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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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zu verschieben. Sie hatte ein Date, bereits das fünfte mit dem gleichen Typen. Sie mochte ihn recht gern, und er wollte eindeutig, dass sie sich auszog, und sie war wild entschlossen, sich auszuziehen.
    Leider wollte er aus den falschen Gründen, dass sie sich auszog. Er war nämlich Maler. Der Inhaber des High Plains Drifter Bar & Grill in Minneapolis wollte ein Bild von einer nackten Frau, um es über seine Bar zu hängen, und der Maler, dessen Name Ron war, meinte, dass Gabriella das perfekte Modell dafür sei, auch wenn er andeutete, dass er wohl »bei den Brüsten ein bisschen nachhelfen« müsse.
    Selbst das störte sie nicht, solange sie ab und zu gebumst
wurde. Das Problem war, dass er nach Fotografien arbeitete, und Gabriellas unumstößliche sechzehnte Lebensregel lautete: Zieh dich niemals vor einer Kamera aus.
    Ron hatte ihr gut zugeredet. »Hör mal, selbst wenn ich dein Foto ins Internet stellen würde, wer würde dich denn erkennen? Wer sieht sich schon Gesichter an? Tatsache ist, dass jede zehnte Frau in den Vereinigten Staaten und vielleicht auf der ganzen Welt nackt im Internet ist. Niemand würde auf dein Gesicht achten. Und außerdem stelle ich es nicht ins Internet.«
    Beim letzten Satz schweifte sein Blick ab, und sie hatte das ungute Gefühl, dass sie etwa eine Stunde, nachdem er sie fotografiert hatte, bereits im Internet sein würde. Und drei Stunden später würde die Frau von irgendeinem Freund anrufen, um ihr zu sagen, dass alle Kopien bei Pussy-R-Us bestellt hätten.
    Die Frage war also: Würde er versuchen, sie anzumachen? Oder wollte er nur ihren Körper in einer Computerdatei?
    Coombs war wie ihre Mutter ziemlich unbekümmert, und auch wenn sie ihre Kleidung sorgfältig wählte, benutzte sie kaum Make-up. Sie hielt das für Schummelei. Parfüm benutzte sie allerdings; Düfte waren ihrer Meinung nach etwas Ursprüngliches, und ein leichter Moschusduft könnte den Maler vielleicht antörnen. Wenn nicht, nun ja, dann würde Ron eine großartige Gelegenheit entgehen, dachte sie.
    Sie tupfte das Parfüm hinter ihre Ohren, zwischen die Brüste und zuletzt oben auf die Beine. Während sie das tat, schweiften ihre Gedanken zu Lucas Davenport. Sie fand allmählich Geschmack an dem Typen, obwohl er ein Cop war und deshalb auf der Gegenseite stand, doch er hatte so eine Art, mit Frauen zu reden, dass sie das Gefühl hatte, bei ihm würde es nicht um ein Foto gehen. Und sie konnte spüren, wie er kleine Reizmoleküle verströmte; ihm gefiel, wie sie aussah. Er war natürlich verheiratet und älter. Nicht dass Verheiratetsein
immer etwas zu bedeuten hatte. Und so viel älter war er auch nicht.
    »Hmm«, murmelte sie vor sich hin.
     
    Jesse Barth zündete mit einem BIC-Feuerzeug zwei Zigaretten gleichzeitig an und gab eine davon Mike. Der Abend war mild, und die kühle feuchte Luft fühlte sich angenehm auf ihren nackten Armen und Schultern an. Sie saßen auf der Veranda vor dem Haus unter dem gelben Mückenlicht, und Screw, der Hund, kam zu ihr, schnupperte an ihrem Bein, ließ sich auf den Boden fallen und winselte, damit sie ihn am Bauch kraulte.
    Zwei Blocks entfernt beobachtete Jane Widdler hinterm Lenkrad durch ein Fernglas mit Bildstabilisator einen Moment lang die Szene, dann sagte sie: »Das ist sie.«
    »Wurde aber auch Zeit«, erwiderte Leslie. »Ob der Junge sie wohl nach Hause bringt?«
    »Wenn er das tut, ist die Sache gestrichen«, sagte Jane.
    »Yeah«, sagte Leslie. Aber er war richtig heiß darauf. Er hatte ein neues Rohr, das Griffende mit neuem Klebeband umwickelt, und er wollte es unbedingt benutzen.
     
    Lucas trank, den Hintern gegen die Küchenanrichte gelehnt, koffeinfreie Diet Coke aus der Flasche. »Es kann gut sein, dass derjenige, der Mrs. Coombs getötet hat, mit den anderen Morden doch nichts zu tun hatte«, sagte er zu Weather. »Die anderen passen in ein bestimmtes Profil. Sie waren reich; man konnte sie bestehlen, ohne dass jemand das bemerkte. Sie waren zeitlich und geografisch weit auseinander. Es waren verschiedene Polizeibezirke zuständig, so dass niemand die Fälle vergleichen würde und Ähnlichkeiten feststellen könnte. Dennoch: Coombs kannte mindestens zwei von ihnen. Und so wie sie getötet wurde …«
    Weather saß am Küchentisch und aß eine rohe Möhre. Sie
zeigte damit auf ihn und sagte: »Vielleicht verschwendest du ja deine Zeit mit Mrs. Coombs. Aber im Labor ist es so, wenn wir es mit etwas Rätselhaftem zu tun haben und bei einem Experiment

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