiten, glatten Stirn zurückgebunden. Sie hatte goldbraune Augen, eine kräftige Nase, dünne Lippen. Eine außergewöhnlich hübsche Frau; lauter Ecken, wie ein Raubvogel.
    »Ich suche Sheriff Cardenas.«
    Die Falle senkte sich ein bisschen. »Fahren Sie einfach weiter. Er ist im Ort.«
    »Wie weit ist es bis zum Ort?«
    »Direkt nach der nächsten Kurve.«
    »Vielen Dank.«
    »Sind Sie der Arzt aus L.A.?«
    »Alex Delaware.«
    »Er erwartet Sie«, sagte sie.
    »Arbeiten Sie für ihn?«
    Sie lächelte. »Ich bin seine Schwester Ricki.«
    Ich streckte die Hand aus.
    »Sie wollen mich nicht berühren, nachdem ich das hier angefasst habe.«
    »Was haben Sie gefangen?«
    »Noch einen Kojoten. Bei einer der älteren Mitbürgerinnen, um die sich George kümmert, wühlen sie im Abfall rum, aber sie will sich trotzdem keine Tonnen kaufen, die sich dicht schließen lassen. Sie ist neunundachtzig, also ruft sie George an, wenn sie Geräusche hört oder Kot findet. Es ist eigentlich Aufgabe der Tierregistrierung, aber versuchen Sie mal, die hier rauszukriegen.«
    »Machen Sie das ehrenamtlich?«
    »Ich bin eine Woche zu Besuch, hab sonst nicht viel zu tun.« Sie hob die Falle etwas an. »Es war ein kleiner Baby-Kojote, richtig verängstigt, und er hat erbärmliche Laute von sich gegeben.«
    »Ich habe gerade einen größeren in der Nähe der Kalkgrube gesehen.«
    »Die gibt es hier überall.«
    »Wir haben sie in L.A.«, sagte ich. »Raffinierte kleine Gauner.«
    »Nicht so raffiniert, dass sie nicht in eine Falle voller Katzenfutter reinmarschieren. George fängt hier alles. Luchse, Waschbären, Klapperschlangen. Er hat Berichte über Berglöwen bekommen, aber bis jetzt noch keinen gesehen. Jedenfalls muss ich jetzt saubermachen. George ist in seinem Büro. Sie können hinter mir herfahren.«
    Sie verstaute die Falle im

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