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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Skelett eigen waren.
    Doch Bass wollte mehr. An seinem anthropologischen Institut wurden auch Verwesungsversuche durchgeführt. Dazu musste der Institutschef aber mit seinen Studenten auf einen drei Autostunden entfernt gelegenen Bauernhof der Universität fahren, was viel zu umständlich war. Denn erstens sollten die Studenten mehrmals täglich ihre Experimente im Freien überprüfen können. Zweitens sollte auch die Polizei die Möglichkeit erhalten, an Knochenerkennungskursen teilzunehmen. Auf dem Bauernhof war nichts davon sinnvoll durchführbar.
    »Ich brauche einen Platz an der Universität, an dem ich Leichen auslegen kann«, erklärte Bass daher seinem Dekan. Dem leuchtete Bass’ Idee ein: Anstatt sich nur die Knochen anzusehen und von ihnen auf die fehlenden Körpergewebe zu schließen, könnte eine auf lange Zeit angelegte, permanent durchgeführte Beobachtung der Verwesungsprozesse dabei helfen, die Liegezeit einer Leiche wesentlich besser zu berechnen.
    Im Frühjahr 1981 wurde Bass ein Gelände zugewiesen, auf dem zuvor der Universitätsmüll verbrannt worden war. Das war der eigentliche Gründungstag der Body Farm als Unterunterabteilung der Knoxviller Anthropologie. Der Universitätsverwaltung fiel das Geländegeschenk übrigens leicht, dennseit kurzem war es auch in den USA verboten, Müll im Freien abzufackeln.
    »Eine solche Außenanlage musste einfach her«, erzählt Bass fast 30 Jahre später, »es war eine Frage des Wissens oder Nichtwissens. Jedes Mal, wenn ich einen Fall bearbeite, fragt mich die Polizei zuerst, wie lange die Leiche gelegen hat. Erst dann fragen die Beamten, wer die Person überhaupt ist.« Die Frage nach der Liegezeit konnte aber, wenn, nur über die Fäulnisstadien und nicht über Form und Zustand des Skeletts beantwortet werden.
    Weil Tennessee dichter besiedelt ist als Bass’ alter Wirkungsort Kansas, bekam er in der täglichen Praxis nun wesentlich öfter Leichen zu sehen, die noch nicht skelettiert waren. Das war ein zusätzlicher, sehr guter Grund für die Einrichtung der Body Farm. »Wer in Tennessee stirbt«, sagt Bass, »der wird wahrscheinlich schon früh durch seinen Geruch aufgespürt – also während er noch im Zustand der aktiven Zersetzung durch Insekten ist.« Im dünner besiedelten Kansas wurden Leichen an abgelegeneren Orten hingegen meist viel später entdeckt. Die dortigen Körper waren oft schon komplett zersetzt; eine Faulgewebeuntersuchung erübrigte sich daher meistens.
    Bass konzentrierte sich nun immer stärker auf die forensische Arbeit mit faulendem Gewebe. Zwar forschte er mit Erfolg auch auf anderen anthropologischen Gebieten, doch die weltweit einmalige Body Farm wurde sein Steckenpferd. Sogar nach der Emeritierung stand Bass seiner gut einen Hektar großen Unterabteilung im Freien noch bis 1995 vor. Dann übergab er sie an seinen bis heute amtierenden Nachfolger Murray Marks.
    Ganz ohne Ärger ging die Gründung der Anthropological Research Facility (ARF) natürlich nicht ab. Denn gleich im ersten Betriebsjahr begann der spätere FBI-Spezialagent William Rodriguez damit, Insekten auf den verwesenden Leichen zu untersuchen. Als dann der Parkplatz der Universitätsklinikenin Richtung Body Farm vergrößert werden sollte, trat die Presse auf den Plan. »Mich hat ein Fliegenschwarm beschmutzt«, formulierte damals ein Bauarbeiter etwas hilflos in die Fernsehkameras des Lokalsenders, »die Biester stiegen von einer Leiche auf und setzten sich geradewegs auf mich!«
    Rodriguez und Bass mussten fürchten, ihr Forschungsgelände könnte von selbsthilfefreudigen Knoxvillern nachts abgeräumt werden. Deshalb bezog Rodriguez im Spätsommer 1981 kurzfristig ein Zelt auf dem Gelände der Body Farm. Der immer noch gutmütige Dekan ließ außerdem einen Zaun mit Stacheldrahtkrone errichten, der bis heute das Gelände umgibt.
    William Rodriguez steckte derweil mitten in seinen Insektenversuchen. Dazu hatte er die Leichen im Freien in Drahtkäfige gebracht, die er auf wenige Zentimeter hohe Pflöcke stellte. Der Draht hielt Füchse und andere Wirbeltiere von den Leichen fern, die Pflöcke erlaubten ihm, auch unter der Leiche Insekten zu sammeln. (Heute werden experimentell faulende Körper nicht mehr erhöht untersucht, denn Maden können fast nicht aufwärts kriechen und fallen daher von den Leichen.)
    Zu seiner großen Erleichterung konnte Rodriguez feststellen, dass seine Leichen von denselben Gliedertieren aufgesucht wurden, die auch schon andere Forscher

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