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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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von fünf Leuten aus, das rechnet sich leichter. Wenn sie den Stoff direkt an Dealer losschlagen, kriegen sie die Hälfte von der halben Million; das macht bei gerechter Aufteilung 50.000 für jeden. Wie viele Ärzte brauchen so dringend fünfzigtausend Dollar, dass sie sich mit ein paar unterbelichteten Rockern zusammentun, um eine Krankenhausapotheke zu überfallen?«
    »Stimmt«, pflichtete Marcy ihm bei. »Wir müssen also ein bisschen weiter unten in der Hierarchie suchen …« Sie sah den Van an, dann Lucas. »Wenn wir Joe Mack haben, rücken wir Lyle auf den Pelz. Sobald Joe einen Anwalt hat, macht er den Mund nicht mehr auf. Er hat sowieso keine Chance, warum sollte er also was sagen? Aus der Sache kann er sich nicht rausreden. Aber Lyle könnte singen, mit der richtigen Ermunterung. Oder Joe dazu bringen. Vielleicht verrät er auch den Komplizen im Krankenhaus.«
    »Okay«, sagte Lucas.
    Del folgte Lucas nach Hause. Unterwegs dachte Lucas über Marcy nach. Sie war eine gute Polizistin, wenn auch möglicherweise ein wenig zu lange auf der Straße gewesen. Der Mord an Jill MacBride hatte sie nicht so stark erschüttert wie Lucas. Für sie war das nur wieder einer dieser schlechten Tage im Leben, an die sie sich gewöhnt hatte. Manche Morde konnte Lucas ebenfalls einfach abschütteln, doch einige wenige gruben sich tief in sein Herz.
    Der Mord an Jill MacBride machte ihn zornig. Warum war er passiert? Und wie? Wie konnte das Schicksal einen Verrückten dazu bringen, in genau dem Moment zu flüchten, in dem eine Frau in ihren Van stieg, um ihre Tochter vom Kindergarten abzuholen? Manchmal erschien es Lucas, als würde das Universum von einer unsichtbaren Hand gelenkt, die alles andere als wohlwollend war. Das Böse in der Welt …
    Als Lucas und Del Lucas’ Haus erreichten, sahen sie Jenkins am Kofferraum seines Crown Vic lehnen, an dem die Rücklichter blinkten. Er hielt eine Schrotflinte auf der Hüfte abgestützt wie Rambo – vorausgesetzt, Rambo hätte je einen Parka und Winterstiefel getragen. Lucas blieb vor der Auffahrt stehen.
    »Was soll die Waffe?«, fragte er.
    »War Virgils Idee. Falls jemand die Gegend auskundschaftet, soll er wissen, dass wir bis an die Zähne bewaffnet sind«, antwortete Jenkins. »Damit er Weather nicht hier angreift, wo die Kinder und die Haushälterin sind.«
    »Dafür machen sich die Nachbarn vor Angst in die Hose«, meinte Lucas.
    »Und?«
    »Na schön. Frier dir nicht den Arsch ab«, sagte Lucas.
    »Ich geh in ein paar Minuten rein. Wenn sie das Krankenhaus beobachten, sind sie uns wahrscheinlich gefolgt.«
    Lucas lenkte den Wagen in die Garage.
    Weather war entsetzt über den Mord an Jill MacBride. »Haben wir was falsch gemacht?«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Nein, abgesehen davon, dass Joe Mack Marcy und mir entwischt ist. Tja, Pech. Das hat alles damit zu tun, dass der alte Mann im Krankenhaus zu Tode getreten wurde.«
    Sie hielten einen Moment inne, als Del in den Vorraum stapfte.
    »Jetzt, wo Joe auf der Flucht ist, bedeutet Weathers Aussage als Zeugin nicht mehr so viel. Sie kann ja nur noch jemanden identifizieren, von dem wir sowieso wissen, dass er einen Mord begangen hat«, stellte Virgil fest.
    »Ja«, pflichtete Lucas ihm bei.
    »Heißt das, dass alle nach Hause fahren?«, erkundigte sich Weather.
    Lucas schüttelte den Kopf. »Erst, wenn wir Joe haben. Möglicherweise ist er immer noch hinter dir her. Wir lassen unsere Bilder von ihm mit Photoshop bearbeiten und hängen sie überall im Krankenhaus auf. Sein Bruder meint, er sei unterwegs nach Mexiko. Vielleicht stimmt das.«
    Letty, die als Praktikantin bei Channel Three arbeitete, mischte sich ein: »Wenn niemand was dagegen hat, erzähle ich den Leuten vom Sender von dem Mord. Die bringen die Sache in den Sechs-Uhr-Nachrichten.«
    »Aber nur von dem Mord. Was wir hier reden, bleibt unter uns«, ermahnte Lucas sie.
    Letty verschwand, um beim Sender anzurufen.
    Lucas seufzte. »Früher haben mir Fälle mit Kindern nicht so zugesetzt. Damals waren das Routinetragödien für mich. In den Achtzigern, ich war noch in Uniform, hatte ich mal mit dem Verschwinden von zwei kleinen Mädchen zu tun. Sie haben mich in Zivil zu Befragungen losgeschickt. Das war mein bis dahin spannendster Fall. In den letzten Jahren geht mir so was mehr und mehr an die Nieren.«
    »Na ja, auf die Art und Weise bist du immerhin an Letty gekommen«, bemerkte Del.
    Sie blickten zu Letty hinüber, die im Wohnzimmer telefonierte.
    »Das

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