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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit weckte?«
    »Nein, nichts dergleichen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es überhaupt stimmt.«
    Ich wartete.
    »Ich bin keine Klatschtante«, erklärte Shantee Moloney.
    »Manchmal ist es schwer zu sagen, was unwichtig ist und was nicht.«
    Tote Luft.
    »Ms Moloney -«
    »Okay, okay. Nachdem Dale aufgehört hatte, ins Tierheim zu kommen, erwähnte ich einem anderen Helfer gegenüber, dass ich versucht hätte, ihn anzurufen, und der Anschluss stillgelegt sei und ich mir Sorgen machte, ob alles mit ihm in Ordnung sei. Dieser Mann sagte: ›Oh, dem geht’s prima, ich hab ihn gerade vor zwei Tagen abends im Tadich Grill gesehen.‹ Das ist ein altes Restaurant in San Francisco. Ich meinte: ›Na ja, das ist schön, jetzt weiß ich wenigstens, dass es ihm gutgeht. Aber ich frage mich immer noch, warum er so abrupt aufgehört hat, ins Tierheim zu kommen.‹ Und dieser andere Mann lacht und meint: ›Auf mich machte es den Eindruck, als sei Dale plötzlich konvertiert.‹ Ich frage: ›Was meinst du damit?‹ Und da erzählt er mir, Dale habe allein in einer Nische gesessen und ein riesiges Mahl zu sich genommen - einen großen Austernteller, Krabbencocktail, dann eine enorme Lammschulter. Das hat mich umgehauen. Ich bin Vegetarierin, aber ich esse Eier und Milchprodukte. Dale behauptete, totaler Veganer zu sein, und verbreitete sich gerne über die moralischen und gesundheitlichen Vorzüge, alle tierischen Stoffe zu eliminieren. Und jetzt stopft er sich mit Fleisch voll?«
    »Er hat es vorgetäuscht«, sagte ich.
    »Ich vermute, er hat mich reingelegt. Falls es stimmt. Eine Sache, die er nicht vorgetäuscht hat, war seine Hingabe an die herrenlosen Tiere. Niemand hätte sich zärtlicher um diese Geschöpfe kümmern können.«
    »Häschen.«
    »Da hatte jemand eine blöde Idee für ein Ostergeschenk. Gerade geborene Hasen, so groß wie Ihr Daumen. Dale blieb die ganze Nacht auf und fütterte sie mit einer Pipette. Als ich ging, war er immer noch da.«
    »Warum sollte der andere freiwillige Helfer diese Geschichte erfinden?«
    »Sagen wir bloß, dass er und Dale nicht gerade befreundet waren.«
    »Könnte ich bitte den Namen dieses Helfers haben?«
    »Brian Leary, aber das wird Ihnen nicht helfen, er ist tot. Aids, vor sechs Jahren.«
    »Ist sonst noch jemand in dem Tierheim, der sich an Dale erinnern würde?«
    »Nein«, sagte sie. »In der Mitternachtsschicht haben nur wir drei gearbeitet. Ich bin selbständige Stickerin, ich bin zeitlich unabhängig, und Brian war Krankenpfleger am UCSF, hatte die Schicht von drei bis elf und brauchte nicht viel Schlaf, deshalb kam er nach der Arbeit zu uns.«
    »Und Dale?«
    »Dale verbrachte mehr Zeit in dem Heim als alle anderen. Er hat nie von irgendeinem Job gesprochen. Ich hatte das Gefühl, die Familie hat Geld.«
    »Wieso?«
    »Danach, wie er angezogen war - zerknitterte Klamotten, aber gute Qualität. Die Art, wie er auftrat. Für Klassenunterschiede habe ich einen ziemlich guten Blick.«
    »Was war das Problem zwischen ihm und Brian?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Brian hat hauptsächlich mit den Katzen gearbeitet, er liebte Katzen. Dale und ich haben alles andere gemacht, was getan werden musste.«
    »Hat Brian nie gesagt, warum er Dale nicht mochte?«
    »Nein, ich nehme an, zwischen ihnen hat einfach die Chemie nicht gestimmt. Ich saß in der Mitte - ich dachte, sie wären beide ganz in Ordnung.«
    »Brian war ganz zufällig an jenem Abend im Tadich Grill?«
    »Ob er Dale nachgestellt hat? Ganz und gar nicht. Brian war an dem Abend verabredet, irgendein Arzt, mit dem er befreundet war.«
    »Erinnern Sie sich an einen Namen?«
    »Sie scherzen wohl«, sagte sie. »Erstens hat Brian mir keinen Namen genannt. Und zum Zweiten ist das fast ein Jahrzehnt her.«
    »Sie können einem Mann nicht vorwerfen, dass er es versucht«, erwiderte ich.
    »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Dale irgendwas Kriminelles tut. Wie auch immer, ich muss jetzt los -«
    »Wie ist es dazu gekommen, dass Dale im Tierheim gearbeitet hat?«
    »Er kam eines Abends rein und hat sich zur Verfügung gestellt. Ich hatte beide Hände voll zu tun mit wimmernden Welpen, und es war ein Segen. Er fing direkt an zu arbeiten, machte sauber, fütterte, suchte nach Flöhen. Er war großartig.«
    »Können Sie ihn mir beschreiben?«
    »Groß«, sagte Shantee Moloney.
    »Hochgewachsen oder schwer?«
    »Beides. Mindestens ein Meter achtzig, vermutlich größer. Er

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