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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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seine letzten Atemzüge getan hat. Den Kollegen aus Magdeburg gelang es beispielsweise, anhand von Pilzsporen in der Nasenhöhle die Herkunft einer Waldleiche zu bestimmen. Da in der Nähe des Fundortes die zu den Sporen zählenden Pilze wuchsen und solche Pilzsporen nicht weit fliegen, hatte die Person sich am ehesten im Wald selbst getötet. Sie war zumindest nicht als Leiche dort hingebracht worden, denn dann hätte sie die Waldsporen nicht mehr einatmen können.

3. KAPITEL:
ZUFALL, ZAHLEN UND ZEUGEN
    Der vorige Abschnitt hat gezeigt, dass Menschen und Techniken zwar irren können, die Ermittlungen zuletzt aber trotzdem zum Ziel führen. Dafür gibt es viele Gründe; einer davon heißt kriminalistischer Instinkt, ein anderer Kommissar Zufall.
    Naturwissenschaftlern wird meist unwohl, wenn es um diese unkontrollierbaren Ermittlungshilfen geht. Besonders schlauen oder dummen Tätern ist aber anders oft nicht beizukommen.
    Bei Erpressungen und Entführungen mit Lösegeldforderung zeigt sich das besonders deutlich. Beide Verbrechensarten zwingen den Täter, Teile seines Charakters offen zu legen, denn er muss Forderungen stellen und einen Übergabeplan austüfteln. Bei Entführungen kommt es nicht nur darauf an, dem Täter auf die Spur zu kommen, sondern vor allem auch, das Opfer so schnell wie möglich zu befreien. Der Druck auf die Ermittler ist deshalb besonders groß.
    Im besten Fall gelingt beides: Täter und Opfer zu finden. Einige Fälle sollen zeigen, dass selbst fortschrittliche Kriminaltechniken gelegentlich nichts, Intuition und Zufall aber umso mehr dazu beitragen können.
Der verheiratete Dekorateur
    »Als wir ihn zur Vernehmung baten«, erinnert sich Kriminalobermeister Anton Kimmel aus Karlsruhe, »dekorierte er gerade das Schaufenster eines Modehauses. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, ließ sich zur Dienststelle fahren und erbleichte: Die Kriminalpolizei verdächtigte ihn der versuchtenErpressung. Doch als er sich vom ersten Schrecken erholt hatte, reagierte er genau so, wie es von einem unbescholtenen Bürger zu erwarten war: Er wusste von nichts.«
    Ganz so unschuldig, wie er sich gab, konnte der Dekorateur allerdings nicht sein. Seit längerem hatte die Polizei ein Auge auf ihn geworfen und Erstaunliches herausgefunden.
    Ende Juli 1961, eineinhalb Jahre vor der geschilderten Szene, fand eine reiche Witwe unschöne Post im Briefkasten. Sie solle zwischen dem 8. und 9. August an einem bestimmten Eckpfeiler des Gartenzauns 10 000 Mark (5112,92 Euro), in eine Plastiktüte gewickelt, ablegen. Zehntausend Mark war viel Geld in einer Zeit, in der arbeitende Menschen ihren Lohn noch lieber in den Bau eines Häuschens anstatt in Aktien und Fonds steckten.
    Der Übergabeort war stilecht ausgesucht: Er lag in der Nähe eines Friedhofs. Das wiederum passte zur Drohung, die der Brief enthielt: Wenn das Geldpaket nicht pünktlich auftauche, riskiere die Leserin, »verstümmelt aufgefunden« zu werden.
    Gleich am 8. August legte die Erpresste das Geld mittags an besagter Zaunecke ab. Elf Stunden später schlich sich ein junger Mann an die Stelle. Er streifte an der vermuteten Ablagestelle mit den Händen durchs Gras, zog aber ohne das Geld wieder ab: Die Witwe hatte aus Versehen die falsche Stelle des Zauns gewählt. Die observierenden Polizisten staunten nicht schlecht, als der Mann, so schnell wie er gekommen war, wieder in ein nahe gelegenes Wohnhaus verschwand.
    Nun legten sich die Beamten auf die Lauer. Um Viertel vor neun am nächsten Morgen kam derselbe Mann aus dem Haus und fuhr in die Stadt. Mittags kehrte er zurück und stellte sein Auto in einer Seitenstraße ab. Von dort aus schaute er sich, anscheinend voll Misstrauen, den Dienstwagen der Polizei an, der durch seine Protzigkeit auffiel. Dann fuhr der Verdächtige zum Haus, hupte zweimal und verschwand erneut in Richtung Innenstadt.
    Am kommenden Tag wurde der 22-jährige Verdächtigevorläufig festgenommen und um eine Schriftprobe gebeten. Diese ähnelte sehr stark der Handschrift des Erpresserbriefs. Als die Beamten den Mann dann noch mit seinen Bankschulden in Höhe von 10 000 Mark (5112,92 Euro) konfrontierten, überraschte der Dekorateur sie mit einer wilden Geschichte. Er habe im Gras nichts gesucht, sondern etwas abgelegt : ein benutztes Kondom. Von Geld und Erpressung wisse er nichts.
    Die Polizisten glaubten ihm kein Wort. Als sie aber die ursprüngliche Geldablagestelle absuchten, lag dort der beschriebene Gegenstand. »Peinlich

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