Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
wem zusammen war. Ich geh mal rüber und seh mir das an.«
    »Denk an den Van«, sagte Lucas.

    Er klappte das Telefon zu, aber noch bevor er es in die Tasche stecken konnte, klingelte es erneut. Carol aus dem Büro. Er klappte das Handy wieder auf. »Ja?«
    »Sie müssen unbedingt jemanden anrufen, eine Mrs. Coombs.«
    »Gabriella. Die wollte ich ohnehin anrufen.«
    »Nein, Lucy Coombs, die Mutter. Sie hat wegen Gabriella angerufen. Lucy hat gesagt, Gabriella wäre verschwunden, und sie befürchtet, dass ihr etwas passiert ist.«
     
    Lucy Coombs war im Haus ihrer Mutter. Sie war groß, schlank und blond wie ihre Tochter und hatte das gleiche offene ovale Gesicht, nur dass es bei ihr von feinen Fältchen durchzogen war. Eine gut aussehende Frau, so etwa Ende fünfzig, dachte Lucas. Sie kam ihm auf dem Rasen vor dem Haus entgegen und fummelte an einem Schlüsselbund herum.
    »Ich hab Sie angerufen, weil Gabriella erzählt hat, dass sie mit Ihnen zusammenarbeitet«, sagte sie. »Ich kann sie nicht finden. Ich hab überall nach ihr gesucht und auch den Mann angerufen, mit dem sie sich zurzeit öfter getroffen hat. Er hat gesagt, er hätte sie gestern Abend bei ihrer Wohnung abgesetzt, und sie hätte vorgehabt, hierherzufahren und alle möglichen Papiere durchzusehen, und deshalb bin ich hergekommen und …«
    Sie hielt inne, um Luft zu holen. »Ganz ruhig, ganz ruhig«, sagte Lucas. »Waren Sie schon drinnen?«
    »Ja, aber da ist nichts zu sehen. In der Hintertür ist allerdings eine Scheibe zerbrochen, direkt über der Klinke. Und das hab ich hinten neben der Veranda gefunden.« Sie hielt den Schlüsselbund hoch. »Das sind ihre Schlüssel.«
    O Scheiße, dachte Lucas. Laut sagte er: »Kommen Sie, wir sehen uns ein wenig um. Hat sie ein Handy?«
    »Nein, wir halten nichts von Handys«, antwortete Coombs. »Wegen der elektromagnetischen Strahlung.«

    »Okay … Hat sie so was schon mal gemacht, dass sie einfach abgehauen ist?«
    »Schon lange nicht mehr. Ich meine, als sie jünger war, ist das schon mal vorgekommen, aber in letzter Zeit ist sie sehr viel ruhiger geworden«, sagte Coombs. »Sie hat sich jeden Tag bei mir gemeldet, seit meine Mom gestorben ist. Ich meine, ich hab ihre Schlüssel gefunden.« Sie war nicht dumm; die Schlüssel waren ein schlechtes Zeichen, und er konnte die Angst in ihren Augen sehen.
    Sie gingen um das Haus herum auf die Hintertür zu. Coombs zeigte Lucas, wo sie die Schlüssel gefunden hatte, nämlich ein Stück neben der hinteren Treppe, als ob sie jemand fallen gelassen oder dort hingeworfen hätte. »Vielleicht sind sie ihr im Dunkeln da hingefallen, und sie konnte sie nicht wiederfinden«, gab Lucas zu bedenken. »Haben Sie nach ihrem Auto gesehen?«
    »Nein, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Ich frag mich … Manchmal hat sie in der Gasse hinter dem Zaun geparkt.« Sie gingen durch den Garten zu einem fast zwei Meter hohen Lattenzaun, der Marilyn Coombs’ Grundstück von der Gasse trennte. Das Tor stand leicht auf, und als Lucas es ganz öffnete, sah er sofort Gabriellas rostigen Cavalier.
    »O Gott«, stieß Lucy Coombs hervor. Sie eilte an Lucas vorbei und näherte sich dann beinahe auf Zehenspitzen dem Auto, als hätte sie Angst hineinzusehen. Doch im Auto war nichts bis auf eine leere Flasche Kräutertee, die vor dem Rücksitz auf dem Boden lag. Das Auto war nicht abgeschlossen, aber warum sollte es auch?, dachte Lucas. Es war nichts drin, und wer sollte so ein Auto klauen?
    »Lassen Sie uns zum Haus zurückgehen«, sagte er.
    »Was glauben Sie, was passiert ist?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lucas. »Vermutlich ist sie nur irgendwo untergetaucht. Vielleicht sollte ich mal mit ihrem Freund reden.«

    »Das sollten Sie wohl«, sagte Lucy Coombs. »Ich weiß, dass es mit den beiden nicht so gut lief. Ich glaube, Gabriella wollte Schluss mit ihm machen.«
    »Wir sollten uns zuerst im Haus umsehen, und dann rede ich mit dem Typen«, sagte Lucas. »Haben Sie irgendwelche Verwandten, oder kennen Sie Freundinnen von ihr oder andere Freunde?«
     
    Sie gingen durch das Haus; da war niemand. Dann schaute sich Lucas die zerbrochene Scheibe genauer an. Er hatte es zwar noch nie in der Praxis gesehen, doch er hatte darüber in Kriminalromanen gelesen – wie Einbrecher einen Riss in einer Scheibe erzeugten, indem sie gewöhnlich mit der Spitze eines Schraubenziehers gegen das Glas drückten, bis die Scheibe an einer Stelle sprang. Dann arbeiteten sie das Glas vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher