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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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alles ein riesiger Steuerbetrug gewesen wäre. Ich hab die Unterlagen von meiner Mutter. Da ist ein Brief drin, aus dem hervorgeht, dass Sie und Ihr Mann Cannon Associates waren und dass Sie das meiste von dem Geld erhalten haben. Das Haus meiner Mutter ist zweihunderttausend Dollar wert, und ich sollte es erben, und nun werde ich überhaupt nichts bekommen. Entweder geben Sie mir für das Original der Akte zweihunderttausend Dollar, oder ich gehe damit zur Polizei. Die Museen können das Geld von Ihnen zurückfordern, nicht von mir.«
    Die Frau hörte sich wütend und durchgeknallt an, aber was sie über Cannon und die Armstrong-Quilts sagte, war keineswegs durchgeknallt.
    »Warten Sie, warten Sie«, sagte Widder und öffnete die Tür ein wenig mehr.

    »Hier werde ich nicht mit Ihnen reden. Ich habe Angst vor Ihnen, und ich fürchte, dass die Polizei Ihre Telefone abhört. Die National Security Agency, die CIA und das FBI, die hören jetzt alles ab, einfach alles. Ich hab Ihnen hier eine Kopie von der Akte und dem Brief mitgebracht, und darin steht auch eine Telefonnummer, unter der Sie mich morgen Vormittag um elf Uhr anrufen können. Das ist ein Apparat in einem Wal-Mart, und wenn Sie mich nicht anrufen, werden Sie mich nicht finden können, dann gehe ich zur Polizei.«
    Die Frau schob die Akte durch die Tür, und Widdler nahm sie, und sei es auch nur, damit sie nicht auf die Erde fiel. »Warten Sie, warten Sie«, sagte Widdler noch einmal, doch die Frau rannte zum Parkplatz und sprang in das schrottigste Auto, das je vor dem Laden geparkt hatte, ein verbeulter Chevy, der aussah, als wäre er mit einem Pinsel gelb angestrichen worden, und dessen hinterer Kotflügel an mehreren Stellen durchgerostet war. Die Frau startete das Auto, das mit einem rauen Rumpeln ansprang, und fuhr los.
    Jane starrte auf die Akte. »Was nun?«
     
    Am nächsten Morgen um zehn Uhr stieg Jane Widdler mit einer gewissen Befangenheit in ihren Audi und fuhr langsam und alles um sich herum beobachtend von zu Hause weg. Sie hielt Ausschau nach anderen Autos, nach denselben Autos, nach Autos, die zu langsam fuhren, und nach parkenden Autos, in denen Männer saßen. Doch letztlich würde sie zu dem Wal-Mart fahren.
    Gestern Abend hatte sie aufgrund der Telefonnummer, die Coombs ihr gegeben hatte, den Wal-Mart über einen Querverweis auf einer Webseite gefunden. Sie hatte außerdem Coombs’ Adresse herausgefunden. Sie hatte eine Weile dagesessen und über alles nachgedacht, war dann langsam und wachsam losgefahren, um den Wal-Mart zu erkunden. Dort hatte sie im Eingangsbereich drei Münzfernsprecher nebeneinander
entdeckt. Auf einem stand die Nummer, die Coombs ihr gegeben hatte. Sie hatte sich die beiden anderen Nummern notiert, dann war sie, ebenfalls auf Umwegen, zur Interstate gefahren und von dort quer durch die Stadt zu Coombs’ Haus.
    Sie hatte die Möglichkeit erwogen, die Frau vor ihrer eigenen Haustür zu erschießen. Doch was wäre dann mit dem Aktenordner? Würde sie genug Zeit haben, ihn zu finden? Würden weitere Leute im Haus sein?
    Zu viele Unsicherheiten. Sie war nach Hause gefahren – die Polizei hatte ihre Durchsuchung dort beendet – und hatte fast eine ganze Flasche Wein getrunken.
    Und als sie am Morgen um zehn Uhr losfuhr, hatte sie das Gefühl, dass eine Art Finale bevorstand.
    Sie fuhr sechs Blocks, blickte immer wieder in den Rückspiegel, dann begab sie sich in das Gewirr von schmalen Straßen im Norden der Stadt, fuhr über Hinterhofstraßen, lange, schmale Gassen, oder in Sackgassen hinein, wo sie wendete und wieder hinausfuhr, um festzustellen, ob ihr jemand folgte. Das machte sie zehn Minuten lang und sah absolut nichts.
     
    Lucas war mit seinem Auto drei Blocks entfernt, Flowers bildete die Nachhut, und Jenkins und Shrake deckten die Flanken. Über ihnen, weit über ihnen, saß Jerrold in einem Hubschrauber der Highway Patrol und verfolgte Widdler mit dem Fernglas. Del war bei Coombs.
    Sie verfolgten sie eine halbe Meile bis zur Interstate, in entgegengesetzter Richtung zum Wal-Mart, wo sie in einen Best Buy einbog und im Laden verschwand.
    »Was machen wir jetzt?«, rief Flowers.
    »Shrake? Jenkins?«, rief Lucas. »Kann einer von Ihnen da reingehen?«
    »Alles klar«, sagte Shrake.

    Doch Shrake war einen Block davon entfernt und wäre fast von einem Auto, dessen Fahrer gerade mit dem Handy telefonierte, gestreift worden, als er verkehrswidrig zu wenden versuchte. Der Parkplatz war gerammelt voll, und er

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