Mordgier
Und dieser spezielle D.C. ist zufällig auch der frühere Fahrer Seiner Heiligkeit.«
»Man braucht ein Dorf, um Gauner zu schnappen«, sagte ich.
»Und um sie zu züchten. Dann machte Bright also keinen schwulen Eindruck auf Polito?«
»Wenn man das mit den dramatischen Änderungen seines Äußeren kombiniert, seinem vorgeblichen Veganertum, dem Jekyll-Hyde-Muster, das seine Schwester beschrieben hat, dann können wir von gar keinen sicheren Erkenntnissen ausgehen, was ihn betrifft.«
»Die ganze Welt ist eine Bühne.«
»Eine blutige Bühne. Mal sehen, was Roland Korvutz über ihn zu sagen hat.«
»Willst du mit Korvutz direkt Kontakt aufnehmen?«
»War das nicht der Grund dafür, dass du mir seine Privatadresse und seine Lieblingslokale aufgeschrieben hast?«
»Ja, aber als ich heute Morgen wach wurde, dachte ich anders darüber. Warum sollte Korvutz überhaupt mit dir reden?«
»Wenn ich den Nachdruck auf Dale Bright lege und nicht auf ihn, hält er sich vielleicht für einen Darsteller und gibt was Interessantes preis.«
»Falls er Bright bezahlt hat, um die Safrans aus dem Weg zu räumen, wird er dir einen Tritt geben oder Schlimmeres.«
»Warum sollte man sich mit Pessimismus zufriedengeben, wenn man Fatalismus haben kann?«
»Du hast in meinem Tagebuch gelesen. Dieser Bursche könnte großen Ärger bedeuten, und ich sehe nicht, was es bringen sollte, ihn nervös zu machen. Geh wieder in dein Hotel, steck ein paar Münzen in das Massagebett und schlaf dich aus.«
»Och, danke, Mom.«
»Ich meine es ernst.«
»Wie stehen die Aktien an der Heimatfront?«
»Ein Themenwechsel ändert nichts an der Wirklichkeit.«
»Ich pass schon auf mich auf. Irgendwas Neues?«
»Die Heimatfront ist nada«, sagte er. »Warum sollte ich mich mit Fatalismus zufriedengeben, wenn ich Vergeblichkeit haben kann? Wo hattest du vor, Korvutz zu treffen?«
»Hab ich immer noch. Im La Bella.«
»Der Italiener.«
»Auf der Upper East Side, es geht nicht um kräftig gebaute Männer, die in einem Klub für geselliges Beisammensein Espresso trinken.«
»Du trittst bestenfalls Wasser, Alex. Warum sollte Korvutz auch nur über dich hinwegsehen?«
»Möchte nicht jeder irgendwann mal ein Star sein?« Mein Nacken verkrampfte sich. »Mir ist gerade was eingefallen. Wenn Dale ein Möchtegern-Olivier ist, ist er vielleicht genau aus diesem Grund überhaupt erst nach New York gegangen.«
»Das Geschrei der Fettschminke«, sagte er.
»Die Safrans waren an dem Abend, als sie verschwunden sind, zum Theater unterwegs. Eine Off-off-Broadway-Aufführung in Downtown. Was wäre denn, wenn Bright die Safrans mit dem Angebot eines Olivenzweigs in die Falle gelockt hätte? ›Ich spiele in einem Stück mit, lasse Ihren Namen auf die Gästeliste setzen, fühle mich geehrt, wenn Sie kommen und zuschauen würden, wie ich in die Kulissen beiße. Danach gehen wir etwas trinken und begraben das Kriegsbeil wegen dieser Sache mit den Eigentumswohnungen.‹«
»Und er bringt ein buchstäbliches Kriegsbeil mit … das wäre kaltblütig. Das Problem ist, dass wir schon alle denkbaren Suchprogramme nach Bright haben durchlaufen lassen, und sein Name taucht in keiner Produktion auf. Oder irgendwo sonst.«
»Das Stück hätte zu schnell wieder abgesetzt worden oder zu obskur gewesen sein können«, sagte ich. »Oder er hat einen Künstlernamen benutzt. Auf meinem Weg von Midtown hierher bin ich an der Stadtbibliothek vorbeigekommen. Vielleicht war das Karma. Ich hab noch etwas Zeit, bevor ich es bei Korvutz probiere. Mal sehen, was die Zeitungsarchive zu bieten haben.«
»Gute Idee. Wenn du was findest, vergisst du Mr. Korvutz und kommst nach Hause.«
»Das wird ja zu einer Manie bei dir«, sagte ich.
»Steinewerfer im Glashaus.«
Ich lief zurück zur Fifth, bahnte mir einen Weg durch das Nachmittagsgedränge und lief die Stufen zur Bibliothek hinauf.
Der Mikrofilm-Lesesaal war mit einem Dutzend Filmlesegeräten ausgestattet, doppelt so vielen Großformat-Lesegeräten und ein paar Mikrofiche-Bildbetrachtern. Jede Menge fleißiger Forscher warteten auf einen Leseplatz, einschließlich eines Obdachlosen, der es bis nach vorn schaffte, sich hinsetzte und aufs Geratewohl Filmspulen vor- und zurückrollte.
Ich ermittelte die Theaterführer in der Times, der Post, der Daily News und der Village Voice für die Woche vor dem Verschwinden der Safrans, wartete auf einen freien Apparat und machte mich an die Arbeit.
Eine Stunde später hatte ich eine
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