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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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nur als Nachbarn, dann waren die Journalisten, die lediglich ihrer Pflicht nachgingen, plötzlich die ungeliebten Zeitungsschmierer. Sander verstand in solchen Fällen die Welt nicht mehr.
    Sie gingen einige Schritte weiter, als sich ein elektrisches Garagentor öffnete und sich ein älterer, wohlbeleibter Herr zwischen Auto und Torrahmen ins Freie zwängte. Sander reagierte sofort, ging auf ihn zu, stellte sich und seinen Kollegen vor und erklärte, worum es ging. Der Mann, der eine Art Baumschere in der Hand hielt, überlegte einen Moment und räusperte sich. »Der Flemming, was soll ich dazu sagen? Wir hatten nicht viel Kontakt – er wohnt schließlich ein Stück von uns weg, da drüben.« Der Mann deutete zur übernächsten Häuserreihe. »Ein erfolgreicher Geschäftsmann wohl. Mehr weiß ich nicht.« Er schien scharf nachzudenken. »Sympathisch war er, freundlich, wenn man sich begegnet ist – hier auf der Straße. Und seit er sich gegen den Schweinestall stark gemacht hat, hatte er viele Freunde.« Der Mann hüstelte und fügte etwas gedämpfter hinzu: »Und ein paar wenige Feinde.«
    Über die Art von Flemmings Geschäften wusste er nichts. Mit Im- und Export habe es zu tun, offenbar ein Großhandel.
    »Haben Sie zufällig eine Ahnung, mit wem er engeren Kontakt hatte – hier im Wohngebiet?« wollte Sander wissen.
    »Klar«, erwiderte der Angesprochene und deutete auf eines der nächsten Häuser, »mit den Westerhoffs. Mit denen haben die Flemmings öfter mal im Garten draußen gegrillt – bis spät in die Nacht. Das hat man dann in der ganzen ›Roßhülbe‹ gehört. So laut war das immer. Aber keiner hier hat sich etwas zu sagen getraut.« Der Mann senkte wieder seine Stimme, als ob er etwas Vertrauliches zu sagen hätte: »Westerhoff ist doch so ein Großkopfeter bei der WMF.«
    Sander ließ sich das Haus zeigen und wollte weitergehen, als der Mann noch ein paar Schritte auf ihn zukam: »Ein Tipp: Reden Sie doch mal mit der Frau Mohring, die Oma hier nebenan. Die hat gestern etwas Seltsames erlebt. Hat sie mir vorhin erzählt – und jetzt ist sie sich unsicher, ob sie’s der Polizei melden soll. Gehen Sie mal rüber.« Dann verabschiedete sich der Mann, vergaß aber nicht laut und deutlich hinzuzufügen: »Aber mein Name darf nicht in der Zeitung stehen.« Sander hatte ohnehin nicht danach gefragt gehabt.
    Die Oma war wohl knapp 70, hatte sich aber ganz gut gehalten. Aus dem Flur drangen Essensdüfte und das Gekreische mehrerer Kinder, vermutlich ihrer Enkel. In der Küche röhrte offenbar ein Dunstabzug. Der Journalist kam gleich zur Sache und spürte, dass die Frau für seine Fragen zugänglich war.
    »Ich muss nur schnell den Herd abschalten«, sagte sie und ging erstaunlich schnell in Richtung Küche, wobei sie im Flur über ein Chaos von Stofftierchen steigen musste. Aus einer der Türen tauchten zwei kleine Kinder auf, die mit Spielzeug-Bausteinen aufeinander warfen und sich anbrüllten. Augenblicke später kam die Frau zurück und griff gleich Sanders Bemerkung auf, dass sie wohl etwas Merkwürdiges beobachtet habe. Sie schien erleichtert zu sein, es endlich loszuwerden.
    »Eigentlich hab’ ich’s der Polizei melden wollen«, begann sie, während ihre flinken Augen die Umgebung absuchten, als wolle sie vermeiden, von jemandem bei diesem Gespräch gesehen zu werden. »Aber vielleicht können Sie’s ja weiterleiten, falls Sie es für wichtig erachten.«
    Sander zog unauffällig seinen kleinen Notizblock aus einer der vielen Seitentaschen seiner Outdoor-Hose. Er begann mitzuschreiben, was die Frau glücklicherweise nicht irritierte.
    »Bei meinem Nachbarn, dem Herrn Westerhoff – ich weiß nicht, ob Sie wissen, wer das ist ...« Sie wartete keine Antwort ab, sondern gab sie selbst: »Einer von der WMF, so ein ganz hoher Manager, sagt man. Der ist eng mit Flemming befreundet.« Sie trat ein Stück in den Flur zurück und wurde leiser. Sander machte einen Schritt in das Haus, während Miele draußen stehen blieb.
    »Die machen, wenn’s abends warm ist, hier nebenan immer Partys und ich kann dann kein Auge zutun. Die Kinder auch nicht – und meine Tochter und ihr Mann ebenfalls nicht.« Als ob die Enkel wüssten, dass es um sie ginge, rannten sie plötzlich auf die Oma zu und umklammerten ihre Waden. Die Frau ließ die Kleinen gewähren.
    »Nicht, dass Sie meinen, ich würd’ hier immer am Fenster stehen und alles beobachten. Aber rein zufällig hab’ ich am Samstagabend gesehen, dass die

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