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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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sich nun auch, woher Hans-Jürgen damals sofort wusste, dass seine Frau »überfallen« worden war, obwohl die Schwiegermutter nur etwas von »Blut« gesagt hatte. Und so ging Hans-Jürgen erneut in Haft.
    Vor Gericht hat er nichts Überzeugendes zu sagen. Jedemist klar, dass Hans-Jürgen im Hintergrund die Strippen gezogen und seine Kontakte in den Osten für einen Auftragsmord genutzt hat. Doch »ein klares Motiv für die Tat ist nicht erkennbar geworden«, erinnert sich der damalige Ermittler, Hauptkommissar Werner Eckermann aus Hannover.
    »Auf der Hand liegt allerdings ein ganzes Motivbündel: Susannes Tod hätte ihm finanzielle Vorteile gebracht – das Haus, eine kleine Lebensversicherung.« Wichtiger war noch ein anderer Gesichtspunkt. Susannes Heilpraktiker berichtete, dass sie im Dezember 1997 bei ihm zusammengebrochen sei und dabei erwähnt hätte, dass ihr Mann fremdgehe. Sie schrieb ihrem Mann daraufhin einen Zettel, dass sie ihn nicht halten würde, wenn er gehen wolle. »Sein ausschweifendes Leben hätte er nach einer Scheidung nicht mehr weiterführen können«, meint Kommissar Eckermann. »Er hätte Unterhalt zahlen müssen, und die Unterstützung durch die Schwiegereltern [bis dahin etwa 100 000 Mark / 51 129,19 Euro; M. B.] wäre verloren gegangen.«
    Und schließlich war da auch noch ein gekränktes Ego. Der großspurige Hans-Jürgen konnte es nicht ertragen, dass seine Frau scheinbar so leicht von ihm ablassen wollte. Sowohl ein psychologischer Gutachter als auch seine zahlreichen Freundinnen bescheinigen ihm krankhafte Eifersucht. Der Gedanke, dass Susanne sich einem anderen Mann zuwenden könnte, muss ihm trotz eigener Seitensprünge unerträglich gewesen sein.
    »Was wirklich geschehen ist«, so Ermittler Eckermann, »bleibt unaufgeklärt. Vieles spricht dafür, dass Hans-Jürgen das Zimmer im Hotel für zwei Täter angemietet hat und die Tat bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag ausgeführt werden sollte. Nachdem dies in dieser Nacht aus nicht erkennbaren Gründen gescheitert ist, musste Hans-Jürgen sein Fahrzeug auch noch am Dienstag auf dem Werkstattgelände lassen. So konnte er sich auch in der kommenden Nacht von Susanne zum Großmarkt fahren lassen und sich dadurch sein Alibi verschaffen …
    Die Lettin Solvita wurde im Juli 1998 in Riga in der deutschen Botschaft vernommen. Sie bestätigte ihre Kontakte zu Hans-Jürgen. Letztmalig gesehen haben will sie ihn während ihrer Tätigkeit in einer Bar bei Hannover. Die Telefonate seien belanglos gewesen. Eine Beteiligung an der Tat konnte Solvita nicht nachgewiesen werden. Die Suche nach den ausführenden Tätern ist bis heute ergebnislos verlaufen.«
    Ergebnislos vielleicht, aber nicht straflos. Denn das Landgericht Hannover verurteilte Hans-Jürgen im Juni 1999 anhand der Indizien und Zeugenaussagen zu lebenslanger Freiheitsstrafe – wegen Anstiftung zum Mord. Der Bundesgerichtshof hat eine Revision abgelehnt, das Urteil ist rechtskräftig.
    So ist ein beinahe perfektes Verbrechen also doch gescheitert: an der zufälligen Aussage einer Prostituierten, die ihren Anwalt nicht zahlen mochte, am verschwenderischen Umgang des Täters mit Handy und Geldkarten – und an einer Sammlung von Rolex-Uhren aus Blech und Plastik.
Sag’s mit Pollen!
    Fälle, in denen gemietete Killer eine Rolle spielen, sind schwer zu lösen. Selbst wenn Zeugen den Täter erkennen, hilft das oft nicht weiter, denn die Gesuchten sind dann meist schon über alle Berge.
    Doch nicht alle Fälle, die hoffnungslos erscheinen, sind es auch. Besonders gut ist es, wenn die faszinierenden Randgebiete der Forensik und Kriminaltechnik rechtzeitig hinzugezogen werden. So wird es kaum einem Täter gelingen, eine Spur aus Insekten, Pilzen oder Pollen zu verhindern oder gar falsch zu legen. Denn erstens kennen sich selbst viele Biologen in der Welt der kleineren Lebewesen kaum aus, und zweitens kann man viele von ihnen mit bloßem Auge noch nicht einmal erkennen.
    Ein schönes Beispiel dafür lieferten Untersuchungen einerMagdeburger Arbeitsgruppe. Im Februar 1994 war in der Stadt an der Elbe bei Bauarbeiten zufällig ein Massengrab entdeckt worden. Die Skelette stammten nach ihrer Knochenform allesamt von jungen Männern. Ihre Vorderzähne waren, wohl durch Schläge, herausgebrochen. Vermutlich waren die Skelette Überreste von zuerst gefolterten und dann erschossenen Soldaten; anders war ein solches Massengrab junger Männer nicht zu erklären. Doch warum lag es mitten in

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