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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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heraus, öffneten die Tür mit einem Draht, setzten die Scheibe wieder ein und klebten sie mit Tesafilm zusammen. Wenn die Einbrecher Glück hatten, bemerkten die Hausbesitzer den Riss erst mal nicht – manchmal fiel er ihnen sogar sehr lange nicht auf -, wodurch Datum und Uhrzeit des Einbruchs kaum zu rekonstruieren waren.
    Das legte eine gewisse Erfahrung mit Einbrüchen nahe. Oder vielleicht mit Krimis.
    »Ich rufe die Polizei von St. Paul an, damit sie das Haus gründlich durchsuchen«, sagte Lucas. »Wenn Sie mir vielleicht den Namen des Freundes sagen könnten …«
    Während sie in der Küche neben dem Telefon miteinander redeten, stach ihm etwas Rotes ins Auge. Er glaubte erst, es könnte Blut sein, doch dann war ihm sofort klar, dass es keins war. Blut war dunkelrot oder schwarz. Das hier war leuchtend rot, und es befand sich in dem Spalt zwischen Herd und Kühlschrank. Er hatte es nicht gesehen, als er mit Gabriella Coombs in der Küche gewesen war und, wie er das routinemäßig an Tatorten machte, einen raschen Blick in alle
möglichen Spalten und unter Tische und Stühle geworfen hatte.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er, ging zum Herd und blickte nach unten.
    »Was ist?«
    »Sieht aus wie … einen Moment.« Er öffnete einen Küchenschrank, nahm einen Besen heraus und stocherte mit dem Stiel nach dem roten Ding.
    Eine Garnspule.
    Die Spule sprang aus dem Spalt neben dem Herd heraus, beschrieb leicht eiernd einen Halbkreis und stieß gegen seinen Schuh. Er hob sie mit einem Stück Küchenpapier auf, indem er die Spule an einem Ende packte, und legte sie auf den Herd. Beide betrachteten sie einen Moment lang schweigend.
    »Wie ist die denn dahin gekommen?«, fragte Lucy schließlich.
    »Keine Ahnung«, sagte Lucas. »Die lag letztes Mal nicht da. Im ersten Stock steht ein ganzer Schrank mit Quilt-Zubehör. Vielleicht hat Gabriella sich da oben was geholt.«
    Lucy runzelte die Stirn. »Sie macht keine Quilts. Ich hab häufiger versucht, sie dafür zu interessieren, aber ihr ist ihr soziales Leben wichtiger. Außerdem, wenn sie sich oben was geholt hat, wo hat sie die Sachen hingetan? Im Auto sind sie nicht.«
    »Sie selber ja auch nicht. Vielleicht ist sie zusammen mit einer Freundin hierhergekommen, die Quilts macht …« Lucas redete Blödsinn, und das war ihm auch klar. Dachte sich Märchen aus.
    »Die Spule stammt aus dem alten Korb«, sagte Lucy. »Das ist altes Garn, sehen Sie? Ich glaube, das wird gar nicht mehr hergestellt. Da steht Arkansas drauf. Heutzutage kommt das meiste Garn aus China oder Vietnam.«
    »Gehen wir uns doch mal den Korb ansehen«, sagte Lucas.

    Sie stiegen zusammen die Treppe hinauf, gingen zu dem großen Wäscheschrank, und Lucas benutzte wieder das Küchenpapier, um die Tür zu öffnen.
    »Ach du Scheiße«, sagte er.
    Kein Nähkorb.
    Doch unter einem ordentlichen Stapel von Stoffresten, wo der Korb gestanden hatte, lag jetzt ein schwarz lackierter Kasten mit Einlegearbeiten aus Perlmutt.
    Die Spieldose.

FÜNFZEHN
    L ucas rief Jerry Wilson an, den St.-Paul-Cop, dem man die Ermittlungen über den Tod von Marilyn Coombs aufs Auge gedrückt hatte, und berichtete ihm vom Verschwinden von Gabriella Coombs, von den Schlüsseln und dem Auto, von der mit Tesafilm zusammengeklebten zerbrochenen Scheibe, von der Garnspule und der Spieldose.
    »Das hört sich an wie aus einem Roman von Agatha Christie«, sagte Wilson.
    »Ich weiß selber, wie sich das anhört«, entgegnete Lucas. »Aber Sie müssen der Sache nachgehen, Jerry; wir müssen Gabriella finden. Ich werde mit ihrem Freund reden, aber ich könnte ein paar Cops zur Unterstützung brauchen, die mit ihren anderen Freunden und Bekannten reden.«
    »Okay. Haben Sie die Namen? Und eines kann ich Ihnen sagen – dieses Fenster wurde auf keinen Fall früher als gestern zerbrochen.«
    »Ich besorge Ihnen Namen und Telefonnummern«, sagte Lucas. »Wenn Sie sie finden, wäre das wunderbar, aber ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache.« Während Lucas mit seinem Handy telefonierte, blickte er zum Haus zurück, wo Lucy Coombs gerade die Eingangstür abschloss. »Ich fürchte, dass sie tot ist.«
     
    Lucy Coombs wollte dabei sein, wenn Lucas mit Ron Stack redete, dem Künstler, mit dem Gabriella befreundet war. Lucas sagte ihr, sie solle nach Hause gehen und sich ans Telefon hängen. »Mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ist sie
bei einer Freundin oder irgendwo Kaffee trinken«, log er sie an. »Wir müssen sie nur

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