MordLust
…«
»Jane.«
»Glauben Sie, dass sie mit drinsteckt?«, fragte Coombs.
»Ich glaube ja«, antwortete Lucas. »Anderson behauptet, dass Jane Widdler beteiligt war. Und zumindest einige von uns haben den Eindruck, dass sie die Wahrheit sagt.«
»Also hätte Jane Widdler Gabriella umgebracht.«
»Sie hat wahrscheinlich ihrem Mann geholfen«, sagte Lucas. »Ja, sie haben wohl als Team zusammengearbeitet.«
Coombs trank einen Schluck Limonade und lutschte einen Moment an einem Eisklumpen. »Werden Sie sie schnappen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Lucas. »Ich sehe eine Möglichkeit, aber dabei würden wir Ihre Hilfe brauchen.«
»Meine Hilfe?«
»Ja. Wegen Ihrer Mutter und den Armstrong-Quilts sind Sie in einer … irgendwie einzigartigen Situation, um uns zu helfen«, sagte Lucas.
Sie sah ihn über eine Minute lang an, lutschte dabei weiter an dem Eisklumpen, ließ ihn dann zurück ins Glas fallen und beugte sich vor. »Ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann. Aber wissen Sie, was ich am liebsten möchte? Wegen Mom und Gabriella?«
»Was denn?«
Ihre Stimme klang wie ein wütendes Knurren. »Ich hätte gern ein bisschen richtig schöne Rache. Ja, das hätte ich gern.«
Jane Widdler saß auf dem Fußboden in einem Lichtkreis und hantierte mit Büchern, Schachteln und Verpackungsband. Die Cops hatten alle Stücke zusammen mit einem Zollstock fotografiert und die Bilder dann mit Listen von gestohlenen Antiquitäten verglichen. Doch Widdler wusste, dass ihr Ladenbestand sauber war. Sie hatte für alles Belege.
Die Nachricht von Leslies Selbstmord und seiner Verwicklung
in die Morde an Bucher, Donaldson und Toms hatte sich in Windeseile über die Antiquitätenforen im Internet ausgebreitet, so dass jeder, der was zählte, davon wusste. Sie hatte bereits einige vorsichtige Anrufe von anderen Händlern bekommen, die einen Deal witterten.
Zunächst hatte sie sich darüber geärgert, diese verdammten Aasgeier. Dann wurde ihr klar, dass sie auf diese Weise einigen Kram absetzen könnte, zum Einkaufspreis oder sogar mit einem kleinen Profit, und einen ganz schönen Haufen Dollar ansammeln könnte. Genau das tat sie jetzt. Sie akzeptierte Visa, MasterCard und American Express und lieferte am nächsten Tag.
Ihre Angestellte war fort. Sie hatte einen kleinen Brief hinterlassen, in dem stand, dass sie den Druck nicht ertragen könne und dass man ihr bitte ihren letzten Gehaltsscheck nach Hause schicken möge. Na dann viel Glück, dachte Jane, während sie Styroporflocken über eine in Frankreich hergestellte Porzellanuhr im Tiffanystil aus dem neunzehnten Jahrhundert kippte, die in Luftpolsterfolie verpackt in einem Versandkarton lag. Achthundert Dollar, vierhundert weniger als der Ladenpreis, aber Cash war Cash.
Jemand klopfte an die Glasscheibe der Eingangstür. Da das GESCHLOSSEN-Schild an der Tür hing, ignorierte sie das Klopfen. Da klopfte es wieder, diesmal lauter. Vielleicht war es die Polizei? Oder der Anwalt?
Sie setzte eine missmutige Miene auf, schlug die Hände gegeneinander, um die Styroporstückchen loszuwerden, und ging zur Tür. Draußen stand eine Frau mit langen, zerzausten blonden Haaren in einem formlosen grünen Hawaiikleid und Sandalen. Sie hatte ihre Hände um die Augen gelegt und versuchte, durch die Scheibe in den Laden zu blicken.
Verärgert ging Jane Widdler zur Tür, schüttelte den Kopf und zeigte mit einem Finger auf das GESCHLOSSEN-Schild. Die Frau hielt einen Aktenordner hoch, dann drückte sie ihn
gegen die Scheibe und zeigte ebenfalls mit einem Finger darauf. Widdler gab ihrem Gesicht einen noch missmutigeren Ausdruck, ging mit dem Kopf nahe an die Scheibe heran und sah auf das Etikett des Ordners. Dort stand in einer leicht krakeligen Handschrift »Armstrong-Quilts«.
Dann rief die Frau auf der anderen Seite laut genug, dass man es mühelos durch die Tür verstehen konnte: »Ich bin Lucy Coombs. Die Tochter von Marilyn Coombs. Machen Sie die Tür auf.«
Scheiße, dachte Widdler, dann dachte sie: Eleganz. Was soll das denn? Sie schloss auf und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
»Es ist geschlossen.«
»Sind Sie Jane Widdler?«
Widdler dachte eine Sekunde nach, dann nickte sie. »Ja.«
Die Geschichte sprudelte nur so aus der Frau heraus, sie hatte sie offenbar einstudiert. »Im Haus meiner Mutter sind Briefe von der Walker Gallery und vom Milwaukee Museum angekommen. Die sagen, die Armstrong-Quilts wären gefälscht, und sie wollen ihr Geld zurückhaben, und dass das
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