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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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unruhig an seiner fast leer getrunkenen Tasse zu fingern.
    Schönmann lächelte. »Ein Tourismusmanager, der uns und wohl auch der Stadt Gerstetten anbietet, mit irgendwelchen Sponsoringgeschichten den Fremdenverkehr anzukurbeln. Natürlich auch mit Hilfe Ihres Vereins.«
    Der Oberbürgermeister wiederholte seine Frage: »Sagt Ihnen der Name was?«
    Metzger schluckte. »Nie gehört, nein.«
     
    Es roch nach frischen Brezeln und Brot. Irgendwie heimelig, dachte Häberle, als er die Bäckerei in dem Städtchen Weißenstein betrat. Die Fahrt dorthin, durchs Roggental hinauf nach Treffelhausen und dann jenseits des schmalen Bergrückens wieder hinab in einen anderen tiefen Einschnitt am Nordrand der Schwäbischen Alb, hatte sich auf sein Gemüt gelegt. Irgendwie erinnerte ihn das Wetter an einen tristen Novembertag. Die steilen Hänge rund um Weißenstein waren ebenfalls in Nebel gehüllt, es nieselte. Und im Wetterbericht der Acht-Uhr-Nachrichten war von neuerlichen starken Regenfällen die Rede gewesen. Alles nur kein Sommer.
    Häberle stellte sich und seinen Kollegen Linkohr im Ladengeschäft der Bäckerei diskret vor, um die Hausfrauen und Rentner nicht aufzuschrecken, die an der Kasse warteten. Eine Verkäuferin verschwand hinter einer Tür und kam mit Berwanger zurück, einem Mann mittleren Alters, der ganz in Weiß gekleidet war. Er begrüßte die Kriminalisten mit Handschlag und bat sie in einen kleinen Aufenthaltsraum. Auf dem Tisch stand ein Körbchen mit frischen Brezeln. »Greifen Sie zu«, forderte Berwanger seine Gäste auf, nachdem sie sich gesetzt hatten. Die Wände waren mit Postern eines Neu-Ulmer Backmittelherstellers geschmückt, der offenbar Joggingbrot propagierte.
    »Wir halten Sie nicht lange auf«, sagte Häberle und griff nach einer Brezel, »aber wir glauben, dass Sie uns weiterhelfen können.«
    Der Bäcker faltete die Hände auf der Tischplatte. »Na ja, ich hab’s mit meiner Frau heut’ Morgen in der NWZ gelesen – diese Sache am Mordloch gestern. Und auch sie meint, dass wir vielleicht den Täter gesehen haben.«
    Häberle, dem die Brezel sichtlich mundete, hielt für einen Augenblick beim Kauen inne. »Den Täter gesehen?« Ihm stockte beinahe der Atem.
    Auch Linkohr war überrascht.
    »Na ja«, schwächte der Zeuge ab, der einen übernächtigten Eindruck machte, »vielleicht ist es auch nur Zufall gewesen. Wir sind spät von einer Geburtstagsfeier heimgekommen, muss wohl so kurz nach drei Uhr gewesen sein, gestern am Sonntag. Ich hatte einen derartigen Druck auf der Blase«, er lächelte verlegen, »na ja, es hätt’ nicht mehr heimgereicht, wenn Sie verstehen ... Auch wenn’s nur noch ein paar Kilometer gewesen wären, ich hab’ zu meiner Frau gesagt, ich muss jetzt mal. Aber auf der engen Straße kann man nirgends anhalten, nur die Zufahrt zum Mordloch eignet sich.«
    Häberle nickte aufmunternd und Linkohr machte sich Notizen auf einem Zettel.
    »Meine Frau ist dann links abgebogen und hat gehalten. Erst dann haben wir gesehen, dass da ein Kastenwagen stand. War schon komisch – um diese Zeit. Denn hinten drin hat einer mit einer Taschenlampe rumgefunzelt und gewerkelt. Meine Frau hat noch gemeint, ich soll nicht aussteigen und mich zusammenreißen ...« Er lächelte wieder verlegen. »Mit dem Pinkeln. Aber ich bin dann doch raus, war ja ziemlich finster. Da hab’ ich dann gesehen, wie jemand in dem Kastenwagen irgendwas sortiert oder umgeräumt hat. Mit einer Taschenlampe. Seltsam, hab’ ich gedacht, normalerweise hat man doch eine Innenbeleuchtung.« Er stockte. »Und dann hab’ ich gesehen, dass 30, 40 Meter weiter noch ein Auto stand. Ein Pkw-Kombi, glaub’ ich, aber es war ja so dunkel. Es könnte ein Mercedes gewesen sein, so einer, wie er heut’ in der Zeitung gesucht wird – oder auch ein anderer größerer Kombi halt. Na ja, meine Frau hat’s auch gesehen.« Er überlegte kurz. »Irgendwie war’s mir dann doch mulmig. Irgendwie sah das nicht so aus, als hätten da nur Liebespaare ein stilles Plätzchen gesucht.«
    Häberle holte tief Luft. »Können sie die Person im Kastenwagen beschreiben?«
    Der Bäcker schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. »Hatte ja nur eine Taschenlampe. Da leuchtet man sich nicht selbst ins Gesicht.«
    »Größe, Alter, Besonderheiten?« fragte der Kommissar nach.
    Der Zeuge schüttelte abermals den Kopf. »Nichts, wirklich nichts.«
    »Männlich, weiblich?«
    Er zuckte mit den Schultern und kniff die Lippen

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