MordLust
ausfindig machen, und dabei können Sie am besten helfen, indem Sie …«
Auf dem Weg zu Stack rief Lucas Carol an. »Haben Sie Shrake gesehen?«
»Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mich gesehen hat. Er holte sich gerade einen Kaffee, und den braucht er auch. Seine Augen haben die Farbe eines Wassermelonen-Daiquiri.«
»Verfluchter Mistkerl. Sagen Sie ihm, ich erwarte ihn in zehn Minuten vor den Parkside Lofts in Lowertown.«
Als Lucas dort ankam, saß Shrake auf einer Parkbank gegenüber von dem Apartmenthaus, in dem Stack wohnte. Er stand leicht wacklig auf, als Lucas am Bordstein hielt. Er war groß und trug einen grauen Anzug im britischen Stil, dazu ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Er hatte, wie Carol gesagt hatte, rosa Kaninchenaugen und war verkatert.
»Ich hoffe, es gibt irgendwas zu killen«, sagte er, als Lucas aus dem Auto stieg. »Ich muss dringend irgendwas killen.«
»Ich weiß. Ich hab heute Morgen schon mit Jenkins geredet«, sagte Lucas. »Wir suchen nach einem Künstler. Seine Freundin ist letzte Nacht verschwunden«, erklärte Lucas ihm, als sie die Straße überquerten.
Das Parkside war ein fünfstöckiges Gebäude, ein ehemaliges Lagerhaus, das mit finanzieller Unterstützung der Stadt in unrentable Loft-Apartments umgebaut worden war und nun schon zum vierten Mal refinanziert wurde. Sie fuhren mit dem ehemaligen Lastenaufzug, der wegen des coolen, unkonventionellen Touchs oder aus Kostengründen beibehalten worden war, in die obere Etage. Aus irgendeinem Grund roch er, wie Lucas fand, wie das Innere eines alten Turnschuhs.
Als sie aus dem Aufzug stiegen, klingelte Lucas’ Handy. Lucas sah auf die Anruferkennung – die Gerichtsmedizin. »Das muss ich annehmen«, sagte er.
»Wissen Sie, ich untersuch gerne Hunde«, erklärte der Gerichtsmediziner. »Das ist eine echte Herausforderung.«
»Irgendwas Brauchbares gefunden?«, fragte Lucas.
»Viele Leute meinen, was wir machen, ist reine Routine, Nullachtfünfzehn-Autopsien und Labortests, als ob immer alles ganz eindeutig wäre«, sagte der Gerichtsmediziner. »Das ist es aber nicht. Es gehört eine Menge mehr dazu.«
»Hören Sie, ich lad Sie irgendwann zum Mittagessen ein, dann können Sie mir das alles erzählen«, erwiderte Lucas. »Was ist mit dem Hund passiert?«
»Das wird doch nie was mit dem Mittagessen. Sie wollen mich nur bei Laune halten.«
»Was ist mit dem verdammten Hund?«, blaffte Lucas.
»Ein Rohr«, sagte der Gerichtsmediziner. »Ich hab Bucher untersucht, und Mann, wenn das nicht dasselbe Rohr war, dann war’s ein Bruder oder Cousin davon. Der Schädel des Hundes wurde zertrümmert wie bei Mrs. Bucher und Mrs. Peebles, und der Winkel, in dem zugeschlagen wurde, ist identisch. Ich meine nicht irgendwie gleich, ich meine identisch. Außerdem haben wir einiges an Blut, ich weiß aber noch nicht, ob es von einem Menschen oder von dem Hund stammt.«
»Was tippen Sie?«, fragte Lucas.
»Ich würde auf Mensch tippen«, antwortete der Gerichtsmediziner. »Sieht für mich so aus, als hätte der Köter an jemandem rumgekaut. Wir haben genug für eine DNA-Analyse, wenn es menschliches Blut ist.«
»Das ist sehr gut«, erwiderte Lucas. »Und das Rohr?«
»Das ist eine heiße Sache«, sagte der Gerichtsmediziner. »Sie sind da auf der richtigen Spur.«
»Hat sich was getan?«, fragte Shrake, als Lucas das Gespräch beendet hatte.
»Vielleicht, aber nicht, was Gabriella betrifft.«
Ron Stack wohnte in Apartment 610. Lucas klopfte an die Tür, und kurz darauf starrte ein schlecht gelaunter Mann mit schütteren Haaren und dunklem Teint sie über eine Kette hinweg an. Er trug ein Nasenpflaster, wie es Football-Spieler benutzen, um besser atmen zu können, hatte ein Bärtchen unter der Unterlippe und hielt einen Becher Kaffee in der Hand. »Was gibt’s?«
Lucas hielt seinen Ausweis hoch. »Staatskriminalamt. Wir stellen Ermittlungen zum Verschwinden von Gabriella Coombs an«, sagte Lucas.
Stack fiel die Kinnlade herunter. »Verschwinden? Sie ist verschwunden?«
»Sie sind nach unseren Informationen der Letzte, der sie gesehen hat. Können wir reinkommen?«
Stack drehte sich um und blickte in seine Wohnung, dann sah er wieder Lucas an. »Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich meinen Anwalt anrufen.«
»Wenn Sie das wollen, Mr. Stack, aber wir gehen nicht weg, bevor Sie mit uns reden. Ich kann in zwanzig Minuten einen Durchsuchungsbefehl haben, wenn Sie uns dazu zwingen. Aber es wäre viel einfacher,
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