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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ist ganz alleinsam.«
    Roland Korvutz sagte: »Lass den Gentleman in Ruhe.«
    »Er ist alleinsam , Daddy.«
    »Ich bin sicher, dass er einfach in Ruhe -«
    »Du bist alleinsam . Du kannst mit uns essen.«
    »Elena -«
    Das Mädchen zog an meinem Ärmel. » Iss mit uns!«
    »Falls dein Dad einverstanden ist«, sagte ich.
    Korvutz’ Gesicht wurde hart.
    Elena klatschte in die Hände. »Ja!«
    »Elena, hör damit auf! Lass den Gentleman -«
    Ich stand auf und brachte mein Glas Wasser mit zu ihrem Tisch.
    »Ja!«
    Korvutz sagte: »Sir, das ist nicht notwendig.«
    »Ich habe nichts dagegen, wenn es nur ein paar Minuten -«
    »Ja!«
    Das emotionale aufgewühlte Paar warf einen Blick herüber. Die Frau flüsterte ihrem Gefährten etwas zu. Er zuckte die Achseln.
    »Es ist wirklich nicht notwendig«, sagte Korvutz.
    »Es ist doch notwennig, Daddy!«
    Das glutäugige Paar grinste süffisant.
    »Elena -«
    »Notwennig!«
    »Pssst, psst -«
    »Notwenn -«
    »Elena! Pssst! Was sagen wir über La Bella?«
    Das Kind schmollte.
    Korvutz sagte: »Im La Bella müssen wir … Sag es, Liebling.«
    Eine Träne tropfte aus Elenas rechtem Auge.
    Roland Korvutz trocknete sie und küsste sie auf die Wange. »Liebling, im La Bella müssen wir leise sein.«
    »Liebling, Liebling«, sagte Elena. »Das ist Mommy .«
    »Du bist auch mein Liebling.«
    »Nein!«
    Korvutz wurde rot. »Sir, es tut mir leid, Sie zu belästigen, Sie können wieder an Ihren Tisch -«
    »Er ist a lleinsam . Ms Price sagt, man soll nett zu alleinsamen Menschen sein.«
    »Das ist in der Schule, Elena.«
    »Ms Price sagt, man soll immer nett sein.«
    »Ich kann mich hinsetzen, bis mein Essen kommt«, erklärte ich.
    »Elena, lass diesen Mann in Ruhe.«
    Korvutz’ Stimme war lauter geworden. Elenas Gesicht verzog sich zum Weinen. Er murmelte etwas in einer Sprache, die wie Russisch klang, und streckte die Hand nach ihr aus. Sie sprang schluchzend von ihrem Stuhl. Die junge Frau am Nachbartisch verdrehte die Augen.
    »Elena -«
    Das Kind rannte zu der hinteren Tür. »Ich gehe , noch einmal!«
    »Sir«, sagte Korvutz, »ich bitte um Verzeihung. Sie ist eigentlich sehr freundlich.«
    »Ich finde sie bezaubernd.« Ich versuchte, nicht herablassend zu klingen.
    Korvutz starrte mich auf eine Weise an, die verriet, dass ich es nicht geschafft hatte.
    »Ich arbeite mit Kindern«, sagte ich.
    »Als was?«
    »Als Kinderpsychologe.«
    »Okay«, sagte er äußerst desinteressiert. »Guten Appetit.« Er schaute zu meinem Tisch hinüber.
    Ich fischte das brandneue Abzeichen eines LAPD-Beraters heraus, das der Chief mir gestern Abend per Express nach Hause hatte bringen lassen, und legte es vor ihm auf den Tisch. »Wenn Sie Zeit für mich haben, Mr. Korvutz?«
    Ihm fiel der Unterkiefer herunter. Graue Augen traten hinter dicken Brillengläsern hervor. Trotz der spärlichen Beleuchtung hatten sich seine Pupillen zu Nadelspitzen zusammengezogen. »Was zum -«
    Ich steckte das Abzeichen wieder weg. »Wir müssen uns unterhalten. Nicht über Sie. Über Dale Bright.«
    Er begann, sich von seinem Stuhl zu erheben, überlegte es sich noch einmal. Beide Hände ballten sich, blieben aber auf dem Tisch. »Machen Sie zum Teufel noch mal, dass Sie hier -«
    »Ich habe dreitausend Meilen zurückgelegt, um mit Ihnen zu reden. Dale Bright hat vielleicht andere Menschen umgebracht. Extrem hässliche Morde.«
    »Ich weiß nicht, wovon zum Teufel Sie reden.«
    Ich blieb stehen, um ihn vor den prüfenden Blicken des benachbarten Pärchens oder Gios abzuschirmen. Behielt ein Lächeln auf dem Gesicht, um ein freundliches Gespräch vorzutäuschen.
    »Dale Bright. Ehemaliger Vorsitzender des Mieterbeirats in der West Thirty-fifth.«
    Korvutz’ Schultern näherten sich seinem Hals. Seine Finger streiften ein Buttermesser.
    »Sie stehen nicht unter Verdacht. Es geht um Bright. Was ich brauche, sind Details, alles, was dazu beitragen kann, ihn ausfindig zu machen.«
    Speichel sammelte sich in einem von Korvutz’ Mundwinkeln. »Ich weiß nichts.«
    »Nur ein kurzes Gespräch -«
    »Wieder werde ich gequält.«
    »Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten und uns helfen, Bright zu finden, war das das letzte Mal -«
    »Ich weiß nichts.« Er stieß die Worte zwischen zusammengepressten Lippen hervor.
    »Auch bloße Eindrücke sind wichtig. Wie er aussah, seine Angewohnheiten.«
    »Auge ist trocken!«, verkündete eine Stimme hinter uns.
    Elena kam tanzend an meine Seite, ein gefaltetes Papiertuch in der Hand.
    Roland

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