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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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St. Paul Park: »Leute von der Presse sind da. Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich ruhig verhalten.«
    »O Mann«, stöhnte Lucas. »Da hat sich aber jemand gleich ans Telefon gehängt.«
    »Ich nicht«, sagte Marcy. Sie gingen zur Tür, vor der ein Sendewagen von Channel Three stand, daneben zwei Reporter, die mit zwei Polizisten sprachen.
    »Kümmer du dich um sie«, sagte Lucas. »Aber sei freundlich.«
    Fünf Minuten später kehrte sie zurück. »Sie behaupten, sie hätten einen Tipp gekriegt und wüssten, dass es sich um einen SWAT-Einsatz wegen des Granatentyps aus dem Krankenhaus handelt.«
    »Und was hast du ihnen gesagt?«
    »Ich hab ihnen erzählt, was läuft, und ihnen sanft, aber bestimmt gedroht. Sie wollen hier warten, bis sich was tut.«
    »Kommen noch mehr?«, erkundigte sich Lucas.
    »Das wissen sie nicht.«
    In den folgenden fünfundvierzig Minuten trafen Vertreter von weiteren drei Sendern ein. Sie ließen die Reporter ins Rathaus, um sie von der Straße wegzubekommen. Irgendwann tauchte Ruffe Ignace auf, der Polizeiberichterstatter des Star-Tribune .
    »Lucas Davenport und die hübscheste kleine Detektivin westlich des Mississippi«, begrüßte er sie. »Der Kerl sitzt also in der Falle. Wann wollen Sie das Haus stürmen?«, fragte er.
    »Erst am Morgen. Da drin schläft eine alte Lady; die würden wir gern zuerst rausholen«, erklärte Marcy.
    »Leiten Sie den Einsatz oder das SKA?«, wollte Ignace wissen.
    »Es handelt sich um einen gemeinsamen Einsatz«, antwortete Lucas für Marcy. »Minneapolis ist verantwortlich für die Ermittlungen, aber weil dies nicht der Zuständigkeitsbereich von Minneapolis ist, stellt das SKA das SWAT-Team. Die Beamten von St. Paul Park unterstützen uns als Ortskundige.«
    »Und welche Rolle spielen Sie dabei?«, fragte Ignace. »Sie gehören nicht zum SWAT-Team.«
    »Ich brauche Überstunden«, erwiderte Lucas.
    »Sind Sie sicher, dass er da drin ist? Beim letzten SWAT-Einsatz, den ich miterlebt habe, war die Zielperson im Kino und ist seelenruhig mit einem Sixpack heimgekommen …«
    »Ist uns bekannt«, fiel Marcy ihm ins Wort. »Nein, wir sind nicht sicher, dass er da drin ist. Wir können es nur hoffen.«
    Er war im Haus. Und konnte nicht schlafen. Die Schmerzen im Fuß linderten die Medikamente, aber seine Gedanken kreisten.
    Wenn die Bullen genug über ihn erfahren hatten, um ihm auf dem Flur hinterherzurufen und ihn zu verfolgen, wussten sie zu viel. Früher oder später würden sie seinen Namen und seine Adresse herausfinden.
    Ohne Schneesturm hätte er sich schon längst auf den Weg gemacht. Tanken in Iowa, tanken in Kentucky, dann durch die anderen Staaten. Er konnte innerhalb von vierundzwanzig Stunden in Florida sein.
    Er versuchte, seine Flucht zu planen: ein paar Sachen packen, die Maschine in den Van bringen. Der Van. Wenn sie seinen Namen kannten, würden sie auch sein kalifornisches Kennzeichen ermitteln. Er brauchte neue Nummernschilder, musste den Van verkaufen, gegen Bargeld, und sich unter falschem Namen einen neuen besorgen.
    Er lag im Bett, richtete sich gelegentlich auf, um mit den Händen über seinen kahlgeschorenen Kopf zu streichen, wartete auf das erste Licht des Tages.
    Da erklang von draußen plötzlich Lärm. Er stand auf und schaute aus dem Fenster. Howard – so hieß der Mann seines Wissens – stand auf seiner hell erleuchteten Veranda und brüllte jemanden an. Dieser Jemand, kein herumalbernder Teenager, sondern ein Erwachsener, kam hinter einem Baum hervor und sagte etwas zu ihm. Darauf zog Howard sich zurück und löschte das Verandalicht. Der Mann folgte ihm ins Haus.
    Bullen, da war er sich ganz sicher. Sie hatten herausgefunden, wo er wohnte. Er schnaubte verächtlich: Früher oder später hatte das ja passieren müssen.
    Er zog sich im Halbdunkel an: Stiefel, Jeans, Sweatshirt, Parka. Und steckte Zigaretten, Brieftasche, ein Tütchen Kokain und die Waffe ein. Dazu eine Schachtel .410er-Munition und vier Handgranaten. Nach kurzem Überlegen holte er zwei weitere unter dem Bett hervor.
    »Bleibt nur noch die Flucht, Mann.«
    Er stellte sich vor, wie er auf seiner BMW filmreif aus der Garage brauste. Aber bei dem Schnee ging das nicht. Er malte sich aus, filmreif vom Dach zu rutschen. Auch das ging nicht. Beim letzten Mal hatte er sich beide Beine gebrochen.
    Beim Blick aus dem Fenster entdeckte er Furchen im Schnee: Autos waren schon eine ganze Weile keine mehr vorbeigefahren.
    Die Furchen brachten ihn auf eine Idee.

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